Der als Terrorist verdächtigte Amokläufer, der gestern mit einem Kleinlaster über einen Radweg in Manhattan pflügte und dabei acht Menschen tötete und elf verletzte, war Fahrer bei Uber. Lyft in Chicago beschäftigte bis vor kurzem einen Al-Qaida-Sympathisanten. Mehrere Amokläufer oder Terroristen verursachten in den letzten Jahren Zwischenfälle als Laien-Taxifahrer.
Der angeschossene und verhaftete Amokfahrer von New York, ein 29-jähriger Usbeke, arbeitete seit sechs Monaten für Uber in New Jersey und absolvierte seitdem 1.400 Fahrten. Der Mann hatte die „background-check“ (Hintergrund-Prüfung) genannte Überprüfung durch den Transportdienstleister bestanden. Er sei auch in „keine weiteren sicherheitsrelevanten Vorkommnisse verwickelt“ gewesen. Der New York Times zu Folge sei es noch unklar, ob das FBI den Greencard-Inhaber bereits wegen Terrorverdacht beobachtete. Die Ermittler gehen von einem terroristischen Hintergrund aus.
Den „background check“ lässt Uber von einer externen, privat betriebenen Firma durchführen und ersetzt die bei professionellen Taxis übliche behördliche Überprüfung. Sie überprüft nach Ubers eigenen Angaben, ob der Bewerber nachweisen kann, mindestens drei Jahre einen Führerschein zu besitzen, ob verkehrsrechtliche Verstöße oder strafrechtliche Verurteilungen vorliegen.
Allerdings geschehen solche Aufzeichnungen in den USA auf Ebene der Bundesstaaten; ein nationales Melderegister gibt es nicht und Führerscheine als Identitätsnachweise stellen die Bundesstaaten aus. Schwerere Verbrechen werden national auf Basis eines Identitätsabgleiches mit Fingerabdrücken gespeichert, aber Uber verweigerte bislang, eine tiefere Prüfung der Fahrer mit Fingerabdrücken als Standard einzuführen. Der mutmaßliche Terrorist von gestern wohnte zuvor in Florida und nahm mit einem in Florida gemeldeten Mini-Van im Großraum New York gewerbsmäßig Aufträge zur Personenbeförderung von Uber entgegen.
In Chicago wurde letzte Woche gegen Lyft eine Strafe von zwei Millionen Dollar verhängt, weil der Fahrtenvermittler einen verurteilten Al Qaida-Unterstützer fünf Monate lang als Laien-Taxifahrer beschäftigte. Der 64-jährige ehemalige Taxifahrer saß über sieben Jahre im Gefängnis, weil er Al Qaida finanziell unterstütze und Bombenanschläge plante. Nach seiner Freilassung wurde er von Taxi-Unternehmen ebenso wie von Uber wegen seiner Vergangenheit abgelehnt. Lyft übersah offenbar die Verurteilung und siebenjährige Inhaftierung.
Lyft prüft seine Bewerber ebenso durch ein „unabhängiges“ Unternehmen und sagte, das Ergebnis sei „inakzeptabel.“ Lyft kündigte an, alle Fahrer in Chicago nochmals prüfen zu lassen und würde das parallel auch der Stadt erlauben. Die Kosten der Überprüfung der Fahrer durch die Stadt wolle Lyft übernehmen.
Letztes Jahr schoss ein Uber-Fahrer in Michigan um sich und tötete an einem Tag sechs Fahrgäste an drei verschiedenen Orten. Anfang September wurde in London ein Uber-Fahrer wegen Terrorverdachts verhaftet. Der Fahrer griff drei Polizisten vor dem Buckingham-Palast mit einem Schwert an, und schrie dabei „Allahu akbar.“ Im Dezember 2015 versuchte ein Uber-Fahrer einen Passanten in einer Londoner U-Bahn-Station zu enthaupten, während er „Dies ist für meine syrischen Brüder“ schrie. Es dürfte etliche weitere Vorfälle dieser Art geben.
Uber und Lyft sind wegen ihrer mangelhaften Überprüfung ihrer fahrenden Laien wiederholt und seit längerem in der Kritik. In London ordnete die Genehmigungsbehörde im Spätsommer die erneute Überprüfung von 13.000 Uber-Fahrern an. Die von Uber mit der Überprüfung der Fahrer beauftragte Firma hatte womöglich polizeiliche Führungszeugnisse manipuliert. Scotland Yard kritisierte Ubers mangelnde Zusammenarbeit und warf der Firma Behinderung der Ermittlungen vor. Aus den USA häufen sich ähnliche Beschwerden, weil Uber sich in der Vergangenheit in Notfällen als nicht hilfreich erwiesen hat. Hilfeersuchen im Zusammenhang mit Notfällen oder Straftaten werden von dem Fahrtenvermittler mit automatisierten E-Mails oder SMS beantwortet. prh
Symbolfoto: „0x010C“, CC by-sa 4.0
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Nun spätestens jetzt, weiss man auch warum der Zugang zum Taxigewerbe so scharf kontrolliert wird,selbst wenn er vorher nicht straffällig war – er wäre registriert gewesen!