Knapp drei Monate nach der Einführung von Festpreisen für Fahrten mit dem Taxi startet in Hamburg eine zeitlich begrenzte Erprobung von unterschiedlichen Tarifkorridoren. Ein wichtiger Player hat sich allerdings von dem Modellversuch zurückgezogen.
Morgen ist es so weit. Ab dem 15. Oktober können in Hamburg flexible Preismodelle für die Personenbeförderung mit dem Taxi in die Erprobung gehen. Ziel soll es sein, die Auswirkungen von flexibleren Preisen auf die Nachfrage und den Umsatz bei Taxifahrten zu untersuchen.
Die wissenschaftliche Erhebung wird vom Statistikamt Nord und dem Mobilitätsforscher Prof. Dr. Knie durchgeführt. Um nach Abschluss der Testphase Mitte März kommenden Jahre eine valide Aussage treffen zu können, dienen die digitalen Vermittlungs- und Fahrtendaten als Basis.
Konkret sind die verschiedenen Testphasen wie folgt definiert. Vom 15. Oktober 2025 bis zum 14. Februar 2026 kann der aktuelle Festpreis bei Bestellung zu einem bestimmten Ort um bis zu 20 Prozent aufgeschlagen werden. Die Bestellung erfolgt über die jeweilige App der Anbieter. Wer in nachfragestarken Zeiten mit dem erwartbar etwas günstigeren Taxameter fahren möchte, muss den nächsten Taxistand aufsuchen oder auf die Vermittler ausweichen, die Fahrten mit dem Taxameter anbieten.
Die zweite Phase beginnt im kommenden Februar. Ab dem 15. Februar 2026 bis zum 14. Juni 2026 darf dann der Festpreis in einem Korridor von minus 20 Prozent bis plus 20 Prozent liegen.
Eine Tariferhöhung, wie es Vertretern des Taxigewerbes fordern, wird während der Testphase nicht gewährt. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende stellt den Vermittlern frei, darüber zu entscheiden, ob sie am Modellversuch teilnehmen oder ob sie neben den Festpreisen auch an Fahrten mit Taxameter festhalten. Hamburgs größte Taxivermittlung, der Hansafunk hat sich beispielsweise gegen eine Teilnahme entschieden und so den Weg für Free Now by Lyft, Bolt und Uber freigemacht.
Dirk Ritter, Leiter des Referats für die Verkehrsgewerbeaufsicht der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) sieht das mit gemischten Gefühlen: „Wir freuen uns, dass wir mit validen Echtdaten zusammen mit dem Statistikamt Nord und Prof. Dr. Knie aus Berlin feststellen können, welche Auswirkungen Tarifkorridore auf die Nachfrage und die Umsätze haben. Wir bedauern aber sehr, dass die örtliche Genossenschaft Hansa-Funktaxi aus diesem wichtigen Zukunftsthema ausgestiegen ist und dies den App-Vermittlern überlässt. Die Korridore ermöglichen es zudem, die Zahlungsbereitschaft der Kunden in nachfragestarken Zeiten abzuschöpfen und damit die wirtschaftliche Situation mit abzusichern. Nichtsdestotrotz werden wir nach Ende der Erprobung im Juni 2026 belastbare Antworten geben können.“
Die Entscheidung, dass der Hansafunk bei dem Modellversuch zur Erprobung verschiedener Festpreis-Modelle nicht mitmacht, hat eine breite Mehrheit unter den Genossen: Bei Hansa haben sich sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat gegen eine Teilnahme an diesem Festpreis-Versuch ausgesprochen. Auch alle Stadtrandzentralen mit insgesamt knapp 300 Fahrzeugen werden nicht dabei sein.
„Wir wollen einen verlässlichen Preis und keine Tagesschwankungen, die sich vom Wetter abhängig machen“, sagt Jan Weber, Vorstand bei Hansataxi gegenüber Taxi Times. Fahrpreise mit 20 Prozent über dem Taxitarif in der ersten Erprobungsphase seien den Kunden seiner Zentrale nicht vermittelbar. Weber befürchtet, dass dadurch zu viele Fahrgäste verloren gehen.
„Die Phase 2 des Festpreiskorridors, bei der dann ab Februar Festpreise angeboten werden dürfen, die dann auch bis zu 20 Prozent unterhalb des Tarifkorridors liegen, startet genau in der umsatzschwächsten Zeit des Jahres“, gibt Weber zu bedenken. „Wenn Taxifahrten dann nochmal 20 Prozent billiger werden, können die Mehrwagenbetriebe die Mindestlöhne nicht mehr bezahlen. Wir setzen klar auf Qualität, der Preis darf kein Glücksspiel sein.“
Der Modellversuch wird morgen also ohne den Hansafunk und die Stadtrandzentralen starten und bis Mitte 2026 laufen. Im zweiten Halbjahr des kommenden Jahres ist dann mit den Ergebnissen zu rechnen, die in die für Frühjahr 2027 geplante Überarbeitung der Taxitarifordnung einfließen sollen. Bis dahin wird es bei einem Festpreis ohne Tarifkorridor bleiben.
