Nichts war in den letzten Jahren so verlässlich wie die Inkonsequenz der aktuellen wie auch der letzten Bundesregierung bei deren Einschätzung der künftigen Antriebsarten von Pkws. Damit schadet die Politik nicht nur der Auto-Industrie, sondern auch all jenen Berufsgruppen, bei denen das Fahrzeug ein unverzichtbares Betriebsmittel ihrer Tätigkeit ist – zum Beispiel dem Taxigewerbe.
Ein Kommentar von Simon Günnewig, Redakteur Auto und Technik bei Taxi Times
Für heute hat Bundeskanzler Merz die Spitze der deutschen Fahrzeug-Hersteller zu einem Autogipfel ins Kanzleramt geladen. Ziel ist es, Wege zu finden, wie man die deutsche Auto-Industrie und deren Zulieferer stärken kann. Als Nebeneffekt steht auch das für 2035 auf europäischer Ebene vereinbarte Verbrenner-Aus auf der Agenda.
Mit eben diesem Verbrenner-Aus wollte die EU sicherstellen, dass ab 2035 ausschließlich vollelektrische beziehungsweise lokal emissionsfreie Fahrzeuge zulassungsfähig sind. Das Problem ist aber nicht, dass der klassische Autokäufer mit der Umstellung nicht klarkommen wird, sondern es ist die Fahrzeugindustrie, die sich zu sehr auf seine Kernkompetenz, nämlich auf die Herstellung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor verlassen hat und beim E-Auto, um es freundlich zu formulieren, jetzt sehr spät dran ist.
In der Folge ist man jetzt von anderen, ausländischen Herstellern bei der Entwicklung und Produktion von batterieelektrischen Fahrzeugen überholt worden. Kurzum, den deutschen Fahrzeugherstellern steht das Wasser bis zum Hals.
Was machen die Autohersteller in so einem Fall? Sie wenden sich an die Politik und stoßen zumeist auch auf offene Ohren. Mit Verbrennern, so hoffen die Hersteller, könne wieder Umsatz generiert werden. Aber zu welchem Preis? Tatsächlich muss man sich an dieser Stelle die Frage stellen, was die Priorität sein sollte. Eine gesunde Wirtschaft oder eine gesunde Umwelt für die kommenden Generationen?
Jetzt könnte man tatsächlich der Meinung sein, dass einem die Situation in dreißig oder vierzig Jahren ziemlich egal sein kann, schließlich sind die meisten von uns dann sowieso nicht mehr auf diesem Planeten anzutreffen, aber andererseits sollte man sich schon die Frage stellen, warum jeder einzelne von uns die Fahrzeughersteller mit seinen Steuergeldern unterstützen sollte. Wer sich noch an die Abwrackprämie erinnert, weiß, dass das auch nichts anderes war als eine Subventionierung der Industrie unter dem Deckmantel des Klimaschutzes. Blöd nur, dass diese Subvention aus wirtschaftlicher Sicht nach hinten losgegangen ist, denn natürlich haben sich auch Toyota, Peugeot und ganz viele andere Marken darüber gefreut.
Zuletzt gab es die BAFA Prämie, welche mit einer Subventionierung von E-Fahrzeugen und sogar Plug-in-Hybriden die Antriebswende anschieben sollte. Aus der Sicht der deutschen Hersteller ging das meiste Geld auch ins Ausland. Schlichtweg, weil man es verpennt hatte, konkurrenzfähige Produkte zu einem angemessenen Preis auf den Markt zu bringen. All das spielt in die derzeit vorherrschende schlechte Marktsituation der Fahrzeughersteller mit rein.
