82 Aussteller, 60 Inklusionsfahrzeuge, zahlreiche Taxi-Oldtimer, futuristische Transformer und rund 11.500 Besucher, das ist die Bilanz der diesjährigen Europäischen Taximesse in Köln. Parallel fanden auch hochkarätige Fachpodien stat, die allerdings mehr Besucher verdient gehabt hätten.
Die Schwerpunkte lagen im Bereich Personenbeförderungsrecht, Antriebssysteme, Energieversorgung, Digitalisierung, Mobilitätsdaten und vernetzte Verkehre. Eröffnet wurde die Podiumsreihe durch den Verkehrsminister des Landes NRW, Oliver Krischer unterstützt von Dr. Ralf Heinen, dem Bürgermeister von Köln. Dieser verwies eingehend auf die aktuelle und künftige Rolle des Taxis vor allem im Verkehr von Großstädten wie Köln und beschrieb wichtige Themen wie die noch ausstehende Herstellung von Wettbewerbsgerechtigkeit wischen Taxi und plattformgesteuerten Mietwagenverkehren sowie Lohngerechtigkeit. Oliver Krischer hingegen legte seinen Redenschwerpunkt auf Vernetzung von Verkehren mittels Digitalisierung und ÖPNV-Taxi. Preistransparenz und Preissicherheit für Unternehmer und Kunden und die Einführung neuer Antriebslösungen zur Reduzierung von Emissionen, für die aber praktikable Lösungen gefunden werden müssten, standen ebenfalls auf seiner Agenda.
Leider war diese Veranstaltung nur sehr schwach besucht. Sie war nur wenige Minuten nach der Eröffnung der Taximesse angesetzt. Da die Messehalle und der Vortragsraum räumlich weit auseinanderlagen, waren nur wenige Besucher willens, den weiten Weg von der Messehalle zu den Vortragsräumen auf sich zu nehmen. Daher waren die meisten Fachpodien nur schwach besucht.
Auch Rechtsanwalt Thomas Grätz, bekannt als Kommentator des Personenbeförderungsrechts, hätte für sienen Vortrag mehr Zuhörer verdient gehabt. Mehr als drei Jahre nach Inkrafttreten der Novelle des Personenbeförderungsrechts zog er eine Zwischenbilanz zu den Themen Festpreiskorridore in Taxitarifen und Mindestentgelte für die Beförderung durch Mietwagen. Dabei stellte er die Bedrohung des Taxigewerbes durch plattformgesteuerte Verkehre, die sich nicht an die Vorgaben des Personenbeförderungsrechts halten, eingehend dar. Komplementiert wurde die Podiumsdiskussion von zwei Vertretern des Taxigewerbes und Tino Schopf, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, der sich einen fairen Wettbewerb der Verkehrsanbieter sowie die bessere Kontrolle der Konzessionäre auf die Fahnenstange geschrieben hat. Online zugeschaltet war auch Michael Donth MdB, der in den Jahren 2020 und 2021 maßgeblich an der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes mitgewirkt hat.
Das Podium zum ÖPNV-Taxi wurde mit Taxiunternehmern und einem Vertreter des Verkehrsverbundes Ostwestfalen-Lippe gebildet. Sie diskutierten über die praktischen Erfahrungen aus ersten Projekten. Mit von der Partie bei dieser Podiumsrunde: der Geschäftsführer der Landesgesellschaft Mobidrom NRW Dr. Jochen Harding, der am Ende der Sitzung die neue interaktive Online-Karte mit Taxiständen gemeinsam mit den Geschäftsführern der Unternehmerverbände FPN und VSPV erstmals für die Öffentlichkeit freischaltete.
Über die Weiterentwicklung der Inklusionsverkehre konferierten in Köln der Vizepräsident des Bundesverbandes TMV Jörg Füchtenschnieder mit Michaela Engelmeier, der Vorstandsvorsitzenden des Sozialverbandes Deutschland SoVD. Bei dem nächsten Podiumspunkt ging es um die Dringlichkeit des Engagements der Taxiverbände in Brüssel. „In Brüssel werden die entscheidenden rechtlichen Vorgaben für die Zukunft der Verkehrsarten entstehen“, der Hauptgeschäftsführer des TMV untermauerte die Bedeutung der belgischen Hauptstadt durch eine Diskussionsrunde mit Olivier Gallé (Taxi Colux, Luxemburg) und Michael Mühlin (Sprecher des Arbeitskreises Europa des TMV, Rheintaxi Düsseldorf).
Randolf Stephany (Auto Stephany, Mülheim), Detlef Termath (Taxi Termath, Bocholt) und Markus Wahl (Bednarz Elektro Taxi GmbH, Bochum), befassten sich aufgrund eigener langjähriger Erfahrung mit den Rahmenbedingungen für den Einsatz von Batteriefahrzeugen in der Taxi- und Mietwagenbranche. Dabei standen sie den Messebesuchern Rede und Anwort und lieferten Entscheidungshilfen für diejenigen, die den Erwerb von Batteriefahrzeugen ins Kalkül zogen.
Möglichkeiten zur Reduzierung der Emissionen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor durch den Gebrauch von synthetischen Treibstoffen erörterten der Geschäftsführer des Bundesverbandes freier Tankstellen, Daniel Kaddik und Christian Nikolai von TOOL-FUEL Services GmbH.
Abgerundet wurde die Podiumsreihe mit einem Vortrag des Präsidiums des TMV. Dabei wurde die Gesamtsituation des Gewerbes aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und ein Ausblick auf die Zukunft gegeben.
Wer die Fachpodien verpasst haben sollte, hat die Möglichkeit das ganz bequem jederzeit nachzuholen. Die Fachpodien wurden live gestreamt und können auf dem extra eingerichteten Youtube-Kanal der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein abgerufen werden. nu
Beitragsfoto: Podiumsdiskussion Europäische Taximesse, Simon Günnewig