Von morgens neun Uhr bis abends um halb sieben: Bei der Mitgliederversammlung des Fachverband Pkw-Verkehr Hessen jagte ein spannender Vortrag den nächsten. Trotzdem blieb dazwischen noch Zeit für den Austausch untereinander und mit den Verbandspartnern – zu denen auch Taxi Times zählt.
Mehr als 300 Mitglieder hatten Mitte November den Weg in die Stadthalle Baunatal gefunden, einem kleinen Ort in der Nähe von Kassel in Nordhessen. Rund die Hälfte davon hatten den Weg aus Südhessen auf sich genommen mit teils mehr als zweistündigen Anfahrten. Allein diese Zahlen beweisen die hohe Mitgliederbindung, die der Fachverband Pkw-Verkehr Hessen (FPH) aufrechterhält. Die Betriebe – größtenteils im Krankenfahrtensegment angesiedelt – vertrauen auf ihren Verband und vor allem auf ihren Geschäftsführer Mathias Hörning, der in diesem Jahr seine 30. Jahreshauptversammlung für den FPH leitete.
Bevor dies bei einem gemeinsamen Abendessen und musikalischer Begleitung gewürdigt wurde, stand für die Mitglieder ein ereignisreicher Tag bevor. Er begann mit einem konstituierenden Treffen von ca. 50 Betrieben, die freigestellte Schüler- und Behindertenverkehre durchführen und sich künftig in einer Erfa-Gruppe vernetzen wollen. Starten soll deren Arbeit am 11.3.2026 mit einer Zusammenkunft im Sporthotel Grünberg in der Mitte von Hessen. Aufgeteilt in zwei Gruppen sollen dann sämtliche Erfahrungen aus dem Geschäftsfeld der freigestellten Schüler- und Behindertenverkehre miteinander ausgetauscht werden – ergänzt um Fachvorträge der auf diesen Bereich spezialisierten Partnerfirmen. So wird unter anderem die Firma Stadt.Land.Netz aus Dresden vor Ort sein, die mit einer Spezialsoftware die Organisation und das Routing der täglichen Touren optimieren und automatisieren.

Nach diesem Treffen begann dann die eigentliche Mitgliederversammlung mit einem ausführlichen Geschäftsbericht von Mathias Hörning. Voller Euphorie berichtete er von den erfolgreichen Verhandlungen mit der DAK für Sitzend-Krankenfahrten. Ergebnis: Anstatt der von der Kasse beabsichtigten Vergütungskürzung auf 1,80 € konnte eine Vergütungserhöhung auf 2,15 € pro Besetzt-Kilometer erreicht werden. „Die Gemeinschaft hat funktioniert“, sagte Hörning, denn dadurch konnte der Druck aufgebaut werden, der die DAK zu Jahresbeginn letztendlich zum Einlenken gebracht hat. Taxi Times hat in seiner Printausgabe 1. Quartal 2025 ausführlich über diesen außergewöhnlichen Erfolg berichtet. Die Ausgabe kann als Einzelheft über diesen Link nachbestellt werden.
Im Zuge dieses Erfolgs konnte anschließend auch ein verbesserter Rahmenvertrag mit den Ersatz-, Betriebs- und Innungskassen für sitzende Krankenfahrten ausgehandelt werden. Zudem erzielte der FPH die höchste Entgeltsteigerung seiner Verbandsgeschichte: Für die bislang nicht auskömmlichen Mitgliedereinzelverträge mit den Ersatzkassen zur Rollstuhlbeförderung konnte der FPH bei der Besetzt-Kilometervergütung eine Erhöhung um 60 % durchsetzen. „Wir haben sämtliche Konditionen für euch nach oben bewegt, um eure wichtige Dienstleistung im Gesundheitsmarkt angemessen zu würdigen“, erklärte Hörning erfreut.

Ausruhen will sich der Verband auf diesem Erfolg nicht. Jetzt stehen die Verhandlungen mit den Kassen – in erster Linie mit der AOK – über die Liegend- und Tragestuhlbeförderungen auf der Agenda. Zu Hilfe kommt dem FPH dabei der hohe Organisationsgrad. Mehr als eintausend für die Liegend- und Tragestuhlbeförderung geeignete Fahrzeuge hessischer Taxi- und Mietwagenunternehmer sind im FPH organisiert. 247 der 258 AOK-Vertragspartner sind Verbandsmitglieder.
Als Ziel für 2026 nennt Hörning, die intransparente und preisdrückende Vergütungspolitik der AOK aufzudecken und zu bekämpfen. Ein aktuelles Gerichtsurteil zur Offenlegungspflicht der AOK bietet hierfür eine Chance. Hörning rief die Mitglieder dazu auf, ihre Vertragslaufzeiten mitzuteilen und Verhandlungsvollmachten zu erteilen.
Angesichts des geringen Marktanteils (0,9 % in Hessen) soll die Knappschaft als erstes „Projekt“ angegangen werden, um mit einem Erfolgserlebnis an die AOK heranzugehen. Auch hierfür sind die Verhandlungsvollmachten der Mitglieder erforderlich.
Mathias Hörning setzt auch bei diesen Verhandlungen auf die breite Unterstützung seiner Mitglieder. Wer sich engagiert, wird belohnt; wer dies nicht tut, kann später auch nicht von besseren Konditionen profitieren: “Mitglieder, die sich nicht an den Gemeinschaftsverhandlungen beteiligen, werden künftig auch keine ausgehandelten Konditionsanpassungen des Fachverbandes erhalten”, machte Hörning unmissverständlich klar.

Unmissverständlich klar machte auch Abdulkadir Taysi allen Anwesenden, dass der Einbau einer Technischen Sicherheitseinrichtung (TSE) zum 1. Januar zwingend erfolgt sein muss. Taysi ist Mitarbeiter von Hale und er konnte berichten, dass sich der Rückstau bei der Lieferung der Taxameter aufgrund der vielen Bestellungen allmählich auflöse.
Als letzter Redner vor der Mittagspause trat Jürgen Hartmann auf die Bühne. Der Taxi-Times-Herausgeber referierte zum Thema „Taxi ist wertvoll – aber keiner weiß es“. Er zeigte auf, dass Betriebe, die mit ihren Krankenfahrten täglich Menschenleben retten – indem sie beispielsweise Dialysepatienten zur lebenserhaltenden Blutwäsche befördern – diesen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag selbstbewusst sowohl den Medien als auch ihren Kunden verdeutlichen sollten.

Mathias Hörning konnte seinen Mitgliedern im Anschluss daran den Abschluss eines Taxi-Times-Abonnements schmackhaft machen. Bei Bestellung über den Verband erfolgt der Bezug für die Mitglieder kostenlos, den (reduzierten) Bezugspreis übernimmt der FPH. Gleich in den ersten Tagen nach der Veranstaltung haben dieses Angebot mehr als 50 Mitglieder genutzt. red
Hinweis: Über die Themen und Vorträge am Nachmittag berichtet Taxi Times in einer oder mehrerer gesonderter Meldungen in Kürze.
Beitragsfoto: Mathias Hörning bei der Mitgliederversaammlung der FPH am 15.11.25 in Baunatal








