Als „Desaster“ nimmt ein News-Magazin das Ende des Kölner On-Demand-Projekts Isi wahr. Aber ist es nicht einfach nur logisch, dass solche aufgesetzten Projekte scheitern müssen?
„Es begann so vielversprechend, doch ist schon wieder vorbei. Das Vorhaben E-Taxi-Flotte endet in einem Desaster“, so „KAinsider“, ein News-Magazin für Karlsruhe und Baden-Württemberg. Aber ist es wirklich ein Desaster für die Mobilitätswende, wenn ein solches Projekt stillgelegt wird?
Wie auch anderswo oft versucht, betreiben die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) – nunmehr wohl nur noch bis Ende dieses Jahres – einen auf den Namen „Isi“ getauften On-Demand-Verkehr für eine bedarfsgesteuerte Personenbeförderung mit Kraftfahrzeugen. Dieser so genannte On-Demand-Verkehr ist verkehrlich und tariflich in den Gemeinschaftstarif der Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH integriert. Der in der Presse verwendete Begriff E-Taxi ist dabei irreführend, denn eingesetzt wird eine Flotte von gesondert gebrandeten E-Fahrzeugen, die von einem eigenen Fahrerteam bewegt werden.
Interessant ist hier, dass offensichtlich die Kölner selbst das Projekt abgewählt haben, denn es scheint daran zu scheitern, dass es zu wenig genutzt wird und der Bedarf weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei, berichtet „KAinsider“. Der Abschlussbericht des Projektes unterböte alles, was man sich ausgemalt habe. Nach vier Jahren extrem lauem Betriebs werde Isi deshalb in den Ruhestand geschickt. Andere ähnlich gestaltete Projekt waren in der Vergangenheit zwar besser von der Bevölkerung angenommen worden, dann aber umso mehr an den enorm hohen Kosten gescheitert, die die Anschaffung, Einstellung und Bereithaltung einer solchen Sonderflotte mit Fahrerteam verursacht.
In Köln startete man das Projekt im Jahr 2020. Das Angebot der KVB galt damals als superinnovativ. Man wollte damit Randbezirke wie Porz und Nippes mobiler machen. Über eine App konnte man die Fahrten mit Isi buchen. Wie die Zahlen zeigen, hat das allerdings kaum jemand getan. Nun könnte man das schöne Projekt für diejenigen, die es trotzdem nutzen, weiterlaufen lassen. Es würde auch weiterhin als ein Zeichen für umweltbewusstes Fahren gelten und vielleicht nach und nach auf mehr Interesse treffen. Das können sich die KVB aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten. Denn ihre E-Auto-Flotte war auch vom wirtschaftlichen Aspekt her das reinste Desaster.
Der Abschlussbericht des Projektes belegt, dass die KVB für jede Fahrt im Schnitt ein Minus von 26,35 Euro zu verbuchen hatte. Man habe innerhalb der vier Jahre seit Projektstartgerade einmal 18.500 Registrierungen verbucht. Zusätzlich seien die 21.500 Fahrten der letzten fünf Monate vor Erstellung des Projektberichts von nur 1.710 Nutzern durchgeführt worden, und die Hälfte davon wiederum von nur 89 „Wiederholungstätern“. Es gab also wenige Stammkunden, die sehr regelmäßig Isi nutzten, während die restlichen Kölner sich nicht für das Angebot interessierten.
Ökonomisch ist folglich davon auszugehen, dass allein die Anschaffung und Unterhaltung einer solchen Flotte nebst Fahrerteam und deren Führungsriege Summe X kostet. Wird deren Angebot dann auch noch genutzt, stehen zwar Einnahmen dagegen, aber es entstehen auch weitere Kosten. Somit bedarf es je nach Tarif einer gewaltigen Anzahl von Nutzern, bevor das Projekt tatsächlich wirtschaftlich funktioniert. Bis dahin wird es zunächst aber eher teurer und teurer, je mehr Bürger ein solches Fahrzeug bestellen. Und so haben auch andere Kommunen solche Projekte schon erschrocken sofort gestoppt, als sie erkannten, welch ein schwarzes Loch sie sich da an Land geholt hatten (Beispiel BEA im Sauerland). Im Nachhinein dürfen die KVB also vielleicht sogar froh sein, dass die Kölner sie hier nicht so sehr in Anspruch genommen haben, bevor man erkannt hat, dass Isi wohl doch keine so gute Idee war.
Hinzu kommt in vielen Fällen noch eine Preisstruktur, die mehr oder weniger jeden Nutzer aufgrund Ihrer Komplexität verschrecken muss. Die KVB hat für Isi im Internet folgende Tarifstruktur veröffentlicht: Alle, die ein Deutschlandticket, Abo, JobTicket, Semesterticket, Monats- oder Wochenticket haben, können Isi tagsüber in Nippes und Porz mit ihrem Ticket kostenlos nutzen; eine Fahrt nachts oder am Wochenende im Innenstadtbereich kostet 3,80 Euro. Alle anderen können Isi mit den regulären Bartarif-Tickets ab Preisstufe 1b nutzen (Einzelticket oder 24-Stunden-Ticket, usw.; die Kurzstrecke gilt nicht). Ein Ticket für eine einzelne Fahrt kostet bei der Buchung in der Isi-App 3,39 Euro (Einzelticket 1b). Das Ticket gilt 90 Minuten, d. h., das Ticket kann auch noch für die Weiterfahrt innerhalb Kölns genutzt werden. Beim Kauf des Tickets im Fahrzeug kostet das Einzelticket (Preisstufe 1b) 3,50 Euro. Nachts kommt zusätzlich noch ein Zuschlag in Höhe von 4,90 Euro dazu. Alles klar?
„Im Dezember wird die E-Taxi-Flotte seinen letzten Kunden befördern – doch auch wenn ISI im Desaster endete, bleibt das Experiment ein wertvoller Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität“, schreibt „KAinsider“ – und meint damit hoffentlich nur, dass man aus Fehlern lernen kann. Denn dort, wo es schon einen Linien-ÖPNV und parallel eine Taxiflotte gibt, beide durchaus noch mit weiteren Beförderungskapazitäten, sollte jede weitere nachhaltige Mobilitätsinnovation ausschließlich unter Nutzung dieser Kapazitäten entstehen. Sie darf also nicht alternativ die damals offensichtlich noch vorhandenen Fördergelder über die Anschaffung weiterer Kapazitäten verbrennen, ohne an die vorhandenen Systeme andocken zu können und nur deren Überkapazitäten nutzen. rw
Beitragsfoto: KVB
Ich habe es schon immer gesagt, dass On Demand nur kostendeckend mit dem Taxigewerbe langfristig auf ein solides Fundament gestellt werden kann. Alles andere ist nur Geldverbrennerei. Bei uns im Kreis Kleve funktioniert es wunderbar.