Nachdem die meisten Metropolen erobert sind, drängt Uber nun verstärkt in die kleineren Großstädte und Mittelstädte. Auf Initiative des Landesverbandes Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmer (LV Bayern) trafen sich jetzt Taxler aus zwölf deutschen Städten zum Erfahrungsaustausch in einer Videokonferenz. Sinniger Name dieser neuen Allianz: Anti-Uber-Allianz = AUA.
In kleineren Großstädten und Mittelstädten ist die Bedrohung der etablierten Märkte durch die Plattformanbieter noch relativ neu. Gleichzeitig sind die Taxler in diesen Städten aber auch sehr unterschiedlich aufgestellt, und so bietet sich natürlich ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zur Schärfung möglicher Gegenmaßnahmen an. Christian Linz vom LV Bayern stieß diese Initiative dann an und konnte Vertreter aus den Großstädten Augsburg, Braunschweig, Erlangen, Heidelberg, Ingolstadt, Mannheim, Oldenburg Regensburg, Rostock und Würzburg und der Mittelstadt Bayreuth als Teilnehmer gewinnen.
Tatsächlich konnte so nicht nur über eine Fülle von Erfahrungen beim mehr oder weniger erfolgreichen Einsatz möglicher Abwehrstrategien, sondern auch über Details zu den Geschäftsmodellen der Plattformanbieter berichtet werden, die es den Teilnehmern erleichtert, ihre Energie zum Erhalt ihres Geschäftsmodells besser bündeln zu können.
Klarer Konsens in der Videokonferenz war, dass sich Uber & Co. auch in der Fläche zwar kaum vom Markt fernhalten lassen werden, ihr Geschäftsmodell aber trotz möglicher Illegalitäten auch Schwächen aufweist, die sich die örtliche Taxibranche zu Nutze machen kann. Gerade beim Thema der Qualität weisen beide Modelle Schwächen auf, die sich aber beim kleinteiliger organisierten Taxi sicherlich etwas leichter auflösen lassen. Schafft es die Branche lokal, der bessere „Uber“ zu sein, dann lassen sich die Umsatzeinbußen gerade bei regelmäßigen Nutzern zumindest beschränken.
Quintessenz derjenigen Städte, die schon betroffen sind, scheint zumindest zu sein, dass grundsätzlich eher der echte Gelegenheitsverkehr für Touristen oder auch Geschäftskunden und das nächtliche junge Partypublikum anfällig für das Angebot der neuen Weltmarke ist, während dienstleistungsträchtigere Angebote wie Kranken- und Seniorenbeförderungen etwas resistenter aufgestellt sind. Konsens war aber auch, dass allein Qualitätsoffensiven den Schaden gegebenenfalls beschränken, aber eben nicht vollständig verhindern können – und gleichzeitig, dass der relevante Kundenkreis ausschließlich online erreichbar ist, und gerade hier hat die Branche ja bekanntlich durchaus Schwächen.
Erschwerend kommt gerade bei den ersten Marktvorstößen in neue Städte hinzu, dass die Plattformanbieter ihre Subunternehmen in der Anfangszeit offensichtlich durch sogenannte Werbekostenzuschüsse auch über einen längeren Zeitraum massiv subventionieren. Daher ist es mehr oder weniger unmöglich, solche Konkurrenten auszuhungern, indem über einen bestimmten Zeitraum vielleicht eine besonders starke, ökonomisch aber katastrophale Marktpräsenz gezeigt wird. Solche Ideen werden von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Gerade in der Anfangszeit der Marktoffensive in einer neuen Stadt können die Neuen also massiv mit ihrem Kapital wuchern, während das örtliche Gewerbe so im Gegenzug brutal zurechtgestutzt wird, eventuell sogar bis an den Rand der Existenzfähigkeit oder darüber hinaus.
Hier wurde auch die besonders perfide Strategie der Raubtierkapitalisten deutlich, die es ihren Subunternehmen in der Anfangszeit durchaus ermöglichen, auch gutes Geld zu verdienen, bevor sie dann die Daumenschrauben anziehen und die Subventionen von heute auf morgen streichen. Genau dies scheint gerade in Frankfurt am Main passiert zu sein, wo einige Subunternehmer der Plattformanbieter kürzlich sogar zur Demo aufgerufen hatten, weil ihre Businesspläne aktuell implodieren. Wer sich aber gerade finanziell beispielsweise durch einen oder mehrere Autoanschaffungen langfristig verpflichtet hat, dem bleibt dann nur noch die Option, noch mehr zu arbeiten, um wirtschaftlich zu überleben. Es gibt Beispielfälle, in denen einzelne Fahrer mehr als 300 Stunden im Monat (knapp 70 Stunden pro Woche) aktiv waren.
Eine weitere Erkenntnis ist, dass man sich bewusst machen muss, dass das Geschäftsmodell der Plattformanbieter wirtschaftlich eigentlich nicht tragfähig ist und somit nur durch illegale Praktiken lebensfähig bleiben kann, sich aber trotzdem zumindest bisher kaum mit rechtsstaatlichen Methoden verhindern lässt. Alexander Mönch, Präsident des Taxi-Plattformanbieters Free Now, hatte den Fakt, dass sich mit Mietwagenangeboten in Fahrpreis-Konkurrenz zu tarifgebundenen Taxis legal einfach kein Geld verdienen lässt, kürzlich sogar öffentlich vor dem Berliner Senat vertreten.
