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Trojanisches Pferd: Uber beginnt Zerstörung des Taxigewerbes von innen

von Axel Rühle
3. Juli 2024
Lesedauer ca. 3 Minuten.
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Trojanisches Pferd: Uber beginnt Zerstörung des Taxigewerbes von innen
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Vor rund drei Wochen hatte Uber angekündigt, über ihre App deutschlandweit auch Taxis vermitteln zu wollen. Die Verbände warnen vor solch einer Kooperation.

Kaum hatte der amerikanische Fahrdienst Uber, dessen deutsche Partnerbetriebe bisher hauptsächlich in Ballungsgebieten illegalen taxigleichen Verkehr mit Mietwagen durchführen, eine gesamtdeutsche Invasion im Taxigewerbe angekündigt (Taxi Times berichtete), schon hoben – zumindest vereinzelt – willige Unternehmer die Hand, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Dass sie damit das Taxigewerbe in schnellen Schritten seinem eigenen Untergang näherbringen, den der seriöse Teil der Branche so mühsam aufzuhalten versucht, nehmen sie für den schnellen und nur kurzfristig zu erwartenden Gewinn offenbar gleichgültig in Kauf.

Doch diese Einzelfälle dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Die Ankündigung von Uber, künftig deutschlandweit mit dem Taxigewerbe zusammenzuarbeiten und überall in der Republik Uber-Fahrten zu ermöglichem, ist – wohlwollend ausgedrückt – nichts als ein Marketingcoup (weil es in allen Medien gestreut wurde) und – realistisch betrachtet – eine weitere Uber-Lüge: Zu einer Kooperation gehören immer zwei Seiten und die Taxiseite zeigt kein Interesse an einer solchen Kooperation.

So reagierte beispielswesie der Taxi- und Mietwagenverband Deutschland e. V. (TMV) schnell und mit dem gewohnten Vokabular auf das bundesweite Kooperationsangebot von Uber an Taxiunternehmen : „Das ist ein vergiftetes Angebot durch und durch“, kommentierte Hauptgeschäftsführer Patrick Meinhardt. „Jeder Taxifahrer, der mit Uber zusammenarbeitet, holt sich den Feind ins Bett. Ich habe auch keinerlei Verständnis für die Unternehmen, die dies machen. Das anständige Taxi- und Mietwagengewerbe braucht die Raubtierkapitalisten von Uber nicht. Im Skandal um die 1.700 illegalen Mietwagen in Berlin sieht man, wo das endet. Die Politik muss endlich Uber & Co. die rote Karte zeigen!“

Ausführlicher meldete sich der Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM), Michael Oppermann, zu Wort, sowohl mit Informationsschreiben an seine Mitglieder als auch gegenüber den Medien: in einer Erklärung gegenüber Taxi Times, in einem Interview mit dem Nachrichtensender ntv sowie mit einem Essay in der zweitgrößten Berliner Tageszeitung, dem „Tagesspiegel“: „Als Uber letzte Woche ankündigte, künftig bundesweit mit Taxiunternehmen zusammenarbeiten zu wollen, da blieb der große Aufschrei der Taxibranche aus“, war dort zu lesen. „Warum? Weil Uber heute – anders als teilweise noch 2016 – auf Taxiunternehmen trifft, die längst digital sind.“

Oppermann stellt rhetorisch die Fragen, ob sich die Lage also entspannt habe, und ob der Konflikt zwischen Taxibranche und Uber Vergangenheit ist – und antwortet: „Leider nein.“ Die Plattformen Uber und Bolt würden mit ihrer fortgesetzten Vermittlung von Mietwagen die ÖPNV-Regeln, die im Taxi gelten, umgehen. „Mit Dumping-Preisen gewinnen diese Angebote Kunden und machen den Taxifahrern das Leben schwer. Doch die niedrigen Preise haben eine Kehrseite. Für die Fahrer bedeutet das: Ausbeutung, Sozialdumping und fehlende Versicherungen sind an der Tagesordnung. Für die Fahrgäste mag ein niedrigerer Tarif zunächst attraktiv erscheinen. Allerdings werden Uber & Co. ohne tarifgebundene Taxi-Konkurrenz ihre eigenen Preise festlegen – zum Wohl der Eigner und Aktionäre, nicht zum Wohl der Fahrgäste.“

Er erinnert daran, dass der Berliner Senat dieses Jahr ein Drittel aller Betriebe „im Uber-Milieu stillgelegt“ habe. Die Landeskoalition spreche gar von organisierter Kriminalität. „Und auch das ist bemerkenswert: Die Plattform Free Now, die ebenfalls stark auf die Vermittlung von taxiähnlichen Mietwagen setzte, kündigte unlängst ihren Ausstieg an. Die Begründung hat es in sich: Das Geschäftsmodell des taxiähnlichen Mietwagens sei legal nicht zu betreiben.“

