Es ist eine traurige Regelmäßigkeit: Mindestens jeden zweiten Tag geschehen irgendwo in Deutschland Angriffe auf Taxifahrer. Seit Ende April meldete die Polizei 25 solcher Straftaten – Dunkelziffer unbekannt.
In der baden-württembergischen Kreisstadt Reutlingen ereignet sich dabei eine besonders brutale Tat. Hier ließ sich in der Nacht zum Sonntag ein 24-jähriger Mann von der Innenstadt nach Hause fahren. Dort angekommen, gab es laut den Ermittlungsbehörden Probleme bei der Kartenzahlung. Der Fahrgast kündigte daraufhin an, Bargeld aus seiner Wohnung zu holen.
Als er zurückkehrte, hatte er statt des Geldes ein Küchenmesser bei sich, mit dem er den 44-jährigen Fahrer ohne Vorwarnung attackierte und schwer verletzte. Staatsanwaltschaft und Polizei sprechen von „mehreren Messerstichen wegen Geldstreitigkeiten“. Eine Angehörige des Täters habe noch versucht, dem Opfer zu Hilfe zu kommen, wobei sie leicht verletzt worden sei.
Der Mann wurde noch am Tatort festgenommen und sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Er war bereits polizeibekannt.
Der Fall ist eine besonders brutale von vielen Straftaten gegenüber Taxifahrern, die durschnittlich jeden zweiten Tag vorkommen. Hier Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum seit Ende April:
Am 30. April beleidigten in München-Giesing zwei Fahrgäste einen aus Afghanistan stammenden Taxifahrer und einer schlug auf ihn ein, was sich bis nach dem Aussteigen fortsetzte. Ein Passant versuchte zu schlichten. Als die Polizei eintraf, waren alle außer dem 43-jährigen Fahrer verschwunden. Die Polizei sucht die Täter, aber auch den Zeugen.
Am 30. April reagierte ein Fahrgast in Bamberg aggressiv auf das Verbot, im Taxi zu rauchen, packte den Fahrer nach dem Aussteigen mehrmals kräftig am Arm und bedrohte ihn mit dem Tod. Bei der Auseinandersetzung wurde der Autoschlüssel im Zündschloss verbogen, sodass das Fahrzeug nicht mehr gestartet werden konnte. Der Täter wurde vor Ort festgenommen.
Anfang Mai wurde ein Taxifahrer mit Fahrgast in Basel von einem Radfahrer geschnitten und zum scharfen Bremsen gezwungen. Nachdem er ihn durch das offene Fenster zum Einhalten der Verkehrsregeln aufforderte, kam der Radfahrer zurück, schlug ihn mit der Faust gegen Hals und Ohr und flüchtete.
In der Nacht zum 4. Mai eskalierte in Essenbach (Bayern) ein Streit über die Fahrtroute zwischen einem 31-Jährigen Taxifahrer und seinem 34-Jährigen Fahrgast, der dem Fahrer mit der Hand ins Gesicht schlug und ihm ins Lenkrad griff. Während seiner Festnahme beleidigte er den Fahrer noch.
Am 4. Mai wurde in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) ein 72-jähriger Taxifahrer von einem betrunkenen 39-Jährigen mehrfach ins Gesicht geschlagen, der seine weiblichen Bekannten daran hindern wollte, mit dem Taxi wegzufahren. Als zwei Kollegen und ein Passant einschritten, wurden auch diese vom Täter und seinem anwesenden Bruder tätlich angegriffen – vier Verletzte. Das Brüderpaar entkam zunächst unerkannt, wurde aber einige Stunden später wegen Ruhestörung von der Polizei besucht, erkannt und festgenommen.
In Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern) fuhr am gleichen Tag ein Taxifahrer zurück an den Ort, wo eine junge Frau ausgestiegen war, um ihr das vergessene Handy zu bringen. Dort begann ein Unbekannter mit ihm einen Streit und trat ihm gegen die Taxitür – 500 Euro Sachschaden, Täter unerkannt entkommen.
In der Nacht zum 8. Mai zogen zwei Taxifahrgäste in Baden-Baden während der Fahrt ein Messer und verlangten vom Fahrer Geld. Es kam zum Handgemenge, bei dem der Fahrer verletzt wurde und die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, so dass es gegen eine Hauswand prallte. Die Täter flüchteten unerkannt ohne Beute.
Am 8. Mai bedrohte ein Fahrgast in Friedrichshafen (Baden-Württemberg) nach einer Taxifahrt über mehrere Adressen den 47-jährigen Fahrer mit einem Messer und forderte Geld, bevor er mit seiner Beute flüchtete. Die Polizei sucht den ca. 35 Jahre alten Täter.
In der Nacht zum 13. Mai trugen drei Jugendliche in Gronau (Nordrhein-Westfalen) eine größeren Steinbrocken aus einem Vorgarten an die Straße und warfen ihn auf die Fahrbahn, als ein Taxi die Straße befuhr. Er schlug unmittelbar vor dem Fahrzeug auf, so dass der Fahrer nicht mehr bremsen konnte. Am Auto entstand ein Sachschaden von 1.500 Euro. Die Polizei sucht nach drei etwa 1,75 Meter großen Jugendlichen im Alter von ca. 16 bis 17 Jahren.
