Der NRW-Taxiverband VSPV hat mit dem VRR und DELFI einen Grundstein zur Standardisierung des Datenaustauschs im Gelegenheitsverkehr gelegt, einem wichtigen Baustein des Personenverkehrs der Zukunft, in dem so auch das Taxi seinen Platz bekommt.
Eine Voraussetzung dafür, dass der zukünftige Personenverkehr gut verzahnt und auf die Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt ist (also unter anderem ohne zu lange Wartezeiten einerseits und ohne leer durch die Gegend fahrende Busse andererseits), ist der Austausch von Massen an Daten, die von allen Seiten gut gehandhabt werden können und deshalb standardisiert sein müssen. Man muss die Bedürfnisse der Fahrgäste kennen und nicht nur einschätzen. Genau diesem Ziel ist man im einwohnerreichsten Bundesland jetzt einen entscheidenden Schritt näher gekommen: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) und der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen e. V. (VSPV) haben das erste gemeinsame Projekt zur Standardisierung des Datenaustauschs im Gelegenheitsverkehr (SDGV) erfolgreich abgeschlossen.
Das Projekt legt den Grundstein für die systemübergreifende Information und soll Reisende in die Lage versetzen, ihre Mobilität zu jeder Zeit ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten und zu buchen.
„Mobilitätsdaten bilden die Basis für die Mobilität der Zukunft,“ erläutert Landesdatenkoordinator Sefa Tasdemir vom VRR. „Daten- und Schnittstellenstandards sind dabei essentiell, damit ein einheitlich gedachter Verkehrsraum auch in einem einheitlichen Datenraum mündet.“ Dabei freut sich Tasdemir besonders über die Beteiligung des VSPV am Projekt: „Diese Kooperation dürfte bundesweit einmalig sein.“ VSPV-Geschäftsführer Sascha Waltemate, der auch im Kompetenzteam des Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland (TMV) das Thema Mobilitätsdaten verantwortet, betont: „Die Vision, auch im ruralen Raum auf das eigene Auto verzichten zu können, lässt sich nur unter Beteiligung des Gelegenheitsverkehrs realisieren. Dies gibt einerseits dem Taxi im ländlichen Raum wieder einen Sinn, bedingt aber andererseits dessen technische Integration in Beauskunftung und Buchung. Das SDGV-Projekt ist ein massiver Schritt in diese Richtung“.
Als Projektpartner partizipierte auch der Verein zur Förderung einer durchgängigen elektronischen Fahrgastinformation (DELFI e. V.), bekannt unter anderem durch die Echtzeit-Anzeigetafeln an Haltestellen. „Durch unsere aktive Beteiligung erhoffen wir, eine möglichst große Übertragbarkeit der gewonnen Erkenntnisse und Ergebnisse auf andere Regionen in Deutschland zu erreichen“, so DELFI-Geschäftsführer Marco F. Gennaro. „Eine erste Umsetzung der Ergebnisse, auch unter Berücksichtigung weiterer Regionen, könnte im geplanten mFUND-Projekt „ODIN“ erfolgen, welches sich zur Zeit in der Antragsphase befindet“, so Gennaro weiter.
Ziel des Projektes war die Erstellung eines Konzeptes, mit dem Daten im Gelegenheitsverkehr und erforderliche Informationen standardisiert übermittelt werden können. Der Austausch von Daten kann in drei Formen erfolgen: 1. als reiner Datenaustausch (Information), 2. in Verbindung mit Austausch eines Buchungslinks, der den Absprung zwecks Buchung auf die Seite des jeweiligen Anbieters ermöglicht, und 3. mit Tiefenintegration: Bereitstellung sämtlicher Informationen (einschl. Buchungsinformationen), um die Buchung im jeweiligen Fahrgastinformationssystem und ohne Absprung zu ermöglichen.
Um eine durchgängige elektronische Fahrgastinformation im Rahmen des DELFI-Landessystems zu gewährleisten, wurden die Hersteller der relevanten Daten- und Buchungs-Systeme in das Projekt eingebunden. Aufgrund der Strukturen in der nordrhein-westfälischen Systemlandschaft können die Ergebnisse von den an DELFI beteiligten Institutionen übernommen werden, womit eine bundesweite Nutzbarkeit sichergestellt ist.