Als zynisch, wenn auch inhaltlich berechtigt, bezeichnet Oppermann ein Essay im selben Medium, mit dem ein Vertreter von Bolt kurz zuvor die Digitalisierung der Verwaltung angemahnt hatte, um „schwarze Schafe“ zu identifizieren. „Wer eine Plattform schafft, deren Erfolg wesentlich davon abhängt, dass sich illegale Strukturen und organisierte Kriminalität entfalten, der ist wohl kaum moralisch berufen, der Verwaltung Ratschläge zu geben. Und nebenbei: Bolt ist gesetzlich verpflichtet, in Echtzeit Mobilitätsdaten über seine Dienste zu liefern, was sie aber bis heute nicht tun. Unterstellen wir der digitalen Plattform, dass sie dazu problemlos in der Lage wäre, so ziehen sich die Schlüsse wie von selbst.“

Ein Schluss, der sich für Taxiunternehmer auch von selbst ziehen sollte, ist der Verzicht auf eine Zusammenarbeit mit solchen Feinden des Taxigewerbes. Doch nicht jeder durchschaut den Zynismus, mit dem Uber und Bolt ihre Dienste bewerben. Hier gibt der BVTM zielgruppenspezifische Nachhilfe: Er hat eine kurze Animation im Videoformat produziert, mit der unter dem Motto „Stop Uber“ in leicht verständlichen Worten fünf Gründe genannt werden, aus denen von einer Zusammenarbeit abgeraten wird. Kernbotschaft: „Sei kein Idiot. Fahr nicht für Uber.“ Die Argumente sind kurz und prägnant formuliert und dürften so auch jedem verständlich erscheinen.

Der Bundesverband hat an alle Mitglieder appelliert, das Filmchen per Weiterleitung breit zu streuen. Taxi Times hat dieses Video daher auch auf seinem eigenen YouTube-Kanal aufgenommen. ar

Beitragsbild: Trojanisches Pferd (Bild von storyset auf Freepik); Collage: Axel Rühle

Tags: Michael OppermannUber
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Axel Rühle

Der Berlin-Insider ist Funkkurs-Dozent und ursprünglich Stadtplaner. Seit 1992 ist er im Besitz eines Personenbeförderungsscheins und immer wieder auch im Taxi anzutreffen. Inhaltlich betreut er in Wort und Bild alle Themen rund um die Taxi Times Berlin.

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Kommentare 3

  1. Igor Isaev says:
    1 Jahr her

    Guten Tag Taxi Times ,

    Ein großen Dank für so ein guten Artikel der auf Punkt gebracht ist . Es gibt nichts dazu zu sagen bzw zu ergänzen . Sie habe RECHT .

    Ich beobachte seit einigen Tagen die Preise bei UBER und Bolt in Berlin und habe einiges festgestellt . Nach dem der Festpreis Möglichkeit bei Taxen rausgekommen ist stelle ich fest das Uber und Bolt explizit Preise für die gleiche Strecke ( Berlin HBF – Berlin Olympiastadion) für Mietwagen in ihren App runtergesetzt haben und plus dazu immer wieder 50% Rabatte auf Mietwagen Fahrten geben dafür aber den Preis für Taxi 🚕 Festpreis erhöht haben und geben kein Rabatt und keinerlei Aktion auf Taxi . Also folgende neue Preispolitik bei Uber und Bolt .: Mietwagen Preise runter + Rabatte nur für Mietwagen aber bei Taxi 🚕 Fahrt Preis deutlich nach oben und keinerlei Aktionen und keine Rabatte . Also die Menschen /Kunden auf Mietwagen lenken . Und dazu ..: Fahrer von Mietwagen bekommen Bonuszahlungen direkt von Uber Bolt und Bliq aber die Taxi Fahrer bekommen dar nichts . Also die Preispolitik und die gesamte Gestaltung und Marktziel geht Richtung Mietwagen und auf kein Fall auf Taxi . Ich habe alle Screenshots und kann vieles nachweisen das die Apps nicht dafür gedacht sind das die Aufträge über den Mietwagen Betrieb an Fahrer weiter geleitet werden. Die Aufträge bekommen die Mietwagen Fahrer direkt von Platformen !!!

    Antworten
  2. Tiffany Taxi says:
    1 Jahr her

    Warum kann man diese Apps in Deutschland nicht einfach abschalten, es handelt sich doch eindeutig um unlauteren Wettbewerb?

    Antworten
  3. Johann Gruber says:
    1 Jahr her

    I d i o t,…!? ….die Plattformen machen Dich zum „I d i o t e n“: Denen fallen immer Incentive-Programme ein, die Dich zwingen, defizitäre Fahrten durchzuführen oder gleich exklusiv für Sie zu fahren. Wenn man sich nicht beugt, wird man „ausgehungert“ oder gleich gesperrt….!!! (Es gibt ja genug Greenhorns, die ständig neu beginnen.)
    Kann nur jedem Taxi- und Mietwagenunternehmer wünschen, dass er genug eigene Stammfahrgäste von den Plattformen hat, bevor der Fiskus die Endabrechnung macht.
    D a n k e, an die Redaktion und unsere Berufsverbände, warnt uns bitte (und die Lobbyisten) weiter vor diesem Unheil.

    Antworten

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