Beim Tag des Straßenverkehrs Südbaden am 2. Juli in Freiburg hatte sich letzte Woche Historisches ereignet: Jeweils einstimmig beschlossen die jeweiligen Mitgliederversammlungen die Fusion mit ihren nordbadischen Schwesterorganisationen, dem Verband des Verkehrsgewerbes Nordbaden e.V. und der Straßenverkehrs-Genossenschaft Nordbaden eG rückwirkend zum 01.01.2016. Die Zukunft will man gemeinsam als „Verband des Verkehrsgewerbes Baden e.V.“ bzw. als „SVG Baden eG“ gestalten. Rund zwei Wochen vorher hatten die nordbadischen Delegationen mit einem ähnlichen Ergebnis den Weg für den Zusammenschluss geebnet.
Die Fusion betrifft auch die jeweiligen Fachgruppen „Taxi und Mietwagen“. Ausgerechnet Baden, findet Taxi Times –Redakteur Wilfried Hochfeld beim Rückblick auf die Geschichte dieser Verbände:
Eintracht in Baden
Ein Kommentar von Wilfried Hochfeld
Die Badischen Taxi-Verbände brachte man in der Vergangenheit eher mit separatistischen Tendenzen in Verbindung. Im BZP wurde zuweilen mit Austritt gedroht. Auch der Konkurrenz-Verband des „Abtrünnigen“ Peter Kristan spielte eine Rolle. Und nun das: Der Verband des Verkehrsgewerbes Südbaden e.V. und der Verband des Verkehrsgewerbes Nordbaden e.V. verkünden rückwirkend zum 1. Januar 2016 ihren Zusammenschluss zum Verband des Verkehrsgewerbes Baden e.V.. Gleichzeitig fusionierten die Straßenverkehrsgenossenschaften (SVGen) in Nord- und Südbaden zur SVG Baden eG.
Nun sind ja Zusammenschlüsse im Taxigewerbe durchaus positiv zu bewerten. Hier geht es aber um mehr. Die Verkehrsverbände und Straßenverkehrsgenossenschaften sind Gesamtverbände. In ihnen hat sich unmittelbar nach dem Krieg alles zusammen geschlossen, was auf Rädern fuhr. Die Beschaffung von Fahrzeugen und Sprit und die Wiederherstellung der Straßeninfrastruktur mussten in den Nachkriegswirren organisiert und voran getrieben werden. Diese Vereinigungen sind teilweise älter als die Bundesrepublik. Das Taxigewerbe macht dort nur einen kleinen Teil in Form von Fachgruppen aus. Hauptsächlich geht es dort um Güterverkehr, also um Spedition und Logistik.
Dieser Wirtschaftszweig ist um einiges gewichtiger als das Taxigewerbe. Wohl dem Taxiverband, der sich im Verein mit solch einer „Macht“ weiß. Während die Mitgliedsbetriebe der Verkehrsverbände zusammen als „Schlüsselindustrie“ zu bezeichnen sind (ohne Transportwesen funktioniert keine Volkswirtschaft), die von ihren Verbänden gewerbepolitisch vertreten wird, mischen die Straßenverkehrsgenossenschaften, gewissermaßen als ihre Wirtschaftsabteilung, selbst kräftig als Unternehmer mit.
Die SVGen betreiben zahlreiche Autohöfe und Tankstellen. Sie vermitteln Versicherungen. Sie rechnen die LKW-Maut ab. Sie bieten Beratung und Service in Sachen Aus- und Weiterbildung und Arbeitssicherheit an. Sie beschäftigen zahlreiche Mitarbeiter und machen einen Millionenumsatz.
Wer auf einer Überlandfahrt demnächst eine Tankstelle auf einem Autohof abseits der Autobahn ansteuert, achte einmal auf das unscheinbare, etwas altertümliche SVG-Logo. Man sieht es ziemlich oft – ohne zu wissen, was dahinter steckt.
In diesem Zusammenhang wirken die taxiinternen „Machtkämpfe“, die in und aus dem Badischen in der Vergangenheit ausgetragen wurden, ziemlich klein. Umso besser, dass Nord und Süd jetzt zusammen gefunden haben, egal, durch wen der Zusammenschluss betrieben wurde. Bundesweit gibt es noch viele Parallelstrukturen, die besser zusammen gehörten. Wilfried Hochfeld
Auf dem Foto (Rechte: Verband des Verkehrsgewerbes Baden e.V.) freuen sich die Väter der Fusion: Welling, Werner, Dischinger, Graeff, Lauth, Prof. Dr. Schmidt
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