Die Krankenfahrtproblematik ist derzeit in aller Munde. Auch der Podcast „taxi to go“ hat sich kritisch damit auseinandergesetzt. Könnte eine regionale Plattform viele Probleme lösen?
Besonders das Segment der Krankenfahrten gilt zwar als wirtschaftlich relevant, schreckt aber viele digitale Plattformanbieter bislang ab. Der Grund: hoher bürokratischer Aufwand, komplexe Abrechnungsmodalitäten und zahlreiche rechtliche Vorgaben.
Gerade diese Zurückhaltung der großen Player könne das Gewerbe aber für sich nutzen. Jens Marggraf ist ein Taxiunternehmer in Nordhessen und durch den Podcast „Taxi to Go“ beklannt, den er gemeisnam mit Babett Mahnert bespielt. Dieses Format nutzte Marggraf vor kurzem nun auch, um mit der Idee einer gemeinsamen App an die Öffentlichkeit zu gehen.
Geplant ist eine gewerbeintern verwaltete Bestell-App, die speziell auf medizinische Fahrten zugeschnitten sei. Vergleichbare Lösungen wie Qrago oder Moxi gebe es zwar bereits – sie seien jedoch nicht konsequent genug zu Ende gedacht.
Marggrafs Vision: eine Plattform, die Krankenfahrten effizient, transparent und fair koordiniert – und zwar von der Branche selbst gesteuert. Gelingt es, hier einen neuen Standard zu etablieren, könnte eine solche App mittelfristig sogar bundesweit als allgemeine Bestellplattform dienen. Damit würde das Taxigewerbe digital zu den großen Plattformen aufschließen, ohne seine eigenen Strukturen aus der Hand zu geben.
Im Kern ist Marggrafs Idee ebenso einfach wie charmant: Alle Taxiunternehmen im Umkreis von rund 50 Kilometern um ein großes Krankenhaus schließen sich zusammen und stellen gemeinsam eine regionale Bestell-App bereit. Krankenhäuser, Arztpraxen oder Pflegeeinrichtungen könnten darüber Fahrten direkt buchen – zentral, zeitgerecht und leistungsgerecht.
Für das Krankenhauspersonal hätte das klare Vorteile: Statt einzelne Unternehmen telefonisch zu koordinieren, ließen sich Fahrten mit wenigen Klicks disponieren. Gleichzeitig bliebe Raum für individuelle Wünsche – etwa wenn bestimmte Taxiunternehmen bevorzugt werden sollen. Alternativ könnten Aufträge auch neutral verteilt oder über ein Provisionsmodell gesteuert werden.
Für das Taxigewerbe wiederum entstünde Planungssicherheit, eine bessere Auslastung und eine stärkere Position gegenüber externen Plattformen. Vor allem aber würde ein sensibles und gesellschaftlich wichtiges Segment – die Krankenbeförderung – in den Händen derjenigen bleiben, die es seit Jahrzehnten zuverlässig bedienen.
Ob eine solche Plattform realisierbar ist, hängt letztlich vom Willen zur Zusammenarbeit ab. Das Konzept zeigt jedoch: Im Krankenfahrtsegment liegt nicht nur ein Problem, sondern auch eine echte Zukunftschance für das Taxigewerbe. nu
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