Fast ein Drittel der Münchner Taxikonzessionen sind aktuell stillgelegt und wurden teilweise sogar zurückgegeben. Für das Münchner Taxigewerbe nur ein weiterer Indikator dafür, wie dringend das Taxi auf staatliche Unterstützung angewiesen ist.
Von rund 3.300 Taxis sind in München aktuell lediglich 2.300 noch in Betrieb, schreiben die Taxivetreter der beiden Verbände Taxiverband München TVM und Landesverband Bayern sowie die beiden taxizentralen IsarFunk und Taxi München eG in einem offenen Brandbreif an Ministerpräsident Markus Söder. Die anhaltende Pandemie und der damit verbundene Lockdown habe dem Taxigewerbe bundesweit den Boden unter den Füßen weggezogen. Trotz des Versuchs, neue Geschäftsfelder zu aktivieren, sei jetzt der Zeitpunkt erreicht, wo es ohne weitere Hilfen nicht mehr ginge.
Hält der Trend weiter an, dann rechnet das Taxigewerbe deutschlandweit bis Ende 2021 mit dem Verlust von über 80.000 Arbeitsplätzen. Weil das Gewerbe von der Mobilität der Menschen lebt, braucht das Taxi jetzt Hilfe. Bisherige Unterstützungen seien leider nicht beim Taxi angekommen. Die Münchner Taxizentralen und Vertreter der Taxiverbände nennen in dem Anschreiben die vielfältigen Gründe dafür:
-Kurzarbeit funktioniert nicht, wenn das Unternehmen einer Betriebspflicht unterliegt, oder aber aus einem Soloselbständigen besteht.
-Überbrückungshilfen erkennen zwar Ladenmieten an, die Fahrzeugfinanzierung (Tilgung) wird aber nicht als Kosten anerkannt
-Personalkosten werden nur zu 10 Prozent an den sonstigen Fixkosten anerkannt, was ein Geschäft mit rund 80 Prozent Personalkostenanteil nicht angemessen abbildet. Erst recht, wenn eine Betriebspflicht auferlegt ist und das Personal somit eingesetzt werden muss.
-Die fehlende Berücksichtigung von Unternehmerlohn ist für die Kleinunternehmen im Gewerbe dramatisch, weil der Unternehmer in der Regel selbst Taxi fährt und hiervon mit seiner Familie leben muss.
-Novemberhilfen bekommen wir nicht, weil unsere Gäste nicht die geschlossenen Hotels und Restaurants sind, sondern eben deren Gäste. Das bedeutet für uns: Umsatzeinbußen um bis zu 80 % und keine Hilfe um das zu kompensieren.
Während andere Bereiche der Mobilität (Busse, Bahnen, Fahrzeughersteller, Luftfahrt) mit spezifischen Hilfen bedacht werden, geht das Taxi- und Mietwagengewerbe leer aus. Damit es nicht untergeht, schlagen die Verfasser des Brandbriefs folgende Maßnahmen vor:
-Zahlung eines Unternehmerlohns
-Übernahme der Fahrzeugfinanzierungskosten, gleich dem Modell aus Baden-Württemberg
-Übernahme der Personalkosten, die durch eine Betriebspflicht bestehen bleiben
-Gutscheine für vulnerable Gruppen zur Nutzung des Taxis für den Weg zum Arzt oder zum Einkaufen.
Abschließend bitten die Vertreter des Münchner Taxigewerbes in dem Brandbrief Ministerpräsident Söder um staatliche Unterstützung, denn das bayrische Taxigewerbe braucht dringend Hilfe. Der Brandbrief wurde am Tag der Veröffentlichung von zahlreichen Medien in deren Berichterstattung aufgenommen. Bereits zu Wochenbeginn hatte sich auch der Bundesverband Taxi mit einem ähnlichen Offenen Brief an die Bundesminister Altmaier und Scholz gewandt. sg