An diesem Wochenende wurde bekannt, dass Uber unangenehme Fahrgäste nicht nur ausschließt, sondern sie beim Bestellvorgang auch noch systematisch in die Irre führt. Die Art und Weise, wie das technisch umgesetzt wird und auf welche Daten man dafür zurück greift, macht einem Angst und Bange.
Wie die New York Times unter Berufung auf vier nicht genannte aktuelle und ehemalige Mitarbeiter berichtete, wurde von Uber mittlerweile bestätigt. Man nutze ein Programm, das Anfragen von betrügerischen Nutzern abweise, weil diese die Allgemeinen Geschäftsbedingungen verletzten würden.
Diese Strategie ist Teil eines größeren Programms „VTOS“ (Violations of Terms of Service). Es richte sich gegen Leute, welche die Uber-Fahrer körperlich attackieren wollten, lautet die Rechtfertigung. Es handle sich laut Uber um „Wettbewerber, die unsere Arbeit stören wollen oder Gegner, die bei Undercover-Einsätzen mit den Behörden unter einer Decke stecken, um unseren Fahrern eine Falle zu stellen“.
Somit werden auch potenzielle Mitfahrer, die Uber nach Einschätzung der Auswertung lediglich nutzen wollen, um Verstöße gegen lokale Gesetze nachzuweisen, nicht mitgenommen. Schlimmer noch: „Die App liefere auch noch falsche Informationen, zeigt etwa Uber-Autos an, die es nicht gibt oder tut so, als seien gar keine Angebote verfügbar. Anfragen verdächtiger Nutzer, die dennoch von einem Uber-Fahrer angenommen werden, versuche das Unternehmen zu stornieren“, schreibt der Spiegel, der als einer der ersten deutschen Medien diesen unglaublichen Vorfall aufgegriffen hat.
Richtig beängstigend wird diese Vorgehensweise, das man als „Greyballing“ bezeichnet und die derzeit in den USA in Boston und Las Vegas und weltweit in Frankreich, Australien, China, Italien und Südkorea, zum Einsatz kommt, wenn man dann auch noch erfährt, wie Uber an die Daten herankommt. Um verdächtige Personen zu identifizieren, wertet die App des Unternehmens laut dem Bericht der „New York Times“ Metadaten von Mobiltelefonen aus, etwa Seriennummern, Kreditkartennummern und Standorte. Wer sich häufig in der Nähe von Polizeistationen aufhalte, lande so auf dem Index. Auch Kreditkartennummern von Banken, die sich gezielt an Beamte richten, würden als verdächtig eingestuft. Somit werden Polizisten und andere Ordnungshüter systematisch ausgeschlossen, berichtet der Spiegel.
Was Uber als Schutz für seine Fahrer deklariert, ist nichts anderes als ein skandalöser Missbrauch von Daten. Man greift auf sie zurück, um diejenigen zu täuschen und zu zermürben, die das ungesetzliche Handeln aufdecken wollen. Man schreckt nicht einmal davor zurück, diejenigen zu brandmarken, die Kraft ihres Amtes vom Staat dafür eingesetzt werden, die Rechte und Gesetze zu wahren.
Mag sein, dass diese Unverfrorenheit in einem Trump-Amerika akzeptiert wird – in Europa, das weiterhin seine demokratischen Werte aufrecht erhalten will, darf es solch ein Vorgehen nicht geben. Spätestens jetzt muss allen Fans der Digitalisierung klar sein, dass aus der Sharing Economy eine Überwachung 4.0 wird, wenn die Politik weiterhin so bedenkenlos bestehende Gesetze zugunsten von Uber & Co ändern will. jh
Foto: Taxi Times
Die Originalmeldung finden Sie auf der englischen Taxi Times-Homepage.
Hinweis in eigener Sache: Diese Meldung können Sie auch in unserer Taxi Times-App nachlesen. Jetzt kostenlos runterladen.