Beim Westfälischen Taxi- und Mietwagentag waren Digitalisierung und die Einbindung des Taxis in den ÖPNV die zentralen Themen. Ein besonderer Schwerpunkt war die Automatisierung. Hier entwickelt der VSPV ein Verfahren, das einen tiefgreifenden Strukturwandel innerhalb der Verbandsarbeit darstellen könnte.
Veranstalter des zweiten Westfälischen Taxi- und Mietwagentags (WTMT) am 20. September in Holzwickede bei Dortmund war wie gehabt der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen e. V. (VSPV). Auch der Veranstaltungsort war derselbe wie beim ersten WTMT vor anderthalb Jahren: Die Kinderglückhalle nahe dem Dortmunder Flughafen.

VSPV-Geschäftsführer Sascha Waltemate, der durch das Programm führte, hieß in seiner Eröffnungsansprache die Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen willkommen. Im Gegensatz zum letzten Mal habe man bewusst auf Politiker als Redner verzichtet. Dazu habe man sich aufgrund der zahlreichen aktuellen Stichwahlen und des noch laufenden Kommunalwahlkampfes entschieden, was nicht leichtgefallen sei, so Waltemate.
Es habe durchaus intensive Kontakte mit Landes- und Bundespolitikern für die Veranstaltung gegeben. Zu gewerbepolitischen Inhalten von Waltemates Ansprache siehe gesonderte Meldung.
Der 1. Verbandsvorsitzende Jörg Füchtenschnieder gab einen Überblick über aktuelle Aktivitäten des VSPV, bevor Thomas Kroker, Präsident des Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland e. V. (TMV), in dem der VSPV Mitglied ist, ein Grußwort aus Sicht des Dachverbandes sprach.

Als ersten inhaltlichen Schwerpunkt stellte Holger Kampmann, Vertriebsleiter der MPC-Software GmbH, die TSE-Lösung seines Unternehmens vor (mehr dazu in einer gesonderten Meldung).
Der zweite Schwerpunkt betraf Mobilitätsdaten und Standards als Grundlage für die Mobilität der Zukunft und die Einbindung des Gelegenheitsverkehrs. Hierzu hatte der VSPV ein Podiumsgespräch mit Holger Kampmann, Sefa Taşdemir und Carsten Bösing organisiert, über das wir ebenfalls in einer eigenen Meldung berichten werden.
Im ersten Teil nach der Pause war TMV-Hauptgeschäftsführer Patrick Meinhardt als Referent zur aktuellen Arbeit seines Dachverbandes vorgesehen. Da er wegen Krankheit ausfiel, übernahmen dies Präsident Thomas Kroker, Vizepräsident Jörg Füchtenschnieder und Büroleiter Nico Höttges, wiederum moderiert von Sascha Waltemate.

Dritter großer Schwerpunkt der Veranstaltung war die Automatisierung. Hierzu stellten Waltemate und Christian Hauck, Geschäftsführer der auf Motorsport spezialisierten GetCloserRacing GmbH (Beitragsfoto), erstmals öffentlich die Kerninhalte des Automatisierungsprojekts vor, das den gesamten Anhörungsprozess nach Paragraph 14 Abs. 2 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) digital abbilden und in weiten Teilen automatisieren soll.
Schnell wurde deutlich, dass es sich nicht um ein reines Digitalisierungsprojekt handelt, sondern um einen tiefgreifenden Strukturwandel innerhalb der Verbandsarbeit. Waltemate betonte, dass der VSPV regelmäßig von Genehmigungsbehörden angehört wird und die bisher manuell durchgeführten Prüfungen – vom Mitgliedsstatus über Standortfragen bis hin zur Fahrzeuganzahl – künftig automatisiert ablaufen sollen. „Wir wollen den Prozess so effizient und transparent machen, dass die Sachbearbeitung massiv entlastet und gleichzeitig die Qualität der Stellungnahmen erhöht wird.“

