Der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs (VSPV) fungierte am vergangenen Samstag als Gastgeber des Westfälischen Taxi- und Mietwagentags. Das Treffen war eine bunte Mischung aus Vorträgen und Minimesse.
Turnusgemäß hatte der VSPV an diesem Samstag seine Delegiertenversammlung abgehalten. Diesmal allerdings ging das rund einstündige Treffen in die Verlängerung, denn im Anschluss daran hatten VSPV-Geschäftsführer Sascha Waltemate und sein Team den Westfälischen Taxi- und Mietwagentag (WTMT) organisiert. Man hatte dazu in der Nähe des Dortmunder Flughafens die Kinderglückhalle gemietet und konnte so eine Lokation bieten, in der zum einen auf einer Bühne Vorträge gehalten werden konnten und zum anderen rund um diese Bühne sowie vor der Halle diverse Taxi-Partner ihre Produkte präsentierten.
Für die Hofheimer Firma Daniel Software war es der allererste Auftritt auf einer Taximesse. Das Familienunternehmen, das mit Vater, Sohn und Tochter sowie dem Vertriebsleiter Andre Bartels vertreten war, stellte sich als Dienstleister für die Abrechnung von Krankenfahrten vor. Sie bieten den Unternehmen die Abrechnung der Krankenfahrten als Gesamtpaket an und legen dabei besonderen Wert auf die schnelle Bearbeitung von Rückläufern.
Krankenfahrtenabrechnungen sind auch das Hauptprodukt des in der Branche seit Jahren etablierten Essener Unternehmens opta data, das nur wenige Meter weiter ebenfalls einen Infostand aufgebaut hatte – direkt neben Sabine Schunk vom Schlitzer Unternehmen MoTi, die allen Besuchern die Vorteile einer mobilen Garantie näherbringen konnte. Diese Versicherung übernimmt Reparaturkosten, die am Fahrzeug nach der herstellerseitigen Gewährleistung anfallen.
Als Fast-Neuling in der Taxibranche stellte sich Michael Niederwieser vom Leipheimer Unternehmen taxamedia vor. Er vermietet Monitore, auf denen im 16:9-Format Werbefilme oder Werbebotschaften abgebildet werden können. Die Monitore werden entweder hinter oder zwischen den Kopfstützen angebracht. Die regionale Vermarktung dieser Werbeflächen liegt dann in der Hand des örtlichen Taxiunternehmens.
Für Taxi- und Mietwagenbetriebe mit Liegend-Transporten war der Messeauftritt des Unternehmens Medirol aus Bad Oeynhausen interessant. Dessen Vertriebsmitarbeiter Andre Münk hatte eine Krankentrage aufgestellt, die man zum Messepreis von 6.255 Euro erwerben konnte.
Für Krankentransporte mit im Rollstuhl sitzenden Fahrgästen rüstet das Berkheimer Unternehmen Mobitec die Fahrzeuge um. Dessen Chef Harald Damaschke war mit einem Caddy-Maxi mit Flex-Floor-Heckausschnitt zum WTMT gekommen.
Gegenüber von Mobitec waren weitere Taximodelle aus der Nutzfahrzeugsparte von VW zu sehen. Marc-Andre Roßmeisl von Dortmunder Autohaus Hülpert hatte den neuen T7 Multivan mitgebracht, der trotz Premium-Anmutung bei geschickter Konfiguration für unter 50.000 Euro netto zu haben ist. Gleich daneben stand mit dem ID.Buzz die elektrische Großraumvariante von Volkswagen. Hier stachen vielen Betrachtern die aufpreispflichtigen, aber hochwertigen Sitzbezüge ins Auge. Joachim Flämig, deutschlandweiter Taxi-Ansprechpartner für VW-Nutzfahrzeuge und wie bei fast jeder Veranstaltung auch beim WTMT persönlich vor Ort, dürfte nun ernsthaft darüber nachdenken, diese Sitzbezüge optional in ein eventuelles werkseitiges Taxipaket aufzunehmen.
Als weiterer Fahrzeughersteller präsentierte sich der chinesische Hersteller Nio. Dessen Vertreter hatten die frohe Kunde im Gepäck, dass der ursprünglich bis Ende März befristete Taxirabatt von 30 Prozent verlängert wurde. Der Nio ET7 mit S-Klasse-Anmutung kostet netto knapp unter 45.000 Euro – zuzüglich einer Monatsmiete von 142 bzw. 242 Euro für den Akku.
