Rund zwei Wochen nach dem offiziellen Start der zweiten Münchner E-Taxiförderung haben das Taxigewerbe, der ADAC, die IHK und die Stadt München einen E-Taxi-Tag veranstaltet. Die Besucher konnten dort rund ein Dutzend E-Taxis besichtigen und probefahren und sich aus erster Hand über die Förderbedingungen informieren.
Die gute Nachricht vorweg: Bereits jetzt hat die Stadt 43 Anträge für 68 E-Taxis bewilligt. Das gab eine Mitarbeiterin des Münchner Umweltreferats (RKU) am Samstag beim Münchner E-Taxitag bekannt. Es war die Auftaktveranstaltung für die zweite Förderung, welche die Stadt aufgelegt hat.
Die Fördersumme beträgt insgesamt vier Millionen Euro, aufgeteilt auf die Jahre 2024 und 2025. Pro E-Taxi mit einer gültigen Münchner Konzession können bis zu 10.000 Euro abgerufen werden. Für die 100 schnellsten Anträge gibt es sogar noch 1.000 Euro obendrauf. Somit reicht die Fördersumme aus, um bis zu 400 Münchner E-Taxis zu unterstützen. Sollte der Wagen weniger als 30.000 Euro netto kosten, dann wird maximal ein Drittel der Nettoanschaffungskosten ausgeschüttet.
Die Fördersumme wird direkt nach Inbetriebnahme des Fahrzeugs als Einmalbetrag ausbezahlt. Diese Vorgehensweise bei der Ausschüttung wurde von den Münchner Stadtratsfraktionen der Grünen und der SPD unter Beteiligung der zuständigen Verwaltungen und Referate gemeinsam mit dem Münchner Taxigewerbe erarbeitet.
Die erfreulich hohe Antragsanzahl bereits kurz nach Start der Fördermaßnahme hat mehrere Gründe: Zum einen hat die Auswahlmöglichkeit taxitauglicher E-Modelle zugenommen (dazu später mehr), zum anderen konnten sich interessierte Unternehmer bereits seit dem Herbst über eine Warteliste vormerken lassen und eine vorläufige Freigabe für einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn erwirken. Dadurch konnten noch im vergangenen Jahr Fahrzeuge bestellt und umgerüstet werden.
Der Stadt ist das Förderprogramm sehr wichtig, das wurde beim Münchner E-Taxi-Tag auch durch den Besuch des Zweiten Bürgermeisters Dominik Krause deutlich. Krause betonte in einer kurzen Ansprache, dass Münchner Taxis ein Teil und eine wichtige Ergänzung des ÖPNV und damit auch Teil der Mobilität der Zukunft sind. „Es ist deshalb elementar, dass die Branche an der Mobilitätswende mitwirkt“. Das städtische Ziel sei die Einsparung an CO₂ und Krause appellierte an die anwesenden Taxiunternehmer, „auch mit uns voranzuschreiten und den Beitrag mit uns gemeinsam zu erreichen.“ Die bereits über die Warteliste eingegangenen Anträge seien ein Beleg für den Erfolg des Förderprogramms.
Krause bedankte sich explizit bei den Taxiverbänden wie auch bei der IHK für die gelungene Kooperation bei der Ausarbeitung des Programms. Seine Vorgängerin Katrin Habenschaden hatte diesen Austausch mit einem runden Tisch angeleiert, die IHK als Organisator eines regelmäßigen Taxi-Dialogs für eine Fortführung auf Arbeitsebene gesorgt.
Diese Zusammenarbeit zeigte sich auch beim Münchner E-Taxitag. Er wurde organisiert vom Landesverband Bayern, deren neuer Geschäftsführer Christian Linz die Moderation übernahm und vom Taxiverband München, dessen Vorstandsmitglied Gregor Beiner dafür sorgte, dass insgesamt sieben Fahrzeughersteller an diesem Tag ihre Modelle präsentierten. Auch die IHK für München und Oberbayern war an der Organisation beteiligt. Dessen Vertreter Joseph Seybold machte in seiner kurzen Ansprache die Notwendigkeit der Verkehrswende deutlich. Dies sei eine Maßnahme, die sich im Abstrakten sehr einfach anhöre, die aber dann, wenn es konkret und für den Einzelnen spürbar wird, zu Ängsten und Verunsicherungen führt. Mit Blick auf die jüngsten Blockaden der Bauern und Gütertransportunternehmen sei dabei speziell die Politik gefordert, die Betroffenen aufzuklären und mitzunehmen. Das Münchner E-Taxi-Förderprojekt sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie man eine solche Wende vorantreibt und die Menschen mitnimmt, die sie umsetzen sollen.