Gleichzeitig sind aber gerade die Subventionsstrukturen der anfänglichen Marktpräsenz sowie die Einnahmeaufzeichnungspraktiken dieser Anbieter so komplex aufgebaut, dass die Summe von mehreren hundert örtlichen Genehmigungsbehörden heillos damit überfordert sein muss, hier juristisch belastbar gegenzusteuern. Letztlich ähneln solche Geschäftsmodelle durchaus altbekannt mafiösen Strukturen. Sie sind aber gleichzeitig mit der kalten Professionalität globalisierter Weltkonzerne durchstrukturiert, die so fast jeden Angriff problemlos abprallen lassen können.
Was so wohl – neben den oftmals auch schmerzlich notwendigen Qualitätsoffensiven – bleibt, ist die Option, jeweils vor Ort die Kräfte gegen die erstmalige Etablierung anzugehen beziehungsweise deren örtliche Protagonisten möglicherweise in ihre Schranken zu verweisen. Christian Linz stellte dazu klar, dass die IHKs vor Ort zwar grundsätzlich zur Neutralität verpflichtet seien, gleichzeitig aber ein guter Partner dabei sein könnten, wenn es darum geht, lokale Behördenvertreter zum Jagen zu tragen. Gerade die Rechtsämter benötigten oftmals sehr viel Input, bevor man ihre Bremsversuche gegen ihre vielleicht engagierteren Genehmigungsbehörden wiederum ausbremsen könnte.
In der Folge wurden sowohl die jeweiligen örtlichen Verhältnisse in den einzelnen Städten als auch mögliche Abwehrstrategien diskutiert. Dieser erste Bericht kann nur wenige der in der Konferenz diskutierten Maßnahmen Ideen und Problem vorstellen. Taxi Times wird daher noch weitere auch lokale Detailberichte zu der Veranstaltung folgen lassen. rw
Beitragsbild: Videokonferenz AUA; Screenshot: LV Bayern
Irgendwie verstehe ich das „Gejammer“ der Taxen nicht?
Einerseits protestiert ihr gegen UBER, zu Recht wie ich meine, aber andererseits fahren in Hamburg viele Taxen mit Werbung für UBER und wohl auch mit UBER zusammen???
Das soll mir mal einer erklären….
staunende Grüße aus Hamburg
Harald
Hallo Harald, nur irgendwie ein bißerl hast Du recht ! Denn die aller-allermeisten Taxler arbeiten NICHT mit Uber ! Und bitte sage uns doch genau WIE VIELE Taxler fahren in Hamburg defenitiv mit Uber-Werbung ??
Das klingt fast nach Kapitulation. Da fällt mir aber wieder das „Hamburger Modell“ ein. Man hat also Uber doch etwas entgegenzusetzen…
Hamburger modell in allen kommunen einsetzen und gut ist es, dann ist hoffentlich schluss mit lustig
Das ist doch ein ganz übliches raubtierkapitalistisches 1 x 1 wie bei „temu“. Kurzfristig spart der UBER-Fahrgast (und Temu-Käufer) Geld, und bleibt nach deren damit zunehmend provozierten Monopolstellung als fahrgastliches Gewohnheitstier ebenso dort hängen, zumal es dann eh keine Alternativen mehr gibt. Und auch dann bei dem dann beliebig erhöhbaren Preisniveau, da die Taxibranche wegen Unwirtschaftlichkeit bald ganz ausstirbt. So wie „temo“ die heimische Wirtschaft einst auch kaputt gemacht hat. Und wenn in Hamburg UBER-Reklame gefahren wird, dann kann man sich bei diesen und anderen einfältigen Kurzdenkern bedanken. Dummheit ist das Einzige, was bei uns zweibeinigen Tieren nicht ausstirbt. Gratulation !
Seit dem wir in Berlin Doppelfunk (Doppelter Funkbeiträge für selben Funkaufträge) Bezahlen müssen, bin ich als Taxibetrieb offen für Konkurrenz. Vor allem geht es hier um Mindeststundenlohn die man Bezahlen muss. Sozialversicherungsanstallt interessiert sich nicht dafür, ob man mit oder ohne UBER fährt. Sie interessieren sich vielmehr dafür, zahlt man Mindestlohn oder nicht. Ausserdem werde ich solange UBER fahren, bis ALLE Kollegen in einem Verband eingetreten sind, um gemeinsam GEGEN denen vorzugehen, die uns das existieren erschweren. Aber alle müssen gemeinsam agieren. Sonst macht alles kein Sinn. Die erste frage von einem Taxifahrer sollte an seinem Arbeitgeber heißen, bist du Mitglied in einem Verband oder nicht. Wenn nicht Tschüss. Nur so können wir uns retten.
Ein interesanter Ansatz. Verraten Sie unseren Lesern, in wlechem Verband Sie Mitglied sind?
Innung
Uber hat nur Eins im Kopf zuerst Taxigewerbe unwirtschaftlich machen Klar gesagt kaputt zu machen und Konkurrenzlos da stehen und bestimmen wo es lang geht auch mit Preisen werden nach oben gehen deshalb muss in bundesweit Einheit bilden mit der Taxiverband ansonsten wird nicht mehr lange dauern das die Taxigewerbe in Deutschland die Geschichte wird