Ein Augsburger Nachtfahrer hat aus seinen nächtlichen Erlebnissen ein Buch gemacht – und damit die Augsburger Allgemeine (AZ) überzeugt. Besonders beeindruckt zeigt sich die Zeitung davon, wie ruhig und unkonventionell der Autor auch in brenzligen Momenten bleibt.
Taxi ist wertvoll, unter anderem, weil es Tag UND Nacht verfügbar ist. Wenn die Straßen leer sind und das Taxi zur letzten Zuflucht wird, beginnt eine andere Welt. Der Taxifahrer Mehmet Arslan erzählt in seinem Buch „Im Schatten der Nacht: Geheimnisse auf der Rückbank“ wahre Erlebnisse aus über zehn Jahren Nachtschicht in Augsburg – von bedrohlichen Momenten zwischen Leben und Tod bis zu stillen Begegnungen voller Menschlichkeit. „Dieses Buch ist kein Thriller, sondern Realität.“ wirbt Amazon. Es sei ein Blick in den Alltag eines Taxifahrers, der mehr sieht, als viele ahnen – echt. Unverblümt. Mitten aus dem Leben. „Steig ein – und entdecke, was auf der Rückbank wirklich passiert.“ Die Neuerscheinung hat nun die AZ zum Anlass für eine Buchbesprechung genommen, bei der man als Leser auch einiges über den Autor erfährt.
Ein Taxifahrer ist nicht nur der Chauffeur von A nach B, oft auch wichtiger Gesprächspartner, Seelsorger und Retter in der Not. „Wachsam, überlegt, schnell: Taxifahrer Mehmet Arslan muss all diese Eigenschaften mit sich bringen, um in seinem Beruf stets richtig zu reagieren.“ schreibt dazu die AZ.
Die Zeitung steigt mit einem Bericht über eine äußerst bemerkenswert besonnene Reaktion des Fahrers ein. In einer Nacht nahm ein stark alkoholisierter Fahrgast auf seiner Rückbank Platz. Offenkundig aggressiv und Wut geladen. „Er redet von Russland, der Ukraine und dass der Krieg bald nach Deutschland komme.“ heißt es in dem Artikel. Im Rückspiegel beobachtet der Taxler, wie der Fahrgast in seinem Rucksack hektisch nach etwas suchte, dann habe er auch schon eine Machete am Hals gehabt. In Sekundenschnelle wiegt er ab: „Vollbremsung, Waffe entreißen – zu riskant.“ Er entschied sich für eine andere Möglichkeit der Deeskalation, die glücklicherweise funktionierte: „Wow, was für ein schönes Teil Bruder. Wo hast du das her?“ „Ein Geschenk von einem Freund“, und er ließ die Waffe sinken.
Der Augsburger beschreibt zwei Parallelwelten des Taxifahrens in seinem Debütroman. Tagsüber sei er der hilfsbereite Gentleman, der „eine gehbehinderte Dame schnell noch die Treppe zu ihrer Wohnung hochträgt“, nachts hingegen sei von ihm eine kühle Gelassenheit gefordert, um die offenbar regelmäßig auftretenden, lebensgefährlichen Grenzsituationen zu meistern. Die AZ berichtet von seinem beherzten Eingreifen, als er während der Wartezeit bei einer Bordellfahrt Hilfeschreie vernahm. Der Freier ließ die Prostituierte offensichtlich nicht gehen und wurde gewalttätig. Mehmet Arslan schob sich zwischen die beiden und habe den Angreifer von seinem Opfer weggerissen und weitere Angriffe abgewehrt. „Wir haben ja eine Fürsorgepflicht für die Gäste. Sie hatte gezahlt, also war ich für sie zuständig. Die Polizei habe ich auf ihre Bitte hin nicht dazu gerufen.“
Der Reporter betont in seinem Artikel die emotionslose Schilderung – „ohne Machismo, so als wäre es eine alltägliche Selbstverständlichkeit, Menschen zu retten.“ Und fügt im selben Atemzug das Erlebnis an, bei dem Arslan mit einer Schusswaffe zur Ausgabe der Einnahmen aufgefordert wurde. In diesem Fall habe der Fahrer den Mann blitzschnell entwaffnet, ihm die Einnahmen gezeigt und gefragt, ob das tatsächlich diese Straftat wert wäre. Anstatt die Polizei zu rufen, reichte er fünfzig Euro seinem Angreifer und wurde fast schon philosophisch: „Das hier ist kein Weg! Nimm es als Weckruf, nicht als Gelegenheit.“ Das Fazit des Journalisten: „Taxifahrer sind nicht nur Fahrer. Sie müssen Sozialarbeiter und Psychologen, manchmal Retter sein.“ nu
Anmerkung der Redaktion: Dem können wir uns nur anschließen: Taxi ist wertvoll!
Beitragsfoto: Taxi bei Nacht, Symbolfoto: Axel Rühle









Bin seit knapp 20 Jahren Fahrer und kann viele Geschichten bestätigen – die meisten Kollegen, Helden des Alltags…