Hauck zeigte anschaulich, wie die technische Umsetzung erfolgt: zentrale Datenplattform, konfigurierbares Dashboard, browserbasiertes Frontend, KI-gestützte Texterkennung, um Anhörungsdokumente automatisch zu erfassen und auszuwerten. Ergänzend sollen Geodaten-APIs, Handelsregisterabfragen und eine algorithmische Prüfung möglicher Widerspruchsgründe eingebunden werden. So kann ein durchgängiger, revisionssicherer Arbeitsablauf entstehen, bei dem nur noch in besonders kritischen Fällen die Geschäftsführung eingreifen muss.
Besonderes Interesse weckte die Ankündigung, auch KI-gestützte Entscheidungsmodelle einzusetzen, die aus historischen Fällen lernen und automatisiert Vorschläge generieren. Diese sollen von standardisierten Stellungnahmen bis zur Erkennung kritischer Abweichungen reichen.
Ein halbes Jahr werde noch benötigt, bis die Lösung fertig entwickelt, getestet und ausgerollt ist, so der abschließende Ausblick. In dieser Zeit soll eine enge Abstimmung zwischen Verband und Dienstleister erfolgen, inklusive Schulungen für die Mitarbeiter. Ziel ist ein skalierbares, zukunftssicheres System, das die Bearbeitung von Anhörungen nicht nur beschleunigt, sondern auch konsistenter und nachvollziehbarer macht.

Aufgrund gleichlautender Problematik und Zielsetzung auch anderer Verbände gingen Waltemate und Hauck von einer Übertragbarkeit mit Anpassungen auch für die übrigen Verbände der Branche aus.
Die letzte Runde der Veranstaltung gebührte den Gewerbepartnern und besonders den anwesenden Premiumpartnern des Taxigewerbes. Hierzu präsentierten Argefa-Consulting-Geschäftsführer Georg Baumann, Tribus-Vertriebsleiter Wilfred Wijnands und André Bartels von Daniel Software / PTAS ihre aktuellen Produkte. Gemeinsam mit weiteren Ausstellern bildeten Sie den Rahmen der Veranstaltung (mehr über die Unternehmen und ihre Produkte in einer weiteren Meldung).

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Vorstellung der Organisation, die dem VSPV erneut ihre Halle zur Verfügung gestellt hatte: Die Stiftung Kinderglück aus Dortmund, gegründet von Bernd und Susanne Krispin, ist in der Kinder- und Jugendhilfe tätig und setzt sich für traumatisierte, kranke und von Kinderarmut betroffene Jugendliche und Kinder in Deutschland und verstärkt im Raum Dortmund ein. Den Mitbegründern wurde 2018 für ihre ehrenamtlichen Leistungen im Kinderglück Dortmund e. V. der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Sascha Waltemate sagte: „Die Stiftung Kinderglück führt das größte spendenbasierte Schulranzenprojekt Deutschlands durch und verteilt jährlich etwa 4.000 Schulranzen an sozial benachteiligte Kinder, hauptsächlich im Ruhrgebiet. Besonders beeindruckend ist dabei der Ansatz: Die Kinder erfahren nicht, dass ihre Schulranzen gespendet wurden – so bleibt ihr erster Schultag unbeschwert und würdevoll. Diese Haltung, Hilfe zu leisten ohne zu stigmatisieren, verdient unseren höchsten Respekt.“ Den Mitarbeiterinnen der Stiftung steckten dann auch viele Besucher einschließlich der Taxi-Times-Redakteure gerne eine Spende in die Sammelbox für den guten Zweck.

Waltemate dankte nicht nur dem Stiftungsvorsitzenden Bernd Krispin, der in einem spontan gehaltenen Vortrag Einblicke in seine Arbeit gab. Die gesamte Veranstaltung betreffend richtete er seinen Dank auch an alle, die den Taxitag möglich machten: „den Ausstellern, unseren Partnern in DELFI und VRR, den Gutachter- und Beratungsteams um Linne + Krause, KCW und BBG, unseren Schwesterverbänden, unser Dachverband TMV – und natürlich Ihnen allen, die jeden Tag dafür sorgen, dass in weiten Teilen des Landes Mobilität nicht Theorie, sondern Praxis ist.“ Auch dem von seinem Verband gesponserten Food-Truck und der Bar, der die Besucher unter anderem mit Currywurst, Pommes Frites und einer großen Auswahl an Getränken versorgten, dankte Waltemate. Und „natürlich auch Markus Ellermann und Anna Gehse, die das hier mit ihrem unermüdlichen Einsatz ermöglicht haben.“ ar

Fotos: Axel Rühle