In derselben Nacht zettelte auf einem Parkplatz vor einer Diskothek in Lübeck ein betrunkener 19-Jähriger einen Streit mit einem dort wartenden 41-Jährigen Taxifahrer an, zerrte ihn plötzlich vom Fahrersitz, schubste ihn zu Boden und schlug ihm ins Gesicht. Als er auch noch mit dem Taxi davonfahren wollte, gelang es dem Fahrer und einem Zeugen gerade noch rechtzeitig, ihn daran zu hindern und ihn mit Unterstützung eines Sicherheitsdienstes bis zum Eintreffen der Polizei zu fixieren.
In der Nacht zum 14. Mai warf ein Unbekannter auf der Bundesstraße von Dachau nach Karlsfeld (Bayern) ein rohes Ei auf die Windschutzscheibe eines fahrenden Taxis. Der Fahrer sah augenblicklich nichts mehr, konnte das Auto aber unbeschadet zum Stehen bringen.
In der Nacht zum 18. Mai stritten sich mehrere Besuchergruppen einer Diskothek in Igling (Bayern) um ein Taxi. Der körperlich ausgetragene Kampf eskalierte derart, dass ein Mann im Handgemenge eine Tür des Taxis abriss – mehrere Festnahmen, 2.500 Euro Schaden.
In derselben Nacht bedrohte ein Fahrgast in Karlsruhe einen 33-jährigen Taxifahrer mit einem spitzen Gegenstand und forderte Geld. Als er bemerkte, dass der Fahrer stillen Alarm ausgelöst hatte, flüchteten er und seine Mitfahrerin unerkannt. Die Polizei sucht nach einem Mann mit schwarzem Vollbart, der mit leicht arabischem Akzent sprach.
Am 20. Mai wurde ein Taxifahrer auf der Fahrt von Offenbach am Main nach Dreieich-Sprendlingen von seinen zwei Fahrgästen mit einer Schusswaffe bedroht und ausgeraubt. Als die Polizei die 19- und 27 Jährigen in einem nahegelegenen Gebüsch festnahm, fand sie auch die Waffe, eine sogenannte Softair-Pistole, wie sie von Jugendlichen und Erwachsenen bei Spielen verwendet wird.
In der Nacht zum 26. Mai bedrohte ein Unbekannter einen wartenden 62-jährigen Taxifahrer in Minden (Nordrhein-Westfalen) mit einer Schusswaffe und forderte Geld. Als der Fahrer die Autotür öffnete, floh der Mann. Die Polizei fahndet nach einem 18 bis 25 Jahre alten, schlanken Mann.
In der Nacht zum 29. Mai gerieten zwei Fahrgäste in Sonthofen (Bayern) – ein 37-jähriger Mann und eine 31-jährige Frau – miteinander in Streit. Als der Taxifahrer schlichten wollte, schlug sein angetrunkener Fahrgast ihm ins Gesicht. Als die Polizei ihn festnahm, beleidigte er den Fahrer mehrfach.
In der gleichen Nacht weigerten sich in Ludwigshafen zwei Fahrgäste, ihre Taxifahrt zu bezahlen und demolierten stattdessen das Auto. Beim Versuch, das Auto, das die Täter in Richtung zweier Poller geschoben hatten, aufzuhalten, erlitt der Fahrer leichte Verletzungen. Sachschaden: 5.000 Euro. Die Polizei sucht nach zwei Männern mit kurzen schwarzen Haaren, einer 1,80 m groß, der andere 1,70 m groß.
In der Nacht zum 1. Juni beleidigte ein 67-jähriger Fahrgast in München den 48-jährigen Taxifahrer mehrfach fremdenfeindlich, drohte ihm mit einer angeblich mitgeführten Schusswaffe und begann ihn beim Fahren zu attackieren und schlug und trat schließlich auf ihn ein. Er wurde festgenommen.
In der gleichen Nacht wurde ein Taxifahrer in Saarbrücken von einem Einsteiger mit einer Schusswaffe bedroht. Der mutige Fahrer ergriff die Waffe und drückte sie zur Seite. Der Täter hatte aber einen Komplizen, der ihn dann an der Beifahrertür mit einer weiteren Waffe bedrohte, so dass der Fahrer dennoch ausgeraubt wurde. Die Polizei sucht die Täter ohne genaue Personenbeschreibung.
Am 1. Juni jagte der Fahrer eines dunklen Mercedes mit österreichischem Kennzeichen ein Großraumtaxi durch Lindau (Bodensee) und versuchte nach Zeugenbeobachtungen, es zu rammen. In der Innenstadt rammte er es schließlich von hinten, worauf es ins Schleudern geriet und von der Straße abkam, einen Zaun durchbrach, einen Obstbaum entwurzelte und gegen eine Mauer prallte. Der Fahrer und die zwei Fahrgäste blieben unverletzt. Der Täter floh über die nahe Grenze nach Österreich, wo er ermittelt und festgenommen wurde.
