Bewegte Zeiten bei Hallo Taxi 3811 in Hannover: Die größte Taxizentrale Niedersachsens hat kürzlich einen Vergleich mit Uber geschlossen und wird zum 1. Januar 2027 aus dem GVN austreten.
Die Entscheidung für den Austritt sei mit großer Mehrheit getroffen worden, heißt es in einer Pressemeldung der Zentrale. Demnach seien die Geschäftsführer der Hallo Taxi 3811 GmbH beauftragt worden, die Kündigung im Gesamtverband des Verkehrsgewerbes (GVN) auszusprechen.
„Die Unternehmer waren insbesondere über die sehr eingeschränkten Aktivitäten des GVN gegen die app-basierten Mietwagenbetreiber enttäuscht“, wird der Schritt seitens der Zentrale begründet. Als weiterer Streitpunkt habe sich die Haltung des GVN zur Ausnahmeregelung für Wegstreckenzähler bei Mietwagen erwiesen. Hallo Taxi 3811 fordert hier den sofortigen Einbau eines Wegstreckenzählers in alle Mietwagen mit app-basierter Vermittlung. Dies wurde allerdings von anderen Teilen des GVN nicht unterstützt. Der Gesamtverband, der neben den Interessen des Taxigewerbes und der Spediteure auch andere Verkehrssparten vertritt, bekam bei dieser Frage massiven Widerstand von den Mitgliedern aus der Bussparte.
Während die aktuelle Befreiung vom Einbau eines Wegstreckenzählers für die Hannoveraner Taxibetriebe den Wettbewerb mit Uber und Co. noch ungleicher macht, hätte eine Verpflichtung für Bus- und Taxibetriebe im ländlichen Bereich Zusatzinvestitionen und Einbaukosten bedeutet.
Der Kampf von Hallo Taxi 3811 für einen fairen Wettbewerb mit Uber wird seitens der Zentrale sehr intensiv geführt. Erst im Sommer hatte man dort Streit mit dem Plattformvermittler, weil in dessen App irreführende Preisspannen angegeben waren.
Beraten wurde man bei diesem Verfahren von der Kanzlei Schalast mit Sitz in Frankfurt. Wie deren Vertreter Dr. Lars Maritzen, bekannt aus zahlreichen Verfahren gegen Uber, von denen er unter anderem auch bei einer Treffen der „Anti-Uber-Allianz“ berichtete, gegenüber Taxi Times mitteilte, habe man sich Anfang August „dahingehend geeinigt, dass die bisherige Angabe einer nach Ansicht von Hallo Taxi 3811 irreführenden Preisspanne für die Buchung eines Taxis in Hannover, die nach Ansicht von Hallo Taxi 3811 GmbH nicht mit dem wirklich zu zahlenden festgesetzten Beförderungsentgelt übereinstimmte, künftig nicht mehr in der Uber-App in Hannover angezeigt wird. Uber hat die Darstellung aufgrund des Einschreitens von Hallo Taxi 3811 abgeändert.“
Für Maritzen sind somit diesbezüglich wieder faire Wettbewerbsbedingungen in Hannover garantiert: „Ich bin sehr froh, dass wir für die Taxifunkzentrale Hallo Taxi 3811 in Hannover diese Einigung mit Uber erzielen konnten und wieder faire Wettbewerbsbedingungen in Hannover hergestellt worden sind.“
Bei diesem Verfahren hätte sich Hallo Taxi 3811 ebenfalls mehr Rückendeckung und Engagement seitens des GVN gewünscht – auch in finanzieller Hinsicht. Dass diese aus Zentralensicht nur sehr unzureichend erfolgt war, verstärkte den Austrittswillen.
Die Kündigung erfolgt nun zum 1. Januar 2027, also in einem Jahr und drei Monaten. Finanziell bedeutet der Austritt den Verlust einer unteren sechsstelligen Beitragssumme, zudem verliert der Gesamtverband dadurch rund 10-15 Prozent seiner Mitglieder aus der Fachsparte Taxi- und Mietwagen, denn jedes Mitglied der Taxizentrale war automatisch auch Mitglied im GVN. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass sich jeder Taxiunternehmer aus Hannover individuell dem Gesamtverband anschließen kann.
Genau darum hatte der GVN bei einigen Hannoveraner Taxiunternehmern geworben. Sie wurden per Sondernewsletter angeschrieben, in dem die Vorteile einer Mitgliedschaft in einem Gesamtverband aufgezählt wurden. Als GVN vertrete man die Interessen seiner Mitglieder auf Landes- und Bundesebene, in dem man mit Politik, Behörden und Ministerien über die Anliegen des Gewerbes spreche. Man fördere als Verband auch den Austausch untereinander sowie den Dialog zwischen den Betrieben. Die Vertreter der Hallo Taxi 3811 GmbH erhielten den Sondernewsletter ebenso wenig wie der Vorsitzende der Fachvereinigung der Bezirksgruppe Hannover.
Dafür war der Sondernewsletter aber in vier Sprachen verfasst (deutsch, türkisch, persisch und arabisch), „um alle Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen zu erreichen“, wie es im Newsletter formuliert wird. „So möchten wir sicherstellen, dass die wichtigen Informationen jeden im Gewerbe erreichen – egal, welche Sprache er oder sie spricht.“. Bei manchen Adressaten kam diese Mehrsprachigkeit allerdings nicht gut an. Damit habe man suggeriert, dass die Unternehmer der deutschen Sprache nicht mächtig seien. Das hätten viele als beschämend und diskriminierend empfunden, beklagt sich Hallo Taxi 3811.
Ob die Taxizentrale sich nun dem Bundesverband BVTM anschließt oder dem Dachverband TMV, ließ die Geschäftsführung von Hallo Taxi 3811 auf Anfrage noch unbeantwortet. jh
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