Den Antrag zur Erhöhung des Kölner-Taxitarifs lehnte der Stadtrat, untypischerweise mit einer großen Unterstützung des Taxigewerbes, ab. Änderungen gibt es aber trotzdem: Ab Februar soll es nach Münchner Vorbild auch in Köln einen Tarifkorridor für Festpreise geben.
Wenn es nach der Kölner Stadtverwaltung gegangen wäre, dann hätte man ab dem 1. Februar den Taxitarif nach Antrag von „Taxi 17“ begründet und der Fürsprache der „Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen“ erhöht. Obwohl der Antrag recht plausibel begründet wurde, nämlich mit der einhergehenden Erhöhung des Mindestlohns ab Januar 2025, hat sich der Stadtrat gegen die Erhöhung entschlossen. Diese Entscheidung war ganz im Sinne des Kölner Taxirufs (Taxi Times berichtete), der sich – mit Hinweis auf die große Kluft der Fahrtentgelte von Uber und Taxi und der prekären Situation des Kölner Taxigewerbes – gegen eine eigentlich notwendige Erhöhung ausgesprochen hatte.
Aleksandar Dragicevic, dem Vorstandsvorsitzenden des Taxirufs Köln, fällt ein Stein vom Herzen: „Eine Erhöhung des Taxitarifs hätte die Kluft zwischen Taxi und Mietwagen nur noch vergrößert und das Taxi weiter ins Abseits gestellt.“ Vom Tarifkorridor hingegen verspricht man sich einen besseren Wettbewerb. „Mit dem neuen Tarifkorridor hat das Taxigewerbe zudem die wichtige Möglichkeit, dem Fahrgast bereits vor Antritt der Fahrt einen fixen Preis zu nennen, damit steigern wir die Transparenz im Sinn unserer Fahrgäste.“
Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM) unterstützt den Schritt hin zu einem Tarifkorridor. „Nur fairer Wettbewerb ist guter Wettbewerb. Deshalb unterstützen wir die Städte ausdrücklich auf ihrem Weg, das Mobilitätsangebot auf ihren Straßen zu ordnen, aber auch zu modernisieren“, fasst BVTM-Geschäftsführer Michael Oppermann die Position seines Verbands zusammen. Auch für Free-Now-Präsident Alexander Mönch ist der Weg hin zu einem Taxi-Festpreis ein bedeutender Schritt: „Die Festpreisregelung für vorbestellte Fahrten, beispielsweise via App, ist ein wichtiger Schritt, um den Taxiverkehr in Köln moderner und kundenfreundlicher zu gestalten. […].“
Vielleicht ist ja auch für den ursprünglichen Antragsteller Taxi 17 die Entscheidung gegen eine Erhöhung des Taxitarifs gar nicht so übel, denn der Tarifkorridor bietet schließlich auch einen gewissen Spielraum. Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtete, soll der ab Februar 2025 geplante Tarifkorridor maximal 20 Prozent über oder fünf Prozent unter dem streckenbezogenen Beförderungsentgelt liegen. sg
Kommentar der Redaktion: Wieder setzt eine deutsche Großstadt auf den Tarifkorridor für das Taxi. Erstaunlicherweise unterstützen nicht alle beteiligten Parteien diesen Schritt. Gegen einen Tarifkorridor sprach sich beispielsweise der zuständige Landesbetrieb für Mess- und Eichwesen NRW (LBME) aus. Er argumentierte, dass die Festpreise nicht über das Taxameter abgebildet werden könnten. Offenbar hat man sich im Vorfeld nicht in München oder Berlin informiert. Ansonsten hätte man erfahren, dass die Festreise ausschließlich bei vorab bestellten Fahrten über eine App oder die Taxizentrale möglich sind.
Beitragsfoto: Symbolbild Köln Foto: Taxi Times
Es ist traurig, dass Pauschal- und Festpreise so bejubelt werden.
Die Liste der Nachteile und Probleme ist bei genauerer Betrachtung ellenlang.
Die Liste der Vorteile ist kurz und unbegründet.
Die Folge ist die Vernichtung des Taxis als Teil des ÖPNV.
Es bleibt nur UBER und Konsorten.
Ich staune umso mehr über den schlecht informierte „Kommentar“ zur Kritik durch die Messbehörde.
Lieber Taxi-Times-Leser, danke für Ihren Kommentar. Gerne dürfen Sie uns auch ganz konkret die lange Liste der Nachteile nennen. Da Sie zudem bzgl. der Messbehörde andere Informationen haben, würden wir uns auch hier freuen, wenn Sie diese mit uns teilen.
Was ist eigentlich die Idee dahinter wenn der Preis pro km gleich geblieben ist mit Festpreisen erst ab Februar zu starten .
Warum nicht ab sofort oder ab nächsten Monat?
Ein Tarifkorridor als Ersatz für eine Tariferhöhung, eine schlechte Idee!
Höhere Preise sind nur für vorbestellte Fahrten vorgesehen, alle anderen Fahrten müssen zum gültigen, nicht ausreichenden Tarif durchgeführt werden.
Hier wiederum profitieren vorwiegend plattformbasierte Anbieter mit Apps. Bei hoher Nachfrage einfach den Regler 20% hochschieben, perfekt. Warum hat sich denn FreeNow so massiv für den Tarifkorridor eingesetzt? Weil es Rechtssicherheit für Festpreise bietet, die bislang nicht vorhanden war.
Aber ist das von Vorteil für die klassische Taxizentrale?