Ein Aspekt, der aber häufig nicht mit in Betracht gezogen wird, ist die Frage nach den Auswirkungen dieses Hin und Her. Aus der Sicht eines Taxiunternehmers mag es aktuell völlig verwirrend wirken, wenn die oberste Politik, sprich Bundeskanzler Merz, das Verbrenner-Verbot 2035 wieder infrage stellt. Diese inklare Haltung der Politik belastet auch das Taxigewerbe, wie Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen (BVTM) in einer Presseaussendung erklärt: „Das Taxigewerbe steht bereit, die Verkehrswende aktiv mitzugestalten. Dafür brauchen wir jedoch endlich Klarheit bei den Antrieben und eine Politik, die langfristig planbare Bedingungen schafft. Dabei zeigt sich der Verband überraschend offen, hatte er sich doch bislang ausschließlich am E-Taxi positioniert: „Ob batterieelektrisch, Wasserstoff oder andere klimafreundliche Lösungen – entscheidend ist, dass die Bundesregierung jetzt eine klare Richtung vorgibt und die nötige Infrastruktur flächendeckend schafft.“
Beim Taxi- und Mietwagenverband (TMV) tritt eine ganz andere Haltung zutage. Verbandspräsident Thomas Kroker stellt sich ganz klar hinter die Rückkehr des Verbrenners und geht sogar soweit, dem Kanzler zu folgen, auch wenn dieser die Entscheidung per Richtlinienkompetenz im Alleingang durchboxen würde: „Wir unterstützen als Taxi- und Mietwagenverband die Pläne des Bundeskanzlers für einen Stopp des Verbrenner-Aus auch als ein eindeutiges Zeichen für Brüssel. Hier muss eine klare Linie her, die die Arbeitsplätze in Deutschland sichert, einen an den Menschen orientierten Klimaschutz fördert und so endlich Verlässlichkeit für Unternehmen und Verbraucher garantiert. Wenn sich die Kabinettsmitglieder nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen können, greift die Richtlinienkompetenz des Kanzlers, um bei den Beratungen in Europa mit einer Stimme zu reden.“ Diese handfesten Forderungen zielen ganz klar auf eine starke Wirtschaft ab, lassen aber die Umwelt weitestgehend außen vor.
„Für den TMV wäre ein komplettes, ausnahmsloses Ende der Verbrennungsmotoren bei PKW in der EU ab 2035 ein vollkommen falsches Zeichen – sowohl ökologisch als auch ökonomisch.“ Schade nur, dass der TMV hier offen lässt, wo man das richtige Zeichen finden soll. Der vielfach vom Verband kolportierte Diesel-Ersatzstoff HVO-100 kann aus logistischer wie auch umwelttechnischer Sicht keine echte Alternative zum E-Taxi sein.
Als Fazit muss man sagen, dass es vermutlich für das Taxigewerbe keinen großen Unterschied machen wird, wie der heutige Autogipfel ausgehen wird. Die einen werden weiterhin aus tiefster Überzeugung den Verbrenner bis zu dessen letzten Atemzug fahren, die anderen hinter ihren E-Taxis stehen (mit dem Gefühl, mehr für die Umwelt zu tun und dem Argument der hohen Wirtschaftlichkeit auf ihrer Seite).
Doch was ist mit all jenen, die dazwischen stehen? Sie benötigen am Ende dieses Autogipfel-Tages eine klare und realistische politische Strategie. Denn nur wenn die Politik endlich klarmacht, welche Antriebsart sie uneingeschränkt unterstützt, kann ein Taxiunternehmer eine vernünftige Entscheidung treffen, ob sein nächstes Taxi elektrisch angetrieben wird oder er weiterhin Stammgast an der Diesel-Zapfsäule ist. sg
Beitragsfoto: Symbolbild: Taxi Times









Ich habe mir vor zwei Jahren einen zwei Jahre alten Vw id4 von einem Hamburger Taxiunternehmer gekauft.Bei einer mittlerweilen Laufleistung von 274000km kann ich behaupten die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das Elektroauto bietet viele Vorteile zum verbrenner.Ich habe zu Hause eine durch meinen Vermieter genehmigte Wallbox was dann für mich als alleinfahrer optimal ist.In Hamburg lief der Wagen im schichtbetrieb rund um die Uhr.An dem ablöseort Tag und Nachtschicht war eine 22kw Wallbox. Traut euch. Ich habe es nicht bereut.