Ein Insider aus der Versicherungsbranche beobachtet seit gut einem Jahr, wie kriminelle Fahrdienstunternehmen, die ihre Betriebe ins Ausland verlagern, auch Autoversicherungen um viel Geld betrügen. Die Schäden müssen letztlich die ehrlichen Betriebe mitbezahlen.
Im Gespräch mit Taxi Times hat ein Mitarbeiter eines deutschen Versicherungsmaklers, der unter anderem Fahrzeugversicherungen für Taxi- und Mietwagenbetriebe vermittelt, geschildert, mit welch dreisten, aber einfach anzuwendenden Methoden kriminelle Mietwagenunternehmer und zum Teil auch Taxiunternehmer Beiträge für Versicherungen hinterziehen: Der neue Inhaber bucht Lastschriften von vor dem Verkauf zurück, und die „bestattete“ und ins Ausland verkaufte Firma verschwindet mit dem Geld.
Die Masche sei seit gut einem Jahr zu beobachten, erzählt der Versicherungsfachmann. Bestimmte Firmen seien gar nicht darauf ausgelegt, mit Personenbeförderung Geld zu verdienen und nebenbei durch das Missachten einiger Regeln und ein bisschen kreative Buchführung Kosten zu sparen. Vielmehr sei das Geschäftsmodell komplett kriminell und habe das Ziel, unter gleichgültiger Inkaufnahme von Schäden für andere maximale Geldbeträge zu ergaunern.
Vor einiger Zeit seien er und andere Versicherungsmakler von einem Mitbewerber per E-Mail vor einem Mietwagenbetrieb aus Nordrhein-Westfalen gewarnt worden: Durch Tricks sei es dem Unternehmer gelungen, für seinen gesamten Fuhrpark (eine mittlere zweistellige Zahl an Mietwagen) die letzten 13 Monatsbeiträge zurückzubuchen. Anschließend habe er sein Konto leergeräumt und sei auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Der Versicherung dürfte dadurch ein Schaden von an die 100.000 Euro entstanden sein.
Dazu habe ein solcher Unternehmer auch ausreichend Zeit: Im Falle von Rückbuchungen werde zunächst von einer kurzfristigen Deckungslücke auf dem Konto ausgegangen, nach einiger Zeit eine erneute Abbuchung veranlasst und dann ggf. schriftlich beim Kontoinhaber nachgefragt. Bis dann ein Mahnverfahren eingeleitet werde, sei es bei unseriösen Unternehmen in der Regel zu spät. Sie würden regelmäßig ins Leere laufen.
Zu seiner Verwunderung seien dem Makler bisher kaum Reaktionen der Geschädigten zur Kenntnis gelangt, obwohl er sich kaum vorstellen kann, dass die Betroffenen solche durch Betrüger verursachte Schäden als Peanuts abtun können. Doch Versuche, der Täter habhaft zu werden, seien wohl vergebene Mühe.
Der Insider berichtet, dass man bei einem Geschäftsführerwechsel in einem Kundenunternehmen durchaus hellhörig werde und zunächst das Gespräch suche. Auf der Internetplattform North Data könne man sofort Informationen zu Geschäftsführern von Firmen in Erfahrung bringen. Hier gewinne man schnell einen Eindruck über die Seriosität von Personen. In den Fällen von nach Bulgarien verkauften Firmen sei er allerdings – anders als die Investigativ-Journalisten beim rbb – auf viele verschiedene Personen gestoßen.
Gibt es Möglichkeiten, solche Betrügereien im Voraus zu erkennen und zu verhindern? Nach Einschätzung des Versicherungsmaklers könnten die Versicherungen mit zwar erheblichem, aber doch überschaubarem Aufwand ihren Zahlungsverkehr für Teile der Kundschaft vom Lastschriftverfahren auf ein Vorkasse-System umstellen, das Rückbuchungen ausschließt, um im Falle von Zahlungsverzug schnell aktiv werden zu können. Dass die Versicherer dies bisher nicht tun, wundert ihn selbst, doch vermutet er, dass sie bislang gut damit fahren, sich den Aufwand und den Ärger mit solchen Kunden zu ersparen und die – im Vergleich zum Gesamtvolumen solcher Konzerne – immer noch geringen Schäden einfach im Zuge von Beitragsanpassungen auf die Gesamtheit der Versicherten umzulegen. ar
Hinweise der Redaktion: Weitere Meldungen zu den Firmenbestattungen im Taxi- und Mietwagenbereich finden Sie unter diesem Link.
Beitragsbild: Symbolfoto Axel Rühle