Bereits früh nach Inkrafttreten der Personenbeförderungsrechtsnovelle 2021 fanden erste Gespräche zwischen dem VSPV und dem VRR, der auch den nordrhein-westfälischen Landesdatenkoordinator in der zentralen Koordinierungsstelle (ZKS) stellt, statt, die in einer Absichtserklärung des VSPV zur Mitwirkung am SDGV-Projekt und einem Förderantrag des VRR mit dem VSPV als assoziiertem Partner im Februar 2022 mündeten. Das vom Land NRW mit 126.000 Euro geförderte und von Landesverkehrsminister Oliver Krischer gelobte Projekt legt den Grundstein für einen flexibel und einfach nutzbaren ÖPV, der neben einer bedarfsgerechten Infrastruktur und einem attraktiven Angebot auch eine aktuelle, durchgängige und diskriminierungsfreie Fahrgastinformation und Buchungsmöglichkeiten benötigt. Die digitale Vernetzung schafft hierfür wesentliche Voraussetzungen, sie ist überdies unabdingbar für den elektronischen Vertrieb und somit der Grundstein der Servicekette „Informieren – Buchen – Bezahlen“.
Sefa Tasdemir und Sascha Waltemate sind sich einig, dass die neugegründete Landesgesellschaft NRW.Mobidrom eine wichtige Rolle bei der Umsetzung haben wird: „Die Konsolidierung der Mobilitätsdaten auf der Landesebene ist der richtige Weg und wird technische und organisatorische Voraussetzungen dafür schaffen, dass vernetzte Mobilität flächendeckend entstehen kann.“
Die Vernetzung bedingt herstellerunabhängige Standards, auf deren Basis Daten und Informationen systemübergreifend ausgetauscht werden können. Die Notwendigkeit zur Vernetzung endet nicht bei den „klassischen“ Formen des ÖPNV und erst recht nicht bei den zughörigen Systemen, sondern muss für die Mobilität der Zukunft auch zwingend die Bedienformen des Gelegenheitsverkehrs integrieren.
Die Projektbeteiligten streben an, im Rahmen künftiger Vorhaben auf den mit SDGV geleisteten Vorarbeiten aufzubauen und das fachliche Datenmodell durch ein technisches Datenmodell zu ergänzen, um so auch die technischen Grundlagen für die praktische Umsetzung eines zukunftsweisenden, standardisierten Datenaustausches im Bereich der Gelegenheitsverkehre zu schaffen.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gestaltet seit 1980 als moderner Mobilitätsdienstleister gemeinsam mit zahlreichen Partnern den Öffentlichen Personennahverkehr in der Region. Er sichert die Mobilität der 7,8 Millionen Einwohner in dem dicht besiedelten Verkehrsraum und sorgt für bedarfsgerechte und wirtschaftliche ÖPNV-Leistungen. Als SPNV-Aufgabenträger steuert der VRR den Verkehr auf der Schiene. Im Rahmen seiner Verbundaufgaben gestaltet er den Nahverkehr in den 16 kreisfreien Städten und sieben Kreisen. An den ÖPNV der Zukunft werden hohe Anforderungen gestellt. Deshalb fördert der Verbund Investitionsvorhaben, die den Nahverkehr für die Menschen in der Region verbessern.
Der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen e. V. (VSPV) ist die Berufsvertretung der im privaten Straßenpersonenverkehrsgewerbe tätigen Unternehmer. Dies sind: Taxi-, Mietwagen-, Bus- sowie Krankentransport- und Notfallrettungsdienstunternehmer, wobei das Verbandsgebiet sich in den Bereichen Taxi- und Mietwagenverkehr sowie im Busverkehr schwerpunktmäßig auf Westfalen-Lippe (Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold und Münster) erstreckt, während der Verband im Bereich Krankentransport- und Notfallrettungsdienst bundesweit tätig ist. Der VSPV hat in Nordrhein-Westfalen ca. 800 Mitgliedsunternehmen mit etwa 6.000 Fahrzeugen und knapp 10.000 Mitarbeitern. Der VSPV ist Gewerbe-, Unternehmer- und Arbeitgeberverband und ist seit 1985 als eingetragener Verein tätig. ar
Hinweis der Redaktion: Dieser Text wurde zu ca. 80 Prozent einer Presseerklärung des VSPV entnommen.
Beitragsbild: Marco F. Gennaro (DELFI), Sascha Waltemate (VSPV) und Sefa Tasdemir (VRR); Foto: VSPV