Der neue Transporter und sein Schwestermodell Caravelle sind jetzt auch mit einer werknahen Umrüstung als Taxi erhältlich. Die Taxi-Times-Redaktion konnte das Neunsitzer-Taxi bei einer ausführlichen Probefahrt auf Herz und Nieren testen.
Als sich der Caravelle und Multivan von Volkswagen Nutzfahrzeuge noch die gleiche Plattform teilten, musste man mit dem Kompromiss leben, dass das Chassis komfortables Reisen, aber auch alle Belange eines Nutzfahrzeugs erfüllen muss.
Mit der Markteinführung des neuen Transporters, der sich jetzt zum bereits seit längerem verfügbaren Multivan gesellt hat, hat sich das geändert – sollte man zumindest meinen. Beide Fahrzeuge sind jetzt unterschiedlich im Volkswagen-Portfolio positioniert, was aus Sicht eines Taxiunternehmers zunächst auch gar nicht schlimm ist. Fahrgäste befördern können beide, dennoch spricht einiges für den neuen Transporter. Im Gegensatz zum Multivan bietet er bis zu neun Sitzplätze und auf bis zu 5,45 Meter ganz viel Platz für Gepäck.

Wir durften den neuen Caravelle, der als eine luxuriöser ausgestattete Version des Transporter-Kombis zu verstehen ist, komplett als Taxi ausgestattet fahren. Der Testwagen mit dem langen Radstand ist eine mächtige Erscheinung. Mit einer Gesamtlänge von 5,45 Meter und einem Radstand von 3,5 Meter deutet sich bereits von außen an, wieviel Platz der Wagen im Innenraum bietet. Neun erwachsene Personen finden, vielleicht mit Ausnahme des mittleren Sitzes auf der vorderen Sitzreihe, ausreichend Platz zum komfortablen Reisen. Der Kofferraum bietet auch bei voller Bestuhlung viel Platz.
Antriebsseitig ist der Caravelle mit einem Zweiliter-Dieselmotor mit 150 PS (110 kW) ausgestattet. Seine Kraft gibt der Wagen über ein 8-Gang-Automatikgetriebe an die Vorderräder ab. Wenn der Wagen unbeladen ist, dann beschleunigt der Caravelle zügig und zeigt ausreichend Durchzug. Um jedoch zu starken Beschleunigungen vorzubeugen und zugleich Sprit zu sparen, ist der Wagen mit einer intelligenten Beschleunigungsbegrenzung ausgestattet. Im Regelbetrieb ist ein etwaiger Eingriff nicht zu spüren. Unabhängig davon: Bei vollbeladenem Auto und langen Steigungen wünscht man sich etwas mehr Drehmoment. Dafür gibt es einen stärkeren Diesel mit 170 PS (125 kW), oder man steigt alternativ direkt auf die Elektro-Variante oder den Caravelle mit Plug-in-Hybrid um.

Die Sitzposition im neuen Transporter ist sehr hoch und zeigt dem Fahrer sofort, dass er nicht in einem PKW unterwegs ist. Für den Fahrer ist dies während der Fahrt ganz angenehm, weil er weit schauen kann. Für die Fahrgäste ist das wiederum beim Einsteigen nicht unbedingt von Vorteil, denn wer nicht gut zu Fuß ist, kann meist auch nicht gut klettern. Glücklicherweise ist unser Testwagen mit zusätzlichen Griffen an der A- und B-Säule ausgestattet.
Das 8-Gang-Automatikgetriebe arbeitet ordentlich, manchmal scheint es sich aber nicht richtig entscheiden zu können, in welchem Gang es denn nun schalten soll. Der Drehzahlmesser quittiert das dann mit einem Zittern des volldigitalen Zeigers.
Der Fahrersitz ist denkbar einfach gehalten und bietet neben einer verstellbaren Rücklehne nur noch die Option, nach vorne und nach hinten zu fahren. Da die Neigung nicht verstellt werden kann, reicht bei hochgewachsenen Fahrern die Unterstützung der Oberschenkel nicht aus. Auch eine Armlehne wäre sicherlich ganz toll. Natürlich sind das alles Details, die man gegen Aufpreis bestellen kann, die den Wagen, der in der Basis bereits rund 44.000 Euro netto kostet (ohne taxispezifische Umbauten), dann aber entsprechend verteuern.
Wirklich punkten kann der neue Caravelle beim Verbrauch. Der wird vom Werk mit knapp über acht Litern angegeben und konnte von uns in der Realität bestätigt werden. Lässt man es gemächlich angehen, ist sogar ein geringerer Durchschnittsverbrauch möglich. Ist der Wagen mit dem optionalen 70-Liter-Tank ausgestattet, dann sind lange Strecke keine große Herausforderung. Standardmäßig ist ein Tank mit 55 Liter Volumen verbaut. Da der große Tank aber lediglich 40 Euro netto kostet, sei den Taxi- und Mietwagenunternehmern an dieser Stelle der größere Tank empfohlen.
Der Innenraum gibt sich robust, sowohl der Fahrzeugboden und die Sitze sind gut zu reinigen. Trotz seiner Größe lässt sich der Wagen überraschend einfach manövrieren. Dabei helfen Abstandswarner und Rückfahrkamera. Ohne diese Helferlein würde das Einparken zu einer Glücksache verkommen bzw. die Versicherungsprämie stark belasten.

Was uns wirklich erfreut hat, waren zwei kleine verstellbare Lampen in der Heckklappe. Sie werden über einen Schalter im Kofferraum bedient und leuchten bei geöffneter Heckklappe den Boden und den Innenraum des Kofferraums optimal aus, während die eigentliche Kofferraumbeleuchtung unglücklich positioniert ist und eigentlich nur blendet. Eine ähnliche Beleuchtung verbaut auch ein Rollstuhlumrüster. Was uns zu einem weiteren Vorteil des Caravelle kommen lässt. Der Wagen ist nämlich nicht nur prima als Großraumtaxi geeignet und zeigt im Fahrbetrieb keine Schwächen, sondern kann auch bei diversen Umrüstern für den Rollstuhltransport umgebaut werden.
Unser Testfazit: Endlich gibt es bei Volkswagen Nutzfahrzeuge ein Neunsitzer-Taxi, welches über ausreichend Platz verfügt und Flexibilität bietet. Die von uns getestete Diesel-Variante überzeugte zudem durch einen sparsamen Antrieb und vielen sinnvollen Ausstattungsdetails. sg
Lesen Sie außerdem exklusiv den Teil 2 des Testberichts in der Printausgabe der Taxi Times (Ausgabe 4. Quartal 2025), unter anderem mit folgenden Inhalten:
- Die Gretchenfrage bei der elektrischen Schiebetür und welchen wortwörtlichen „Haken“ der Einstiegsbereich hat.
- Was ist aus der so beliebten wickelbaren Rücksitzbank geworden?
- Welche optionalen Ausstattungen hat der Caravelle noch zu bieten und was kosten sie?
- Welche Werks- und Anschlussgarantien hat Volkswagen Nutzfahrzeuge für den Caravelle?
Teil zwei dieses Testberichts ist in der Printausgabe 4. Quartal 2025 der Taxi Times erschienen. Erhältlich ist die Ausgabe als Premium-Abonnement oder als Einzelheft.
Beitragsfoto: im Falle eines Parkremplers spart die unlackierte Stoßstange viel Zeit und Ärger. Foto Taxi Times









Wie hat eigentlich Solingen so schnell MBE für Mietwagen bekommen?
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