Wer will und kann denn in größerem Umfang am Telefon Festpreise verhandeln?
Ganz zu schweigen von der Bezahlsituation im Taxi. „Warum soll ich denn 50 Euro zahlen, die mir als Festpreis genannt wurden, wenn auf dem Taxameter nur 45 Euro stehen?“ Bei der Diskussion möchte man nicht mit dabei sein.
Ein weiterer wesentlicher Nachteil der nicht erfolgten Erhöhung:
Die Verhandlungen mit den Krankenkassen über die Fahrpreise für Krankenfahrten orientieren sich an den örtlichen Taxitarifen. Ohne Tariferhöhung wird es keine höheren Kilometerpreise geben.
Zu guter Letzt: Es ist naiv zu glauben, den Wettbewerb mit Uber über den Preis gewinnen zu können. Solange es möglich ist, das Uber sich Marktanteile über subventionierte Dumpingpreise kauft und gleichzeitig Bonuszahlungen an Mietwagenunternehmer verteilt, wird das Taxigewerbe verlieren.
An einem auskömmlichen Taxitarif geht kein Weg vorbei. Und es müssen Mindestpreise für Mietwagen in Höhe der örtlichen Taxitarife her.
Danke für Ihren Kommentar. Eine Sache müssen wir an dieser Stelle klarstellen, weil es von Ihnen missverständlich dargestellt wurde: Bei Fahrten mit Festpreisen wird der vereinbarte Festpreis zu Beginn der Fahrt auf dem Taxameter eingegeben und somit angezeigt. Dadurch kann es nicht dazu kommen, dass am Ende ein anderer Fahrpreis auf dem Taxameter steht als vereinbart.
Mich würde ebenfalls einmal die „Liste“ der Nachteile interessieren. Es wird suggeriert, dass die wesentlich länger sei, als die Vorteile. Bin gespannt … Vor- und Nachteile eines Tarif haben immer die Kundensicht und die Unternehmersicht. Also, bitte auch das beachten. Es gibt keine Tarifumstellung, die „sofort“ umgesetzt werden kann. Alleine der amtliche Teil benötigt mehr als vier Wochen. So viel Sachkenntnis müsste man schon haben.
Mein Eindruck ist, dass viele den Tarifkorridor falsch verstehen.Die Anwendung ist keine Pflicht. Jede Zentrale kann ihren eigenen Schieberegler im gesetzlichen Rahmen jederzeit selbst verstellen. Je nach Nachfrage. Also, geradeso, wie z. B. es macht. Innerhalb der Zentralen kann die Annahme dieser Aufträge als Vermittlungsoption gestaltet sein. Bei Taxi-München e. G. ist das z. B. so. Also, jeder kann keiner muss. Es ist ein Tarifangebot für Kunden. Zu den ausgebliebenen Tariferhöhung in Köln kann ich die Befürchtung der zusätzlichen Kundenabwanderung durchaus nachvollziehen. Schlüssig ist sie aber dennoch nicht. Denn, Uber passt seine Preise immer dem Taxitarif an und sorgt schon für eine günstigere Fahrt. Aber, der Abstand zum Taxitarif wird NICHT größer werden. Das Argument, dass die Krankenfahrtentarife ansonsten auch nicht erhöht werden, stimmt zu 100 %.
Sehr geehrter Herr Günnewig,
der Kommentar der Redaktion gibt den tatsächlichen Sachverhalt – hier das Verhalten und der Fachkompetenz des Landesbetrieb für Mess- und Eichwesen NRW (LBME NRW) – nicht korrekt wieder.
Zutreffend ist, dass der LBME NRW die Einführung von Tarifkorridoren nicht empfohlen hat, obwohl dies rechtlich möglich ist. Gründe hierfür sind, dass ca. 15 % – nicht alle – der derzeit in Betrieb befindlichen Taxameter für Tarifkorridore ungeeignet sind und für Tarifkorridore erneuert werden müssten (Zusatzkosten für die Taxi-Betreiber) sowie die Eingabe von Tarifen in einem Korridor zum Missbrauch genutzt werden könnte. Natürlich obliegt der Stadt Köln die Bewertung dieser Argumente.
Gleichzeitig wird dem LBME NRW unterstellt, er hätte sich nicht im Vorfeld informiert. Der LBME NRW ist aktives Mitglied im Arbeitsausschuss Taxameter der deutschen Eichbehörden und sehr wohl im Bilde wir sich die Tariflandschaft bundesweit präsentiert. Es wurde nie behauptet, dass Festpreise nicht möglich wären.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Eberhard Petit, Direktor des LBME NRW
Sehr geehrter Herr Dr. Petit, wir danken Ihnen für diese Klarstellung. Unsere Interpretation bezog sich auf den Punkt 2.4 aus der Beschlussvorlage zur Änderungsverordnung des Rates Köln, die wir nachfolgend zitieren: „2.4 Stellungnahme Landesbetrieb Mess- und Eichwesen NRW (LBME): Bzgl. der Erhöhung des Kölner Taxentarif bestehen seitens des LBME keine Einwände. Eine Einführung des von der Taxiruf Köln e.G. geforderten Tarifkorridors wird aus Sicht des Verbraucherschutzes sehr kritisch gesehen und eine Einführung des geforderten Tarifkorridor wird ausdrücklich vom LBME nicht empfohlen, da er nicht über das Taxameter abgebildet werden kann.“ Jürgen Hartmann, Herausgeber Taxi Times