Eine Studie zeigt: Mineralölkonzerne und Tankstellen geben die Mehrwertsteuersenkung nur unvollständig an die Verbraucher weiter.
Die Mehrwertsteuer ist eine reine Verbrauchsteuer und wird bei allen Einkäufen fällig. Seit dem 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 gilt eine niedrigere Mehrwertsteuer. Der reguläre Satz ist von 19 auf 16 Prozent, der ermäßigte von 7 auf 5 Prozent gesunken. Die Bundesregierung möchte mit der Herabsetzung den Konsum ankurbeln und der Konjunktur in der Corona-Pandemie neuen Schub geben. Aber, die Händler sind bisher nicht gezwungen, die Steuersenkung in Form niedrigerer Preise an die Verbraucher weiterzugeben.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat eine Studie von Münchner Ökonomen rund um Monika Schnitzer, die im Sachverständigenrat, dem Beratergremium der Bundesregierung sitzt, ergeben, dass die gesenkte Mehrwertsteuer für die Verbraucher längst nicht so lohnend ist, wie sie es sein könnte. Schnitzer und ihre Kollegen haben von Mitte Juni bis Ende Juli die Kraftstoffpreise an deutschen Tankstellen beobachtet und festgestellt, dass von möglichen 2,5 Prozent Ersparnissen nur ein Teil bei den motorisierten Verbrauchern angekommen ist. Dafür seien die Verkaufsmargen bei Benzin um mindestens zehn Prozent gestiegen, weil die Tankstellen einen erheblichen Teil der Ersparnis nicht an die Kunden weitergeben würden.
Felix Montag, Co-Autor der Studie, erklärt in der Süddeutschen Zeitung den deutlichen Unterschied zwischen Benzin- und Dieselbesitzern. „Dieselfahrer sind im Schnitt mehr als doppelt so viel mit dem Auto unterwegs und achten daher vermutlich mehr auf den Preis.“ Das würde den Anreiz für Tankstellen erhöhen, den Dieselpreis möglichst niedrig zu halten und gegen andere Anbieter wettbewerbsfähig zu bleiben. Außerdem könnte die Preisempfindlichkeit der Konsumenten beeinflussen, wie stark die Mehrwertsteuersenkung letztendlich weitergegeben wird.
Schlussendlich gehen die Forscher davon aus, dass in Bereichen, in denen Konsumenten weniger Preise vergleichen, die Steuerersparnis eher bei den Unternehmen zu finden ist. hs
Beitragsfoto: Simi