Weber indes hat noch eine andere Forderung: Um den Hamburger Taxis ein gesundes Wirtschaften zu ermöglichen, sei es nötig, dass bis Sommer nächsten Jahres die Anzahl der Taxis um 500 Autos reduziert wird. Diese Forderung hatte der Hansa-Vorstand auch vergangene Woche in einem Beitrag des Hamburger Abendblatts formuliert. Der von der Hamburger Behörde BVM eingeführte Konzessionsstopp sei ein erster Schritt zu diesem Ziel. Um es zu beschleunigen, wünscht sich Weber von seiner Behörde, dass künftig Taxibetriebe mit größeren Verfehlungen konsequent aus dem Verkehr gezogen werden. sg/jh
Beitragsfoto: Symbolbild Hamburg Quelle pixabay









Also in den Zeiten mit höhere Nachfrage werden die Menschen mit niedrigerem Einkommen zu Seite gestellt und zum warten gezwungen bis der Preis sinkt oder eventuell wenn es dringend ist abgezogen. Also die arme Oma die in die Praxis zum Artz fahren muss wird einfach abgezogen? Ich sehe kein bürgerfreundliches Gedanke hier. Also so ne Schwankung auf Grund der Nachfrage ist schon echt heftig für manche Menschen die auf ein Taxi angewiesen sind….
Wir teilen teilen und unterstützen die Auffassung der Hansa Funktaxi eG, dass eine Erhöhung der Fahrpreise derzeit nicht marktfähig und den Fahrgästen zu vermitteln ist und vielmehr die Qualität der Dienstleistung im weiteren Fokus stehen muss. Im Übrigen ist nicht davon auszugehen, dass bei Freigabe eines Korridors (wie in anderen Großstädten auch auf Wunsch des örtlichen Taxengewerbes bereits umgesetzt) die Festpreise dauerhaft, sondern nur in Nachfragepeaks an der oberen Grenze liegen.
Dirk Ritter/Verkehrsbehörde Hamburg
hallo Hr. Ritter, ich hätte eine andere frage, bleibt bei euch in Hamburg die kleine Fachkunde bestehen. bitte um Rückantwort. mfg
Sehr geehrter Dirk Ritter,
Wenn Sie die Taxipreise die durch Uber vermittelt werden in Düsseldorf beobachten dann werden Sie feststellen dass die Platformen dauerhaft Taxipreise nicht nur an der obere Grenze halten sondern oft noch hoher als es im Tarif erlaubt ist. Wenn wir die Strecken und Preise analysieren Google Maps – Uber App dann verstehen wir überhaupt nicht warum der Preis für die Strecke so hoch angesetzt wird. Oft ist es mehr als 40% als von Basispreis erlaubt.
Mit freundlichen Grüßen
In Düsseldorf habe ich noch keine einzige Festpreisfahrt bekommen, die annähernd an den Taxameterpreis kommt. Ich verstehe nicht, wovon du redest?
Ein Festpreis ist absolut unsinnig. In Berlin wird dieser höchstwahrscheinlich über den Fahrradweg berechnet. Es gibt jedoch unzählige Straßensperrungen und Staus, wodurch der Festpreis oft bis zu 40 % unter dem regulären Tarif liegt. Dazu kommt noch, dass man kein Trinkgeld bekommt. Wir haben nun mal Trinkgeldgeschäft. Aus diesem Grund lehnen meines Erachtens 90 % der Taxifahrer Festpreisfahrten ab.
Die Funkzentrale versucht, die Fahrer mit Maßnahmen wie dem Entzug des VIP-Status dazu zu bewegen, Festpreise trotzdem anzunehmen. Ob das der richtige Weg ist, bezweifle ich stark. Das Image der Funkzentrale ist in Berlin unter dem Taxifahrern ohnehin miserabel. Es kann doch nicht sein, dass wir eine Krankenfahrt, die wir zuvor gefahren haben, 30 % unter dem Tarif jedes Mal fahren müssen.
Ich persönlich bekomme immer Trinkgeld unabhängig davon ob das Festpreis ist oder normale Fahrt . Trinkgeld hat mit dem Faktor Festpreis nichts zu tun
In Berlin haben die Festpreise m.E. nur Nachteile gebracht. Bei den App-Anbietern liegen die Preise dauerhaft unter Tarif, was die letzte Tariferhöhung zunichte macht. Lyft aka Freenow setzt noch einen drauf und bietet Dumpingfestpreise an, die Kosten dafür holen sie durch 21 % Gebühr wieder herein (ein Minus von mindestens 31 % für die Unternehmer!). Noch weniger Aufträge für die Taxizentrale, weil die Fahrgäste auf die durchweg günstigeren Apps umsteigen. Ehemalige Einsteiger an Hotels etc. bestellen jetzt auch über die Apps. Und viele Taxifahrer nutzen die Festpreisfahrten gleich als Schwarzfahrten oder bieten den Fahrgästen die Festpreise gleich am Halteplatz an (erkennbar am beleuchteten Dachschild).