Mit geballtem Knowhow und wegen Zeitdrucks bei der TSE-Umsetzung kooperieren zwei der drei großen Anbieter jetzt noch enger, um das Taxi konkurrenzfähig zu halten. Robert Abel von FMS sitzt künftig im Aufsichtsrat von Seibt & Straub.
Zur Kooperation zwischen Seibt & Straub und fms/Austrosoft, die am 1. August mit einem Erwerb von 50 Prozent Aktienmasse von Seibt & Straub durch fms manifestiert wurde, haben die Seibt-&-Straub-Vorstände Markus Becker und Stefan Straub ein umfassendes Statement gegenüber ihren Mitarbeitern und Kunden und der Fachpresse abgegeben.
Das Taxigewerbe in Deutschland befinde sich derzeit zwischen den Fronten von manipulationsgesicherter Umsatz- und Arbeitszeitaufzeichnung und Plattform-Mitbewerbern, die sich manchmal an der Grenze der Legalität zu bewegen scheinen, heißt es in der Erklärung. Nicht ohne Grund seien Ende Mai in Berlin 1.661 illegale Mietwagen aus dem Verkehr gezogen worden. „Uns als Anbieter der klassischen Vermittlungssysteme für Taxizentralen stellen diese Rahmenbedingungen vor Herausforderungen, wie wir sie die letzten 20 Jahre nicht hatten. Seit längerem ist daher klar, dass die Lösung für die etablierten IT-Anbieter nur Zusammenarbeit heißen kann.“ Der Wettbewerber sitze mittlerweile in den USA (Uber), Estland (Bolt) und China (Didi), und zwar sowohl für die Kunden als auch die Anbieter selbst, die ursprünglich Wettbewerber waren.
„Bereits vor einigen Jahren wurde daher ein kooperativer Weg der drei großen Systemanbieter – GefoS, Seibt & Straub und FMS/Austrosoft – eingeschlagen, der zahlreiche höchst erfolgreiche Ergebnisse hervorgebracht hat“, so Markus Becker und Stefan Straub. Exemplarisch erwähnen sie TaBeA, das Digitalisierungsprojekt für die Deutsche Bahn, und die Konsolidierung der ursprünglich drei App-Plattformen auf eine Technologie-Kooperation mit mehreren Marken. Wie sich schon in den letzten Jahren gezeigt habe, schwächen diese Kooperationen die einzelnen Hersteller nicht – im Gegenteil: „Die Vermittler können besser mit für den Endkunden einheitlicher Technologie versorgt werden, wodurch die Vermittlungszentralen – unsere Partner – gestärkt werden und damit auch die einzelnen Anbieter konzentrierter an priorisierten Fokusthemen arbeiten können.“ In den nächsten Jahren konzentriere man sich auf Konsolidierung und Kooperation.
Der gleiche kooperative Lösungsansatz sei besonders bei komplexen Themenstellungen wie aktuell der Fiskalisierung mit TSE gefragt – „umso mehr, als die Einführung der TSE in Deutschland bis zum 31.12.2025 unter ungemeinem Zeitdruck mit rechtlich geregelter Qualitätsanforderung umgesetzt werden muss.“ Die Lösung sei zusätzlich nicht für die „klassische Klientel“, also die Vermittlungszentralen, sondern für die Taxiunternehmer selbst zu „bauen“. Obwohl es für diese Zielgruppe in der Vergangenheit schon verschiedene „Gehversuche“ und „Teillösungen“ gegeben habe und gebe, sei hier doch das geballte Knowhow aus mehreren Sichtweisen gefragt, um eine wirklich konkurrenzfähige Lösung anbieten zu können.
„Daher wurde zwischen Seibt & Straub und fms/Austrosoft eine strategische Kooperationsvereinbarung für die gemeinsame Weiterentwicklung und Vermarktung der Cloud-TSE-Lösung unterschrieben. Um dieser engen Kooperation auch gesellschaftsrechtlich einen geeigneten Rahmen zu verleihen, hat die fms/Austrosoft-Gruppe mit Wirkung vom 1.8.2024 die Hälfte des Aktienkapitals der Seibt & Straub AG als Gesellschafter übernommen. Damit werden auch notwendige Zukunftsinvestitionen in die nunmehr gemeinsamen Produkte der gesamten Gruppe besser möglich. Der Vorstand wird weiter von Stefan Straub und Markus Becker besetzt, Robert Abel zieht in den Aufsichtsrat ein, den weiterhin Hermann Waldner als Vorsitzender leitet.“
Im Rahmen der Vereinbarungen werde ein Herzstück der Cloud-TSE-Lösung, der smartHUBX-2, als gemeinsame Plattform von beiden Systemhäusern gemeinsam in einer TSE-fähigen Version weiterentwickelt. Gemeinsam werde so die technische Basis kompatibel zu den Systemen von fms/Austrosoft und Seibt & Straub und perspektivisch auch anderen Taxi-Partnern. „Seibt & Straub wird das Knowhow der T-Box genauso in die Weiterentwicklung einbringen wie fms/Austrosoft das Knowhow aus der Vorgängerversion des smartHUB-1. Kostengünstige Umrüstangebote werden für beide Welten angeboten werden. Bestehende Portallösungen der Systeme bleiben vollumfänglich bestehen und werden um die durch die TSE-notwendigen Programmpunkte ergänzt.“ Dazu werde das Knowhow der fms/Austrosoft aus acht Jahren „Kassenbetrieb“ in Österreich „im Anbieter-eigenen Look-And-Feel“ unter Bewahrung der eigenen Marken zur Verfügung gestellt.
Für die Geschäftsführer der Partner, Stefan Straub und Robert Abel, ist klar: „Wir geben nichts Eigenes auf, sondern schließen uns nach der Formel 1+1=3 zusammen. Allen Anwendern, die Seibt & Straub-Vermittlung oder fms/Austrosoft-Vermittlung im Fahrzeug einsetzen, können damit hochqualitative und zukunftssichere Lösungen geboten werden, die dem Taxiunternehmer echten Mehrwert bringen.“ Genau dieser Anspruch sei es, der beide Systemanbieter antreibe, um das Taxigewerbe konkurrenzfähig zu halten und einen Betrag zu leisten, dass das Taxi zukünftig der entscheidende Betreiber ökologisch sinnvoller und sozial guter Mobilitätslösungen sei. red
Hinweise der Redaktion:
1. Der Text ist weitgehend unverändert einem Statement der Seibt & Straub AG entnommen.
2. Eine Auswahl der bei Taxi Times bisher veröffentlichten Beiträge zum Thema TSE-Pflicht finden Sie hier.
Beitragsfoto: Axel Rühle