In einem YouTube-Video zeigt der VW-Konzern, wie weit er mit seinen Bemühungen im Bereich autonomer Fahrzeuge gekommen ist. Erster Fahrgast bei der Fahrt mit einem autonomen ID.Buzz durch die Münchner Innenstadt ist VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess.
Sicher, bei dem Film handelt es sich um pures Marketing, wenn er auch ein wenig unbeholfen wirkt, aber wichtig ist natürlich die Message, die in dem Film steckt: Bis 2025 will Volkswagen den vollautonomen und vollelektrischen ID.Buzz auf die Straße bringen, der Roll-Out ist wohl für Hamburg geplant. Dort will man die Fahrzeuge bei dem konzerneigenen Fahrdienst MOIA einsetzen.
Dass die autonome Fahrfunktion der Autos zunächst in München entwickelt und erprobt wird, mag da eher untypisch wirken, liegt aber darin begründet, dass in der Münchner Ungererstrasse Argo AI sitzt, der Partner für die Entwicklung des autonomen Fahrens. Für Herbert Diess handelt es sich daher um eine Art Heimspiel, war er doch lange Jahre in München für die BMW Group tätig. Kuriosum am Rande: Ein Teil des in Flughafennähe gelegenen Testfelds diente früher als Speicherplatz für Taxis.
Während der autonomen Fahrt unterhält sich Diess mit Alex Haag, der als Managing Director des Kooperationspartners Argo AI die Entwicklung des autonomen ID.Buzz betreut. Während der Testfahrt wird erklärt, dass der Wagen sowohl mit Radar, als auch mit Lidar ausgerüstet ist. Diese Systeme sind redundant aufgebaut und bilden zusammengeführt als dreidimensionales Bild die Umwelt ab – was wiederum eine Grundvoraussetzung für das vollautonome Fahren ist.
Die schwierigste Aufgabe, die so ein autonomer ID.Buzz erfüllen muss, ist es, die Fußgänger richtig einzuschätzen und eine Vorhersage darüber zu treffen, was sie als Nächstes tun werden. So etwas wie einen Blickkontakt zwischen Fahrer und Fußgänger wird es bei autonomen Fahrzeugen nicht mehr geben.
Aber warum nochmal der große Aufwand? Das erklärt im weiteren Verlauf Volkswagen Nutzfahrzeuge Chef Carsten Intra und Christian Senger Leiter Entwicklung autonomes Fahren und MaaS. Das autonome Fahrzeug sei Teil der VW-Wachstumsstrategie und man freue sich, bald die Fahrzeuge sowohl in Hamburg als auch in München auf der Straße zu sehen. Autonomes Fahren, so betonte Senger, wird sicherer sein als das manuelle Fahren. Man wolle Teil des ÖPNV werden, aber auch Waren oder Essen autonom ausliefern.
Im Gespräch mit Herbert Diess erklärt Senger schließlich, warum sich der ID.Buzz so gut für die Aufgabe eignet. Neben seinem elektrischen Antrieb soll der ID.Buzz sich besonders gut eignen, da er sich sowohl autonom, als auch als klassisch gesteuertes Fahrzeug einsetzen lässt und es demzufolge möglich ist, gemischte Flotten aufzubauen.
Was notwendig ist, damit der Service auch funktioniert, erklärt im weiteren Verlauf Julia Kwasik, die für die Datenspeicherung zuständig ist. In Zukunft sollen die Daten von drei verschiedenen Clouds zusammenarbeiten.
Ein Beispiel ist das Zusammenspiel der MOIA-Cloud und der Argo-Cloud. Beide berechnen eine Routenplanung, allerdings mit einem unterschiedlichen Ansatz. Moia will die effizienteste Route nutzen, während Argo die für das autonome Fahren ideale Route auswählt. Erst im Zusammenspiel entsteht die finale Routenplanung, die dann an das Fahrzeug weitergeleitet wird.
Die autonome Technologie soll dabei der Schlüssel zum Wachstum der Personenbeförderung sein. Den akuten Fahrermangel hat man also auch bei Volkswagen erkannt. Sicher aber auch das Einsparpotential bei den Lohnkosten.
Trotzdem, das Fahrzeug wird sicher nicht dem Taxigewerbe helfen, denn aktuell muss man davon ausgehen, dass eine autonome Variante vorerst nicht in der offiziellen VW-Preisliste auftaucht. Vielmehr könnte der Wagen exklusiv den konzerneigenen Diensten zur Verfügung stehen. Ob die Technologie auch pünktlich auf die Straße darf, ist derzeit noch gar nicht geklärt. Schließlich muss man, wie beispielsweise in den USA, wo ein autonomes Cruise-Fahrzeug von der Polizei aufgehalten wurde, mit immer neuen Herausforderungen rechnen. sg
Beitragsfoto: Ein autonom fahrender ID.Buzz in München. Foto: Argo AI