Die Zahl der zurückgerufenen Neuwagen sank 2017, ist aber immer noch hoch: Kamen 2016 auf 100 Neuzulassungen 291 Rückrufe, waren es 2017 noch 147. Vorne mit dabei auch die deutschen Automarken.
31 Prozent der Rückrufe seien auf Fehlerhafte Airbags des japanischen Zulieferers Takata zurückzuführen, schreibt die ‚Wirtschaftswoche‘ unter Berufung auf eine Analyse des ‚Center of Automotive Management (CAM)‘. Der Airbag-Skandal hatte 2014 dazu geführt, dass jeder Neuwagen nach Auslieferung statistisch gesehen noch vier mal nachgebessert werden musste. CAM untersucht vor allem den US-Markt, der wegen strengerer Sicherheitsrichtlinien und des hohen Klagerisikos aussagekräftiger sei, wenn es um Produktqualität gehe.
Einen unrühmlichen Spitzenplatz, gemessen nach Quote, nimmt BMW ein, wobei jedoch die Zahl der abgesetzten Fahrzeuge in den USA sehr gering ist. Rund 1,5 Millionen Fahrzeuge wurden wegen einer defekten Kurbelgehäuseentlüftung oder einer defekten Verkabelung im Klimasystem zurückgerufen. FiatChryysler musste 4,8 Millionen Fahrzeuge zurückrufen, weil sich der Schalthebel von Automatikgetrieben auch aus der P- in die D-Position bewegen ließ, ohne dass die Fußbremse betätigt werden musste. Wegen des Defekts starb 2016 Schauspieler Anton Yelchin (Star Trek), als er von seinem Jeep überrollt wurde.
VW (294 Rückrufe je 100 ausgelieferter Wagen) und Daimler (287) liegen im oberen Mittelfeld. Bei VW verursachten Benzinpumpe und Motorkühlung, bei Daimler häufig der Frontairbag Probleme. Erst vor wenigen Tagen startete Daimler übrigens eine Rückrufaktion seiner nach China importierten – oder dort hergestellten – S-, C- und GLC-Klassen. Sie haben, ebenso wie die E-Klasse im Herbst 2017, Probleme mit den Sicherheitsgurten. Positiv zu vermelden wären die Zahlen von Subaru (40 Prozent), Toyota (53 Prozent), Tesla (71 Pozent).
Studienleiter des ‚Center of Automotive Management (CAM)‘, Stefan Bratzel, äußert dem Bericht der ‚Wirtschaftswoche‘ zu Folge Bedenken. Wegen sicherheitsrelevanter Mängel hätten 9 von 16 untersuchten Herstellern mehr Fahrzeuge zurückrufen müssen, als sie verkauft haben. Statistisch gesehen muss also jeder Neuwagen 1,5 mal nachgebessert werden. Das CAM erfasste dabei nur die offiziellen Angaben der Autobauer. Die große Anzahl stiller Rückrufe oder „Serviceaktionen“ sei nicht erfasst. Es handele sich daher „um die Spitze des Eisberges.“ prh