In der Nacht zum 3. Juni bestellte ein Mann ein Taxi zu einer Diskothek in Erlangen. Während der Fahrt schlief er ein. Als er am Fahrziel vom Fahrer geweckt wurde, reagierte er aggressiv, schubste den Fahrer zu Boden, riss aus einem Holzzaun eine Latte heraus und schlug damit heftig auf den 57-jährigen Taxifahrer ein, bevor er unerkannt flüchtete. Die Polizei sucht einen ca. 40-jährigen Mann.
Am 3. Juni stand ein 28-jähriger in Freising (Bayern) einem Taxi im Weg. Statt es durchzulassen, schlug der Betrunkene mit Fäusten auf das Fahrzeug ein, bis er von einem Passanten gewaltsam gestoppt wurde – Festnahmen beider Männer, Schadenshöhe unbekannt.
In der Nacht zum 5. Juni stieg ein Unbekannter in München in das Taxi eines 50-jährigen Fahrers. Am Fahrziel stieg er aus, so dass der Fahrer mit dem Prellen des Fahrpreises rechnete und ebenfalls ausstieg. Daraufhin bedrohte der Fahrgast ihn mit einem messerähnlichen Gegenstand und forderte Geld. Als zufällig ein Auto vorbeikam, flüchtete er. Die Polizei sucht nach einem 20- bis 25-jährigen Mann, 185-190 cm groß, schlank, akzentfrei deutsch sprechend.
Am 5. Juni versuchten zwei Männer in Frankfurt am Main, einen 65-jährigen Taxifahrer auszurauben. Gegen 12:40 Uhr stiegen sie ein und nannten den Flughafen Als Fahrziel. Als der 65-jährige Taxifahrer aus einem Gespräch zwischen seinen Fahrgästen heraushörte, dass diese nicht gut bei Kasse waren, bat er sie, auszusteigen. Daraufhin zog einer der Täter eine Waffe, bedrohte den Fahrer und forderte Geld. Der Taxifahrer beschleunigte aber sein Fahrzeug, was die Männer irritierte. Erneut richteten sie die Waffe auf den Fahrer, um ihn zum Anhalten zu bewegen. Der Fahrer bremste, die Männer sprangen aus dem Taxi und flüchteten zu Fuß. Die Polizei ermittelte erfolgreich und konnte beide festnehmen. Dabei fanden die Beamten eine Softair-Waffe. ar
Beitragsbild: Axel Rühle
Raub auf Taxifahrer: Polizei nimmt zwei Tatverdächtige fest
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/5517942
Bessere und wirksame digitale Alarmanlagen für Taxifahrer sind vom Gesetzgeber zuzulassen.
Bei der Revision des PBefG wurden die Empfehlungen und Ratschläge, wie sie in der Studie: https://www.ikem.de/wp-content/uploads/2019/08/201712_Studie_Digitale-Mobilita%CC%88tsplattformen.pdf Digitale Mobilitätsplattformen von IKEM auf Seiten 117 und 118 in Bezug für Allarmanlagen die für das Taxigewerbe vorgeschlagen wurden, sind leider nicht berücksichtigt worden.
Die im vorstehenden Artikel aufgelisteten 25 Fortfälle zeigen auf, dass es da neuartige digitale Alarmanlagen braucht, mit laufend aktualisierter Echtzeit-GPS-Standortüberwachung, einem Video-Aufzeichnungssystem geeignet für gleichzeitig kritische Situationen mit Fahrgästen oder anderen Personen im Innenraum oder außerhalb des Fahrzeuges zu erfassen.
Es muss damit eine direkte Alarmierungsmöglichkeit zu realisieren sein, zu der Vermittlungszentrale und/oder der Polizei. Diesen Personen muss die Alarmanlage ermöglichen, dass sie in den Fahrzeugraum hineinzusehen und zuhören können, was es da für eine kritische Situation gibt, und nötigenfalls mit Codeworten und Fragen über die Sprachverbindung Informationen vom Fahrer zur Situation bekommen.
Der Kundensicherheit kann gewährleistet werden, dass wenn es keinen Vorfall gegeben hat, der einer Abklärung bedarf, die Aufzeichnungsspeicherkarte gelöscht und überschrieben wird.
Fahrgäste kann man mit einem Kameras-Signet informieren und haben es zu akzeptieren, dass da was aufgezeichnet wird, wie bei öffentlichen Plätzen usw. Allein mit solche Warnhinweisen können solche Vorfälle verhindert werden, wenn kriminelle Personen damit rechnen müssen, dass da was aufgezeichnet wird.
Die mit § 25 Abs. 2 BOKraft verordneten Alarmanlagen sind nicht mehr zeitgemäß, wenn dann mal was blinkt und hörnt auf den Straßen, dreht doch kein Mensch mehr den Kopf um. Zudem sind diese im PBefG verordneten Alarmanlagen nachts auf menschenleeren Straßen und auch am Tag auf Hinterhöfen nutzlos.