Der Auto-Club Europa (ACE) rief seine Mitglieder zum Test verschiedener On-Demand-Angebote in Deutschland auf und veröffentlichte nun seine Ergebnisse. Was er nicht benotet: viele dieser Projekte verbrennen eher die vorhandenen Ressourcen.
Bewertet wird in dem Test allein die gebotene Dienstleistung aus Kundensicht, nicht aber die Konsequenz und Nachhaltigkeit als Mobilitätsprojekt für die Zukunft der Mobilität. Hier aber kranken mehr oder weniger alle aufgesetzten On-Demand-Projekte, die nicht in die vorhandene örtliche ÖPNV-Landschaft integriert wurden.
On-Demand Angebote als „Ergänzung“ zum Linien-ÖPNV sind in den vergangenen Jahren dank großzügiger Förderungen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Das inzwischen insolvente Unternehmen Clever-Shuttle und einige andere Akteure hatten ihre Chance erkannt und die damals verfügbaren Fördermittel mehr oder weniger ohne Rücksicht auf Verluste dazu genutzt, vielen Kommunen ihre Hochglanzprojekte zu verkaufen. Solche Kommunen ließen sich oft auch schnell überzeugen, denn ein optimiertes ÖPNV-Angebot vor Ort verspricht natürlich Wählerstimmen.
Die so realisierten On-Demand-Projekte versprachen, sich vom vermeintlich verkrusteten Auftreten der örtlichen Linien- und Taxi-Verkehre abzusetzen, und kreierten dafür kunterbunte Namen und Designs ihrer Verkehre. Dem Zeitgeist folgend erwarb man eine coole Flotte von teils extrem teuren E-Fahrzeugen und stellte eignes Fahrpersonal ein. Dann vervollständigte noch eine App aus dem Portfolio des Anbieters das Paket, und schon konnte mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten gemeinsam mit der Lokalpolitik für das Projekt geworben werden.
Tatsächlich aber passierte vor allem dort, wo diese Projekte sich erfolgreich etablieren konnten, das Folgende: Es wurde vielfach lediglich die Sahne vom Beförderungskuchen abgeschöpft, beispielsweise mit abendlichen Fahrten von und zu den angesagten Clubs, und die angestammten örtlichen Taxiunternehmen mussten entsprechende Einbrüche ihres Kerngeschäfts hinnehmen. Natürlich sind die neuen On-Demand-Angebote dabei nicht nur cooler, sondern auch preislich attraktiver. Der gleiche Effekt ließe sich aber auch mit gesellschaftlich erheblich günstigeren ÖPNV-Taxi-Projekten realisieren, die nicht nur die lokale Wirtschaft nachhaltig unterstützen sondern gleichzeitig auch die Zukunft des örtlichen ÖPNV-Netzes attraktiver gestalten können.
Inzwischen gehen folglich viele dieser aufgesetzten Verkehre, die eine eigentlich nicht vorhandene Lücke zwischen Linien- und Gelegenheitsverkehr schließen sollen, wieder ein, denn kaum eine Kommune kann sich diese Millionenprojekte ohne Förderung noch leisten (Taxi Times berichtete). Hinter ihnen verbleibt nun verbrannte Erde, je erfolgreicher sie zwischenzeitlich waren, umso größer sind die Schäden. Vor allem dort, wo ein aufwändiger Service die On-Demand-Angebote besonders attraktiv für die Bevölkerung machte, wird das Projekt besonders teuer – und zerstört trotzdem besonders viel.
Ein großer On-Demand-Test muss also schon die Laufzeit und die Nachhaltigkeit der Projekte mitbeleuchten, was aber natürlich einen erheblich höheren Rechercheaufwand beinhalten würde. Gleichzeitig aber demonstriert die Hurra-Berichterstattung über solche aufgesetzten Verkehre der ÖPNV-Branche und insbesondere dem Taxigewerbe immer wieder aufs Neue, dass sein Auftreten in der Öffentlichkeit der Optimierung bedarf und auch sein Networking in der Lokalpolitik verstärkt werden muss, wenn man die guten Argumente, die für eine stärkere Vernetzung von Gelegenheitsverkehr und Linien-ÖPNV sprechen, auch vor Ort an den Mann und an die Frau bringen will.
Als erster Schritt müssen in vielen Regionen die Unternehmen aufeinander zugehen und gemeinsam agieren. Und es ist in jedem Fall sinnvoll, auch der Berichterstattung über solche Projekte trotzdem zu folgen, denn deren Fokus weist nicht nur auf vermeintliche Stärken der Projekte, sondern immer auch gnadenlos auf die Schwächen im eigenen System hin, die über eine rein interne Nabelschau nicht immer identifiziert werden. rw
Beitragsbild: On-Demand-Projekte (Symbolbild); Fotos: Axel Rühle (oben links), Stadt Taunusstein (oben rechts), Moia (unten links), KVB (unten rechts)