Das beliebteste Auto an diesem Tag war unter den Besuchern allerdings der Food-Truck, der in Rekordzeit für die rund 200 anwesenden Gäste eine Currywurst mit Pommes nach der anderen an den Mann bzw. die Frau brachte.
Wer wollte, konnte während des Verzehrs in der Halle einem der zahlreichen Vorträge lauschen, in denen die aktuellen (Problem-)Themen der Taxi- und Mietwagenbranche angesprochen wurden. Positiv dabei war, dass sich gleich drei Vertreter des Nordrhein-Westfälischen Landtags die Zeit für einen persönlichen Besuch genommen hatten: Christoph Rasche von der FDP, Ralf Schwarzkopf von der CDU und Gordan Dudas von der SPD.
Letzterer bedauerte gegenüber Taxi Times, dass der Grünen-Verkehrsminister Oliver Krischer dem Taxigewerbe nicht mit einem persönlichen Besuch die verdiente Ehre erwiesen hat. Kröscher war aber immerhin mit einem Grußwort per Video zu Beginn der Veranstaltung zugeschalten, die kurz zuvor von Jörg Füchtenschnieder vom VSPV eröffnet worden war, ehe dann Sascha Waltemate die Moderation für den restlichen Tag übernommen hatte.
Mit einem „Gruß aus München“ bekam auch der neu gewählte Präsident des Taxi- und Mietwagenverbands Thomas Kroker eine kurze Redezeit auf dem Podium, bei der er über die Erfahrungen seit der Einführung von Taxi-Festpreisen aus seiner Heimatstadt berichtete. Krokers Verbands-Geschäftsführer Patrick Meinhardt stellte das Inklusionsprojekt vor, das der TVM gemeinsam mit dem Sozialverband Deutschland auf die Beine gestellt hat.
Weitere Vorträge nutzten dann diverse Taxi-Partner zu Kurzvorstellungen ihrer Produkte. Herr Baumann vom Hannoveraner Unternehmen Argefa Consulting berichtete über die gesetzlich notwendigen Arbeitsschutzmaßnahmen, die jeder Taxi- und Mietwagenbetrieb regelmäßig durchführen muss.
Zur gesetzlichen Pflicht zählt seit neuestem auch die Übermittlung mobiler Daten an die zentrale Mobilithek. In Nordrhein-Westfalen unterstützt die vom Land geförderte Mobidrom GmbH bei der Abwicklung. Isabell Frisch und Harald Fletscher konnten dazu detailliert informieren.
Jennifer Giersbach und Stefan Karasch von der UKV aus Saarbrücken konnten über die Vorteile einer betrieblichen Krankenversicherung berichten.
Herr Bösing von der AOK setzte die Zuhörenden über den aktuellen Stand bei der elektronischen Verordnung ins Bild und gab einen Ausblick auf die zukünftige Abrechnung von Krankenfahrten.
Zum Thema Taxiversicherungen referierte ein Vertreter der SVG Westfalen und Herr Hamann konnte berichten, was es mit dem Zahlungssystem „Pay with Charlie“ auf sich hat.
Mit Spannung erwartet wurden die Vorträge zum Thema TSE. Experte Randolf Stephany von der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein gab dazu einen herstellerneutralen Überblick über die derzeitigen Optionen. Die gesetzlich vorgegebene Verschlüsselung kann dabei direkt im Taxameter erfolgen, sie kann aber auch per Schnittstelle an die Vermittlungssoftware übermittelt werden. Holger Kampmann vom Unternehmen MPC-Software konnte dies am Beispiel seines Produkts Taris erläutern. Hier können die Taxameterdaten von Hale-Taxametern über eine SEI-Box übertragen werden, die aus Digitax-Taxametern werden bereits direkt im Taxameter signiert. Taxi Times wird über die TSE-Vorträge wie auch über den einen oder anderen Vortrag in den nächsten Tagen detaillierter berichten.
Alles in allem bot der Westfälische Taxi- und Mietwagentag eine breite Themenvielfalt, so dass für jeden Besucher garantiert etwas dabei war. jh
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Beitragsfoto: Taxi Times