„Merkwürdig, dass nicht alle Flughäfen so ein System haben“ lautet ein begeisterter Fast-Travel-Nutzerkommentar am Flughafen Oslo. Bei einer Taxi-Veranstaltung in Bamberg stellte Key Account Managerin Nadja Gregorec vom norwegischen Startup Fast Travel ein intelligentes Taxi-Bestellmanagement für viele norwegische Flughäfen vor, welches vielleicht auch hier bald Schule machen könnte.
„Noch nie war es so einfach, das Taxi-Aufkommen an Flughäfen zu managen“. So wirbt das norwegische Unternehmen Fast Travel auf seiner Internetpräsenz. Für viele der in letzter Zeit doch arg gebeutelten deutschen Taxler klingt solch eine Werbung zunächst einmal vor allem besorgniserregend – wer will uns da schon wieder die Hoheit über unsere Kundendaten abnehmen? Tatsächlich geht es bei diesem neuen Modell des Fahrgastmanagements an Flughäfen aber nicht darum, Kundendaten abzugreifen, sondern tatsächlich nur darum, die Abläufe vor den Flughafenterminals zu optimieren.
Es könnte ein Modell für die Zukunft sein – auch an deutschen Flughäfen. Daher war es passend, dass Nadja Gregorec als einer von vier Sponsoren ihr interessantes Konzept im Rahmen einer Think-Tank-Veranstaltung rund 80 Taxivertretern vorstellte. Bei diesem Treffen ging es letzte Woche in Bamberg über die Zukunftsthemen der Branche.

Gregorec´ s Unternehmen „Fast Travel“ organisiert in Norwegen an mehr oder wenigen allen größeren Passierflughäfen des Landes sowohl für Reisende als auch Taxler und Flughafenbetreibern den „Taxi Flow“ vor den Flughäfen. Der Inhalt des Geschäftsmodells von Fast Travel ist ganz simpel eine anonymisierte Vermittlung der Weiterreisewünsche ankommender Fluggäste an ein dafür geeignetes Taxi. Die Taxis, die in dem entsprechenden Anbieterpool vermittelt werden, entrichten einen festen Preis pro Auftrag – am Flughafen Oslo beispielsweise umgerechnet ca. zwei Euro (23 norwegische Kronen). Das weitere „Pricing“ ist auf der Internetpräsenz des Unternehmens detailliert aufgeschlüsselt.
Wie arbeitet das Fast Travel System und wo ergeben sich die Vorteile für Anbieter und Nutzer? Fast Travel bietet Reisenden schon innerhalb der Terminals seine „Kiosk“ genannten digitalen Terminals an, an denen die Kunden ganz in Ruhe auswählen können, welche Taxidienstleistung für sie sinnvoll ist und was sie dafür bezahlen wollen. Sie können an diesen „Kiosken“ sowohl die Fahrstrecke auswählen als auch die benötigten Zusatzleistungen wie Sitzplatzanzahl, Transportkapazität, Kindersitze, Komfortbedürfnisse, erwünschte Sprachkenntnisse oder auch Antriebsarten wie Elektro wählen. Mit diesen Angaben wird dann ein individuelles Taxi aus dem verfügbaren Fahrzeugpool vor Ort für sie ausgewählt und auch der Fahrpreis im Vorhinein festgelegt. Für die Taxis ergibt sich so die Möglichkeit, sich besondere Dienstleistungsmerkmale auch finanziell honorieren zu lassen – ganz ähnlich zu dem System, welches in dem aktuellen Hamburger Festpreismodell angedacht ist.
Die Fahrgäste erhalten nun die Information, welches Taxi mit welchem Kennzeichen sie in wieviel Minuten vor dem Terminal erwarten wird und welcher Fahrpreis zu entrichten sein wird. Über einen QR-Code können sich die Reisenden diese Informationen auf ihr Smartphone transferieren und haben so parallel auch eine Kontaktmöglichen zu „ihrem“ Taxi, ggf. auch für Rückfahrtbestellungen am nächsten Tag. Die Taxis warten ganz entspannt auf eine auf ihre individuellen Qualitäten zugeschnittene Order in einem flughafennahen Depot, welches allerdings nicht unbedingt in Sichtweite der Terminals liegen muss. Alternativ sind auch Anmeldungen betriebsbereiter Taxis innerhalb einer bestimmten Nähe zum Flughafen denkbar, so dass parallel auch andere Aufträge angenommen werden können.
Skandinavisch modern werden diese Anmeldungen und weitere Statusmeldungen der Fahrzeuge per Kennzeichenerkennung erfasst – die Fahrgäste müssen also nicht ihr Taxi finden, sondern können im warmen Flughafen warten, bis ihnen die genaue Fahrzeugposition ihres Taxis vor dem Terminal aufs Smartphone übermittelt wird. Damit lassen sich also auch individuelle Bestellungen managen, wenn das Depot schon leer ist und die freien Taxis sich noch auf der Anfahrt im öffentlichen Verkehrsraum befinden. Ein besonderer Clou ist dabei, dass den Taxlern zudem in Echtzeit übermittelt wird, wann am Flughafen möglicherweise mit einem erhöhten Fahrgastaufkommen zu rechnen ist. Eigene Recherchen werden damit obsolet.
Der Fachbegriff für diese Idee lautet „Curbside Management“ (zu Deutsch: „Bordsteinkantenorganisation“). Er wird als Begriff genutzt, um eine effiziente Nutzung des Straßenraums, die Förderung nachhaltiger Verkehrsmittel, aber auch die Schaffung einer sicheren und zugänglichen städtischen Umgebung für alle zu umschreiben. Nadja Gregorec beschreibt die Intention ihres Startups damit, dass man dort die Auftragswartezeiten der Taxis an Flughäfen drastisch reduzieren möchte und den Fluggästen parallel trotzdem ein individuell optimiertes Taxiangebot vermitteln will. Dies wiederum optimiert trotz verringertem Raumbedarf vor und neben den Terminals die Zufriedenheit der Reisenden, was dann die Interessen der Flughafenbetreiber befriedigt: „Ein klassisches Win-Win-Win“, beschreibt es Nadja Gregorec.
Sie beschreibt auch die Ausgangssituation am internationalen Osloer Flughafen Gardermoen: häufige Wartezeiten der Taxis von mehr als fünf Stunden, der Unmut der Taxler, wenn sie danach „nur“ Kurzfahrten durchführen sollten und daraus folgend regelmäßige Beschwerden. Parallel nutzen immerhin mehr als 70 Prozent der ca. 26 Millionen Passagiere pro Jahr andere Nahverkehrsangebote wie Bus und Bahn.
So entspann sich auch vor den Osloer Terminals ein alltägliches Verkehrschaos mit dem üblichen Gerangel um die besten Fahrgäste, für die es dann wiederum schwer war, selbst darüber entscheiden zu können, welche besonderen Wünsche für ihr Taxi realisiert werden sollten und welchen Preis sie dafür aushandeln könnten. Außerdem konnten auch nicht konzessionierte Chauffeure in diesem Tohuwabohu ihr Unwesen treiben, was den Fahrgastpool für die berechtigten Taxis dann weiter reduzierte. Im Ergebnis differierten die Fahrpreise für vergleichbare Fahrdienstleitungen auch an diesem skandinavischen Flughafen um bis zu 300 Prozent.

