Die Funktionsfähigkeit des Osnabrücker Taxigewerbes sei nicht akut gefährdet, jedoch arbeiten Unternehmer und Fahrer viel und verdienen wenig, fasst die Osnabrücker Zeitung ein neues Gutachten zusammen. Ursachen dafür seien die Konkurrenz durch Mietwagen und durch den öffentlichen Nahverkehr, aber auch die Verkehrsplanung.
Im Durchschnitt verdiene ein selbstständiger Taxifahrer in Osnabrück bei Arbeitszeiten „weit über 50 Stunden“ die Woche 2.258 Euro brutto. Das reiche zum Lebensunterhalt, aber nicht für eine Altersvorsorge und wäre deutlich unter dem Durchschnitt von knapp 2.500 Euro brutto bei Vollzeitbeschäftigten. Angestellte Taxifahrer leisteten 156 Stunden im Monat bei einem Stundenlohn von 9,18 Euro durchschnittlich. „Auch wenn der durchschnittliche Monatslohn über dem Mindestlohnniveau lag, kann der vergleichsweise geringe Monatsverdienst der anstrengenden und verantwortungsvollen Tätigkeit eines Taxifahrers nicht gerecht werden“, wird das Gutachten in der Zeitung zitiert.
Die jährliche Laufleistung eines Taxis betrage nur 52.000 Kilometer. Standzeiten seien in der 157.000-Einwohnerstadt länger als an anderen Orten, obwohl es nur noch 135 Taxi-Konzessionen gibt. Die Konkurrenz käme vor allem von Mietwagen und dem öffentlichen Nahverkehr.
Während die Zahl der Mietwagen zwischen 2004 und 2016 von 34 auf 52 gestiegen sei, sei die Anzahl der Taxis von 191 im Jahre 2000 auf heute 135 gesunken. Die Ursache für diese Verschiebung seien Maßnahmen gegen Schwarzarbeit gewesen. Die Zahl der Taxikonzessionen solle stabil bleiben, fordern die Gutachter. Stattdessen wird eine neuerliche Tariferhöhung von jetzt 2,10 je Kilometer auf 2,20 für 2018 vorgeschlagen. Zuletzt wurden die Tarife 2015 angehoben.
Der Gesamtverband Niedersachsen geht bei seiner Zusammenfassung des Gutachtens zusätzlich auf die wirtschaftlichen und gesellschaftsstrukturellen Rahmenbedingungen ein. „Die Gutachter erwarten für Osnabrück einen weiteren deutlichen Bevölkerungsanstieg, gleichzeitig konstatieren sie allerdings eine negative Entwicklung der Arbeitslosenquote und des verfügbaren Haushaltseinkommens“, fasst der GVN in einer Mitgliedermitteilung zusammen. „In beiden Bereichen ist Osnabrück mittlerweile im bundesdeutschen und niedersächsischen Vergleich erheblich zurückgefallen. Der ÖPNV ist gut ausgebaut, auch für mobilitätseingeschränkte Personen, bei einem gleichzeitig hohen Niveau der Individualmobilität der Bevölkerung. Für klassische Taxi- und Krankenfahrten sehen die Gutachter nur geringe Chancen auf Nachfragesteigerungen, und das trotz steigender Zahlen der Einwohner und des Anteils älterer Bürger. Positive Impulse aus dem Tourismus oder der Einbeziehung der Taxis in den ÖPNV erwarten sie ebenfalls nicht.“
Das Gutachten wurde von dem Fachbereich Bürger und Ordnung Straßenverkehr der Stadt Osnabrück in Auftrag gegeben und von der Dresdner Firma ISUP Ingenieurbüro für Systemberatung und Planung GmbH durchgeführt. Die Stadt hat das Gutachten auf seiner Homepage veröffentlicht und mit dem Hinweis eingeleitet, dass die Zulassungsbeschränkung vom Gesetzgeber vorgenommen wurde, „um das Funktionieren des öffentlichen Personennahverkehrs, zu dem der Taxiverkehr (im Gegensatz zum Mietwagenverkehr) gehört, als Gesamtsystem zu sichern. Ziel ist also nicht ein „Konkurrenzschutz“ für die vorhandenen Unternehmen, sondern die Sicherung eines funktionierenden öffentlichen Personenverkehrs. Es muss somit nicht unbedingt eine konkrete Existenzbedrohung von Taxiunternehmen vorliegen, sondern es können bereits bei Unzumutbarkeiten bei der Verkehrsabwicklung, die durch ein Überangebot an Taxis hervorgerufen werden, Zulassungsbeschränkungen vorgenommen werden.“ prh+jh
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Symbol-Foto: Jürgen Hartmann/Taxi Times
Kann das mal jemand der Berliner Behörde erzählen und denen die rechtlichen Rahmenbedingungen erläutern !
In Berlin ist das Taxigewerbe seit Jahrzehnten gefährdet aber es interessiert niemanden.
Stattdessen werden zweifelhafte Fiskaltaxameterlösungen verlangt und Konzessionsverlängerungen schon mal abgesagt, weil man mit der Betriebsprüfung noch nicht fertig ist.