Mit einem Rundgang durch die Räume von Taxi Berlin startete heute das zweitägige Treffen der Erfa-Gruppe Zentralen. Dabei überraschte Gastgeber Hermann Waldner beim Blick in seine Dispozentrale.
Das Kürzel „Erfa“ steht bei der Erfa-Gruppe Taxizentralen für „Erfahrungsaustausch“, und genau darum geht es den Mitgliedern dieser Gruppe bei ihren zweimal jährlich statffindenden Treffen mit jeweils wechselnden Gastgebern. Diesmal waren 14 Vorstände und Geschäftsführer von großen wie kleinen Taxizentralen der Einladung von Erfa-Organisator Nico Höttges und Gastgeber Hermann Waldner nach Berlin gefolgt. Die Zentralenchefs vertreten insgesamt 11.000 Taxis, 4.700 werden allein von Taxi Berlin vermittelt.Traditionell stellt die gastgebende Taxizentrale zu Beginn des Treffens den eigenen Betrieb vor. Bei Taxi Berlin begann dieser Rundgang im Taximuseum, dessen Ausstellungsstücke sowohl die Taxihistorie allgemein als auch die Geschichte von Taxi Berlin widerspiegelt.
Waldner hatte das Gelände nach der Wende inklusive der damaligen VEB-Taxis übernommen. Er berichtete von einer abenteuerlichen Zeit damals, als ihm klar wurde, dass er mit der VEB auch eine ganze Reihe von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern übernommen hatte. „Damals gab es das geflügelte Wort im Osten Berlins, dass man dem Taxifahrer dort gar nicht erst seine Adresse nennen musste, denn er wusste sowieso, wo man wohnte“, blickt Waldner zurück.
Durch zahlreiche Fusionen und Aufkäufe anderer Taxizentralen ist im Laufe der Jahrzehnte aus dem Betrieb das heutige Taxi Berlin geworden – eine Zentrale, die zwischenzeitlich einmal 6.800 Taxis vermittelte, heute allerdings aufgrund von Corona und nahezu 6.000 taxigleich agierenden Mietwagen nur mehr an 4.700 Taxis Fahrten aufteilt.
Entsprechend ist auch der Bedarf an Dispo-Personal nicht mehr so hoch wie zu den Spitzenzeiten, als die Zentrale mit bis zu 40 Mitarbeitern pro Schicht besetzt war. „Heute ist das Call-Center ebenfalls ein Museum“, überraschte Hermann Waldner seine Gäste beim Gang in den ersten Stock. Ein großer Raum mit acht Tischreihen, bestuhlt für 40 Personen – aber gänzlich ohne Mitarbeiter.
Seine Call-Center-Damen und ‑Herren würden alle im Home-Office arbeiten oder seien bei externen Dienstleistern beschäftigt. Die digitalsierte Technik – teils erzwungen durch die Corona-Lockdowns – würde dies möglich machen. In Zeiten knapper Personalauswahl würde man mit diesem Modell punkten. Lediglich noch drei pysisch anwesende Disponentinnen und Disponenten sind bei Taxi Berlin im Verwaltungsgebäude untergebracht.
Trotz des hohen Rückgangs an Funkteilnehmern könne man durch diese und andere Maßnahmen nach wie vor wirtschaftlich agieren, zog Waldner ein positives Fazit.
Der Kostendruck wie auch die Wettbewerbssituation mit Uber waren es dann auch, die bei der kurzen Diskussion im Anschluss an den Rundgang angesprochen wurden. Man könne auf Dauer nur bestehen, wenn man gegen Uber & Co. und gegen allerlei aus den Boden sprießenden On-Demand-Diensten mit einer einheitlichen Taxi-App auftrete. Dieser Wunsch, geäußert vom Vertreter einer eher kleinstädtischen Zentrale, fand breite Zustimmung.
Angesprochen wurden auch die Möglichkeiten einer konsequenten Umsetzung der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) wie Mindestentgelte für Mietwagen oder Festpreise. Weil all das aber gegen Dumpingpreise von im Dienste der Plattformanbieter illegal agierenden Mietwagenbetreibern nicht ausreicht, müsse auch das PBefG nochmals angefasst werden. Auch, wenn das politisch nicht vor 2026 geschehen wird, müsse man die Taxipositionen und Forderungen schon jetzt bei der Politik anbringen, berichtete Waldner, der dabei auf seine Erfahrungen als Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen (BVTM) zurückgreift.
Das Treffen wird morgen fortgesetzt, dann unter anderem mit Diskussionen zu brisanten Themen wie TSE, aber auch mit einem Gastvortrag eines Bremer Rechtsanwalts, der zu Chancen für das Taxigewerbe im On-Demand-Verkehr referieren wird. jh
Fotos: Taxi Times