Fast Travel konnte dann allein durch sein Bestellmanagement die durchschnittlichen Auftragswartezeiten der Taxler auf weniger als eine Stunde reduzieren und gleichzeitig das Auftragsvolumen von zuvor 180.000 Aufträgen pro Jahr auf inzwischen 250.000 pro Jahr steigern. Parallel konnte Fast Travel das Image der Oslo-Taxis aufwerten – indem den Kunden stets eine passgenaue Taxidienstleistung zu einem dafür dann angemessenen festen Preis vermittelt werden kann. So lässt sich eine maßgeblich erhöhte Kundenzufriedenheit realisieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil: Das Taxi kann in Norwegen seine Marke als das bessere Taxi gegenüber Uber und Bolt stärken, deren Alleinstellungsmerkmale so effizient ausgehebelt wurden.
Natürlich sind die Bedingungen in Norwegen andere als in Deutschland. Auch ist das Gewerbe dort weniger streng reglementiert. Trotzdem macht es bestimmt für die eine oder andere Region Sinn, die auf der Hand liegenden positiven Effekte für Reisende, Taxler und Flughäfen oder auch andere Eventlocations wie beispielsweise Hotels oder Gesundheitszentren auch dort zu nutzen, indem die Fast Travel Idee auf die örtlichen Verhältnisse angepasst wird. Nadja Gregorec ist jedenfalls sehr gespannt, ob sie das Interesse der deutschen Taxler mit ihrem Vortrag wecken konnte. rw
Beitragsfoto: Screenshot Website FastTravel









Auf Kunden warten. Das war und ist ein negativer Kostenfaktor für jeden Personenbeförderer. Die zu reduzieren ist die Aufgabe, der sich klassischerweise unsere eigenen Zentralen stellen.
Da sich die bisherigen Strukturen der Vermittlung durch die digitale Kommunikationstechnik grundlegend verändern, ist es meines Erachtens höchste Zeit, bisher nicht genutzte Möglichkeiten in unsere eigenen Zentralen zu integrieren.
Das kann bedeuten, auch externe Dienstleister einzubeziehen. Mit einheitlich flächendeckendem Zugang für unsere Kunden. Der Fahrpreis darf dabei allerdings nicht der Willkür der Dienstleister überlassen werden. Genauso die Vermittlungskosten.
Solange wir uns diesen Dienstleistern nicht wehrlos ausliefern, sondern die Kontrolle über unser Geschäft behalten, kann darin eine Lösung für die derzeitigen Probleme sein.
Wie es denen geht, die für UberBolt&Co Aufträge übernehmen, ist an den zu kriminellem Handeln genötigten Pseudo-Taxis zu sehen. Damit sind diese Fake-Taxis selbstverständlich selbst verantwortlich und zur Rechenschaft und aus dem Verkehr zu ziehen.
Die Triebkraft hinter UberBolt&Co ist allerdings die grundsätzliche Verachtung von marktbegrenzenden Regeln und der offen erklärten Absicht, alles Vorstellbare für den eigenen Profit zu tun. Inklusive „…das Arschlochgeschäft namens Taxi zu töten, …weltweit…“(ex-ceo von Uber, Travis Cordell Kalanick).