Seybold wie auch die Vertreter der Taxibranche bedankten sich beim ADAC Südbayern und dessen Vertreter Alexander Kreipl. Der ADAC fungierte als Gastgeber der Veranstaltung und stellte die Räumlichkeiten seines Prüfcenters zur Verfügung. Er hatte dies auch bereits im Jahr 2017 getan, als eine ähnliche Veranstaltung zum damaligen Start des ersten Fördeprogramms von Taxi Times organisiert worden war.
Zudem wird der ADAC auch die Kosten der E-Taxi-Aufkleber an den Taxitüren übernehmen – sowohl bei der Erstzulassung als auch bei Beklebungen nach einer Reparatur. Man werde den Taxiunternehmern mitteilen, bei welchen Folienklebern sie die Seitenwerbung anbringen können.
Der Aufkleber macht von außen erkennbar, dass es sich hier um ein E-Taxi handelt. Jedes E-Taxi, das eine städtische Förderung erhält, muss diesen Aufkleber an beiden Seitentüren anbringen. Das ist eine der Voraussetzungen für die Förderung.
Über diese und weitere Vorgaben informierte das RKU während des E-Taxitags: Der Unternehmer muss für jedes geförderte E-Taxi eine dreijährige Haltedauer nachweisen und im gesamten Förderzeitraum mindestens 30.000 km Besetztkilometer nachweisen. Dazu verpflichtet sich der oder die Antragsteller*in, die dafür notwendigen Fahrdaten an die Landeshauptstadt München jährlich zu übermitteln.“ Vorausgesetzt wird eine Übertragung der Daten über ein digitales Verfahren, wobei hinsichtlich der Anforderungen noch keine konkreten Vorgaben gemacht werden. Dazu müsse man zunächst die Entwicklung bei der TSE-Pflicht abwarten, erklärte ein Mitarbeiter des RKU. Er hatte sich in den Pausen zu den Vorträgen mit einem Laptop an einem kleinen Stehtisch platziert und dort den interessierten Taxiunternehmern das Anmeldeportal für die E-Taxi-Förderung vorgeführt.
Gleich daneben standen die Vertreter des Münchner Sozialreferats. Sie machten nochmal auf die bereits seit längerem verfügbare Förderung eines Inklusionstaxis aufmerksam. Eine Förderung, die sich rechtlich auch mit der E-Taxi-Förderung kombinieren lässt. Wer also ein elektrisch angetriebenes Großraumtaxi für die Rollstuhlbeförderung umrüsten lässt, kann dafür in Summe bis zu 20.000 Euro Unterstützung bekommen.
Parallel zu den Vorträgen sowie zum Ende der Vorträge konnten auch die Vertreter von sieben Herstellern (meist repräsentiert von den Münchner Autohäusern) ihre mitgebrachten Elektro-Modelle vorführen, darunter auch einige Markenneulinge wie Nio und Fisker. Die Mehrzahl der gezeigten Modelle waren bereits in Hellelfenbein zu besichtigen – ein Beleg dafür, dass die meisten Modelle auch die notwendige Entwicklung eines Taxipakets bereits hinter sich haben. Einen Bericht zu den dort ausgestellten Modellen können Sie hier nachlesen.
Die Rahmenbedingen für den von der Stadt erhofften Anstieg der E-Taxiflotte auf mindestens 400 Fahrzeuge sind fahrzeugseitig also gegeben. Im Bereich der Ladeinfrastruktur bemüht man sich ebenfalls um branchengerechte Lösungen. Dazu referierten zwei Vertreter von Ladekonzepten über ihre Ideen und Möglichkeiten zum Aufbau einer exklusiven Ladeinfrastruktur für die Taxibranche. Taxi Times wird darüber in Kürze gesondert berichten.
Auch die Stadt will zu einer taxi-exklusiven Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum ihren Beitrag leisten. Eine Idee ist beispielsweise, im Westend den Taxistand Ganghoferstraße um den Bereich der Ladesäule zu erweitern. Zudem will die Stadt München Grundstückeigentümer dafür gewinnen, auf ihrem privaten Grund eine exklusive Schnellladesäule zu errichten.
Der Kick-Off für einen umfassenden Antriebswandel bei den E-Taxis ist also durchaus vielversprechend verlaufen, auch wenn die Anzahl an anwesenden Taxiunternehmern noch überschaubar war. Es ist ein dickes Brett, das man in München noch bohren muss, damit Ende 2024 wirklich 400 E-Taxis durch die Stadt fahren. jh
Das Beitragsfoto zeigt die Münchner Stadtspitze mit dem Zweiten Bürgermeister Dominik Krause (Mitte) und der Grünen-Stadträtin und Vorsitzenden der Münchner Taxikommission Sibylle Stöhr, flankiert von Alexander Kreipl vom ADAC (2.v.r. und den Vertretern der beiden Taxiverbände Gregor Beiner (TVM, links) und Thomas Kroker (LV Bayern (rechts). Foto: Taxi Times