Hamburg unterstützt seine elektrische Taxi-Flotte auf allen Ebenen. Nun greift auch die Hamburger Hochbahn verstärkt auf die lokal emissionsfreie Flotte zurück. Auf statistische Auswertungen dürfte das keinen Einfluss nehmen.
Auch wenn der Name zunächst etwas Anderes vermuten lässt: Für die öffentlichen Verkehrsmittel wie beispielsweise die U-Bahn ist in der Hansestadt die Hamburger Hochbahn zuständig. Und wie überall in der Republik ist der Verkehrsträger im Falle einer Störung verpflichtet, den Linienbetrieb trotzdem aufrecht zu erhalten.
Ist beispielsweise eine der U-Bahn-Linien unterbrochen, werden unter anderem auch Taxis als Linienersatzverkehr gerufen. Als Partner fungiert dabei die Taxizentrale Hansafunk mit ihrer Hansa- bzw. Autoruf-Flotte. Hier gibt es künftig eine Neuerung: Auf Wunsch der Hamburger Hochbahn werden demnächst vorrangig Elektrotaxis vermittelt. Dafür haben sich der Hamburger Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks und der Referatsleiter der Verkehrsbehörde Dirk Ritter stark eingesetzt.
Vorrangig bedeutet das, dass bei allen Anforderungen für einen Ersatzverkehr mit Taxis zunächst emissionsfreie Fahrzeuge eingesetzt werden. Stehen diese nicht in dem von der Hamburger Hochbahn beauftragten Umfang zur Verfügung, werden stattdessen Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben eingesetzt, um die erforderlichen Kapazitäten zu gewährleisten.
„Der Antriebsumstieg der Hamburger Flotte wird durch Einzelmaßnahmen wie dieser gestärkt und zeigt, dass der Umstieg gegenüber den Taxenunternehmen honoriert wird und die Taxen ein Teil hin zum emissionsfreien öffentlichen Verkehr sind“, sagt dazu Dirk Ritter gegenüber Taxi Times.
In Hamburg sind Stand heute 686 Taxis elektrisch unterwegs, einige sind seit Start des Projekts bereits seit drei Jahren im laufenden Taxibetrieb. Deren Anschaffung wurde von der Stadt Hamburg im Rahmen des Zukunftsprogramms seit 2021 finanziell gefördert. Parallel dazu wird nach und nach auch eine taxi-exklusive Lade-Infrastruktur aufgebaut. Zu Beginn des Förderprogramms hatte man zudem die Bereitstellung am Hamburger Flughafen priorisiert, indem dort die vordersten beiden Einstiegsplätze ausschließlich von E-Taxis genutzt werden durften (auch am Münchner Flughafen wurde kürzlich eine solche Priorisierung eingeführt, auch wenn dort die E-Taxis nicht ganz vorne, sondern in einer eigenen zweiten Reihe einfädeln dürfen). Mittlerweile ist die Hamburger E-Taxi-Spur wieder aufgelöst worden, da aufgrund der über 600 Taxis auch so gewährleistet ist, dass für Fluggäste des Hamburger Flughafens jederzeit ein E-Taxi in Sichtweite ist.
In Hamburg müssen alle Taxis mit einem Fiskaltaxameter ausgestattet sein, so dass jede Schicht und jede Tour erfasst werden kann. Die regelmäßigen statistischen Auswertungen des Hamburger Taxiverkehrs auf Basis dieser Daten hatte kürzlich ergeben, dass Hamburger Elektro-Taxis längere Schichtzeiten und höhere Umsätze vorweisen als Taxis mit Verbrennermotor. Solche Ergebnisse sind für die Stadtpolitik auch deshalb sehr wichtig, weil ab 2025 in der Hansestadt nur noch lokal emissionsfreie Taximodelle neu zugelassen werden. Für Großraumtaxis gilt eine Ausnahme bis Ende 2027.
Kritiker dieser Auswertung kommen vereinzelt aus dem Lager der Taxiunternehmer, die gerne auch weiterhin Verbrennermotoren einsetzen wollen. Sie werfen der Behörde vor, dass man in der Auswertung die Priorisierung der E-Taxis am Flughafen nicht berücksichtigt habe.
Dirk Ritter dazu: „Die Fahrten vom Flughafen machen gut acht Prozent aller Taxenfahrten in Hamburg aus und wir haben die besondere E-Taxenregelung am Flughafen auch deshalb eingestellt, weil Taxenunternehmen aufgrund des kleinen E-Taxenspeichers und der großen Anzahl an E-Taxen über zu lange Wartezeiten gegenüber dem regulären Speicher geklagt haben.
Ritter betont zudem, dass es der Stadt bei der Auswertung auch um eine andere Grundsatzfrage ging: „Ist mit einem E-Taxi trotz der Ladebedarfe das Fahren von Touren und das Erreichen von guten Schichtumsätzen möglich? Trotz aller Unkenrufe lautet die eindeutige Antwort: Ja! Denn am Ende lügen die Zahlen nicht und E-Taxenunternehmen bestätigen, dass sich das Fahrpersonal sehr wohl auch an neue Anforderungen anpassen kann und die Integration von Laden in der Schicht kein Problem ist“. Ritters persönliches Fazit: „Man muss eben nur wollen und als Unternehmer seinem Fahrpersonal klare Ansagen machen, wie der Taxenbetrieb mit zeitgemäßen Fahrzeugen zu laufen hat.“
Auch die nun angekündigte vorrangige Vermittlung beim Linienersatzverkehr der Hochbahn dürfte aufgrund der Gesamtzahl aller Hamburger Taxitouren nur einen Anteil im Promillebereich ausmachen und somit keine Auswirkungen auf die nächste Statistik haben.
Anmerkung der Redaktion: Keine andere Stadt setzt die Verkehrswende zu umweltschonenden Antrieben in allen Bereichen der Mobilität so konsequent um wie Hamburg. Dass man dabei von Anfang an auch das privat finanzierte Taxigewerbe mitgenommen hat, diente seit Beginn des Projekts Zukunftstaxi der Zielsetzung, ab 2025 keine Verbrennertaxis mehr zuzulassen. Das hat man gegenüber dem Taxigewerbe auch stets so kommuniziert. Dass nun – je näher der 1.1.2025 rückt – auch die Stimmen der E-Taxi-Gegner lauter werden, liegt in der Natur der Sache. Jedoch muss allen klar sein, dass sich die Stadt von diesem Ziel nicht mehr abbringen lassen wird.
Beitragsfoto: Mercedes-Benz eVito. Quelle: BVM
Vorbildlich Stadt !!! Weiter so Hamburg 🫶🏼
Beste grüße aus Düsseldorf
Wenn andere Städte genauso handeln würde hätte das Taxi mehr Chancen