Vor einigen Tagen klingelte bei einem Gelsenkirchener Taxiunternehmer das Telefon. Der Anrufer war kein Fahrgast, der ein Taxi bestellen wollte, sondern ein Mitarbeiter von Uber. Was er wollte und welche Gedanken sich der Unternehmer daraufhin machte, schildert er uns in eigenen Worten.
„Neulich bekam ich einen Anruf von einem Uber-Mitarbeiter. Ich fragte nach dem Grund des Anrufs. Der Uber-Mitarbeiter kam nach ein paar einleitenden Gesprächsfloskeln schnell zur Sache. Er wollte eine Kooperation mit meinem Taxiunternehmen eingehen. Über die Uber-Plattform würde mein Taxi dann Aufträge erhalten. Auch Mietwagen würden über die Uber App Aufträge erhalten. Meine Taxis müssten dann die Fahrdienstleistungen für Uber erbringen.
Man könnte meinen, Uber möchte den Taxi- und Mietwagenunternehmen mit seiner Fahrtenvermittlung unter die Arme greifen und diese unterstützen. Dies ist jedoch nicht der Fall – auch wenn die Uber-Dienstleistungen zunächst einmal den Anschein erwecken, als würden sie die Mietwagen- und Taxiunternehmen unterstützen.
Für mich persönlich ist dies ein Zeichen, dass sich der Personenbeförderungsmarkt drastisch ändert – zum Nachteil aller Fahrer. Ich befürchte, dass die Margen für die Unternehmer im Personenbeförderungsmarkt sinken und kaum ein Unternehmen den gesetzlichen Anforderungen standhalten können wird.
Aus Sicht der Kunden ist die Fahrtenvermittlung über Uber günstig und somit gut. Mit Rabatten und Zuschüssen sollen Kunden und Mietwagenunternehmen zu Uber gelockt werden.
Mir ist jedoch bewusst, dass Uber eine Strategie verfolgt, um seine Position am Personenbeförderungsmarkt zu festigen. Mit der Steigerung der Marktmacht begeben sich Taxiunternehmer und auch Kunden in starke Abhängigkeit von Uber.
Es ist zu erwarten, dass die Fahrpreise im Mietwagenbereich immer mehr sinken werden, wenn diese über Uber vermittelt werden. Taxis, die ihre Fahrten über Uber beziehen, müssen immer mehr Provisionen zahlen.
Das Taxiunternehmen verdient für denselben Arbeitsaufwand im Vergleich zu vorher viel weniger Geld. Mit den sinkenden Fahrtaufträgen wird es zudem immer schwieriger, die gesetzlich vereinbarten Mindestlöhne an die Fahrer zu zahlen.
Uber verspricht mehr Auftragsvermittlungen, um die geringen Fahrpreise und die hohen Provisionen für die Unternehmer zu kompensieren. Dies scheint aber fraglich. Stattdessen wird Uber für die Taxi- und Mietwagenbranche zu einer großen Belastung.
Für mein Unternehmen kommt zunächst eine Kooperation mit Uber nicht infrage. Gewinnt Uber jedoch in Zukunft mehr Marktmacht, ist aus meiner Sicht die Kooperation mit Uber auch für mein Taxiunternehmen unausweichlich. Die Nachteile einer Kooperation müssen dann hingenommen oder eine berufliche Neuorientierung in Erwägung gezogen werden.“ Nuri Arslan, www.taxi-arnu.de
Beitragsfoto: Symbolfoto von pexels.com / Andrea Piacquadio