Der Bundesverband hatte vergangene Woche zum Deutschen Taxi- und Mietwagentag eingeladen. Gekommen waren 230 Besucher aus der Taxibranche. Sie konnten sich bei insgesamt 16 Vorträgen und zwei Workshops sowie bei knapp einem Dutzend Industriepartnern über den Ist-Zustand wie auch zur Zukunft der Branche informieren.
Teil 1: Das Wichtigste vom Tag 1
Gleich der erste der mehr als einem Dutzend Vortragsreihen (Panels) griff ein Thema auf, das in dieser Intensität so bisher noch nicht innerhalb der Branche diskutiert worden ist: das Autonome Fahren und die Auswirkungen auf das klassische Taxi. Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Dr. Lea Decker von New Mobility Solutions sowie Rainer Becker (MOIA) skizzierte die potenzielle Zukunft des Taxigewerbes. Dabei wurde deutlich, dass Autonomes Fahren in Europa noch weit weg erscheint, in den USA und China aber schon einen nicht mehr wegzudenkenden Anteil an der Personenbeförderung ausmacht. Europäische Player sind da eher noch in der Versuchsphase. Einer davon ist Moia und dessen Vertreter überraschte mit der Aussage, dass man das operative Fahrgeschäft gar nicht mehr selbst betreiben wolle, sondern Software wie auch Hardware (ein autonomer VW ID. Buzz) auf Lizenzbasis vermiete.
Bei einem Workshop im kleineren Kreis wurden die Möglichkeiten für eine Implementierung des heutigen Taxis in diese neue Art der Beförderung dann noch einmal im Detail diskutiert.
Parallel dazu fanden in anderen Konferenzräumen weitere Panels statt, ein Konzept, das sich dann am Nachmittag fortsetzte. Beim Thema ÖPNV-Taxi war beispielsweise mit Christof Rasche auch ein FDP-Politiker des Landtags von Nordrhein-Westfalen dabei. Seine Fraktion war Mit-Initiator einer gesetzlichen Verankerung der Implementierung des ÖPNV-Taxis. Er diskutierte mit dem Geschäftsführer einer Software-Firma aus Luxemburg, die Lösungen für den Einsatz des ÖPNV-Taxis entwickelt und mit Dennis Steinke von der Bremer Kanzlei BBG, die als juristische Architekten das Thema ÖPNV ausgearbeitet haben. Als Stimme eines Verkehrsverbunds trat Frau Hunger aus der Oberlausitz auf, während René Zach aus Weißwasser die Taxi-Perspektive repräsentierte. Dieses Panel dauerte – wie fast alle anderen auch, 90 Minuten und ließ genügend Zeit für den Dialog mit den Zuhörern. Im Falle des ÖPNV-Taxis schloss sich daran sogar noch ein Workshop an, bei dem weitere Antworten zu zahlreichen Fragen gegeben werden konnten, unter anderem mit dem Aschaffenburger Unternehmer Benjamin Schmidt, der mit Carl E eine andere Form eines Sammeltaxis erfolgreich praktiziert.
Während es Sammeltaxis schon immer gab, ist der Tarifkorridor für Taxis eine neue Errungenschaft, die erst seit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) im Jahr 2021 möglich ist. Über deren Vor- und Nachteile diskutierten mit Gregor Beiner, Wolfgang Oertel, Hermann Waldner und Jan Weber vier Taxifunktionäre aus Städten, in denen Festpreise für Taxis auf jeweils höchst unterschiedliche Weise erlaubt sind. Auch Dirk Ritter von der Hamburger Taxenaufsicht hatte als einziger Behördenvertreter gute Gründe im Gepäck, warum es in der Hansestadt noch einmal ganz anders läuft. Bei der Diskussion ging es immer wieder darum, wie man am effektivsten die Stau- und Wartezeiten im Festpreis berücksichtigt.
Dirk Ritter durfte dann auch im nächsten Panel auf der Bühne sitzen. Aufgrund der Hamburger Initiative wurde aus dem Aus der Kleinen Fachkunde jetzt doch eine Kann-Regelung für jene Bundesländer, die eben doch können wollen. Ritter schilderte, dass Hamburg und Berlin diese nun einführen wollen, monierte aber auch, dass es ebenso in der Verantwortung des Gewerbes liegt, für die nötige Qualität zu sorgen. Michael Oppermann vom Bundesverband Taxi wollte aber auch den Staat nicht aus der Pflicht nehmen, denn völlig ungeschulte Personenbeförderer dürfe keine Behörde zulassen. jh
Impressionen vom Deutschen Taxi- und Mietwagentag (Fotos: Taxi Times)
Hinweis der Redaktion: Taxi Times war beim Deutschen Taxi- und Mietwagentag mit vier Redakteuren vor Ort und konnte deshalb alle, teils parallel stattfindenden Panels besuchen. Lesen Sie die ausführlichen Zusammenfassungen der Panels über die nachfolgend aufgeführten Links.
Übersicht über den Tag 2 des Deutschen Taxi- und Mietwagentags: Freunde? Feinde? Überleben!
Panel „Tarifkorridor – Vor- und Nachteile“: Der Tarifkorridor hat viele Gesichter
Panel „Teilhabe und Daseinsvorsorge – Taxis noch inklusiver machen“: „Taxi für alle“ – wie wäre es mit „Rollitickets“?
25.11.25 RW: Panel Rahmenbedingungen Krankenfahrten: „Gamechanger Krankenfahrten?“
26.11.25 RW: Panel „Plattformen: Freund oder Feind“: Plattformkooperationen – Sackgasse oder ein neuer Weg?
27.11.25: Panel Von obskur bis allgegenwärtig – das ÖPNV-Taxi wächst“ Inkl. Workshop: „Linienverkehr und Taxi brauchen Paartherapie“
28.11.25: Panel Die Kleine Fachkunde: „Wie geht es weiter mit der Kleinen Fachkunde?“
28.11.25: Panel Mindestbeförderungsentgelte: Wo wir jetzt stehen: „MBE – das neue Zaubertool der Taxler“
Beitragsfoto: Taxi Times












