Mit der Übernahme verfolgt Daimler seine Strategie des Aufkaufens von ausländischen Mittbewerbern und Verbreitung der Marke mytaxi konsequent weiter. Taxizentralen setzten dagegen noch zu sehr auf regionale Apps. Diese Strategie ist zu einseitig.
Wie in vielen Medien zu lesen war, hat die Daimler-Tochter den rumänischen Fahrtenvermittler zu 100 % erworben und wird sie durch die mytaxi-App ersetzen. Einzelheiten des Geschäfts wurden nicht bekannt gegeben.
Der Deal darf als weiterer Schritt zu einer von Daimler geplanten globalen App mit Schwerpunkt Europa unter einem Namen (mytaxi) interpretiert werden.
Im Sommer letzten Jahres wurde die britische App „Hailo“ gekauft und durch die Daimler-Marke ersetzt. Somit entstand der laut Daimler größte app-basierte Fahrtenvermittler Europas. Im Dezember stieg der Autokonzern dann mit 150 Millionen Dollar bei dem saudi-arabischen Careem ein, ein Konkurrent Ubers. Im Februar schluckte man Taxibeat aus Griechenland – auch diese App wurde durch Daimlers Marke ersetzt.
Daimler wolle der weltweit führende Anbieter sogenannter „Mobilitätsdienstleistungen“ werden, sagte der Chef der konzerneigenen Bank Daimler Financial Services, Klaus Entenmann, dem Nachrichtennportal Techcrunch im Dezember nach der Investition in Careem. Verglichen mit anderen Autoherstellern ist er jedenfalls gut im Geschäft. Jaguar-Land-Rover ist mit 25 Millionen Dollar an Lyft beteiligt, und VW kaufte sich mit 300 Millionen bei Gett ein, so Bloomberg Businessweek. Toyota ist mit einer unbekannten Summe an Uber beteiligt.
Für europäische Taxizentralen und -genossenschaften könnte das zunehmend ein Problem werden, denn vor allem mytaxi fischt nicht nur im gemeinsamen Markt der Fahrgäste, sondern bedient sich genau jener Taxifahrer und Unternehmer, die parallel auch Anschlusspartner der Taxizentralen sind. Das tradierte „Doppelfunkverbot“ wird zumindest in Deutschland seit jeher von Gerichten als wettbewerbsbeschränkend und somit als unzulässig angesehen. Das wurde erst kürzlich wieder deutlich, als ein Gericht das in der Satzung der Bonner Taxizentrale aufgeführte Doppelfunkverbot für unzulässig erklärte. Geklagt hatte ein Unternehmer, dem aufgrund der zusätzlichen Nutzung von mytaxi bestimmte Aufträge der Bonner Taxizentrale nicht mehr vermittelt wurden. Auf diese Art wird keine Zentrale mytaxi schwächen können.
Mit dem vom Daimler-Konzern als strategisches Ziel ausgerufenem einheitlichen „Branding“ (die Verbreitung und Durchsetzung einer Marke) verstärkt mytaxi mit einer global funktionierenden App den Vorteil gegenüber den regionalen Apps der Taxizentralen.
Dabei sind für die Taxizentralen längst die technischen Voraussetzungen geschaffen, um unter dem Label von taxi.eu oder taxi-deutschland.net national und europaweit zu agieren. Beim Anwenderkongress der FMS-Zentralen vor zwei Wochen in Wien hatte man erstmals wieder das Gefühl, dass die Zentralenchefs allmählich bereit sind, die seit Jahren im System integrierte App von taxi.eu „aktiv“ anzunehmen, also nicht nur intern zu nutzen, sondern auch öffentlich als Marke zu zeigen. Letzte Zweifel an dieser Strategie dürfte mytaxi mit der Übernahme der rumänischen Clever Taxi-App endgültig zerstreut haben. jh + prh
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