Nach dem öffentlichen Medienbdebakel um Kreditkartengebühren diskutiert nun das Berliner Taxigewerbe die Erhöhung der Tarife. Seit der letzten Tariferhöhung sind die Kosten für die Taxiunternehmer weiter gestiegen.
Beim Inkrafttreten der letzten Tarifordnung in 2015 machte man die Kreditkartenakzeptanz für die Berliner Taxis verpflichtend und gestand ihnen gleichzeitig als Ausgleich einen Zuschlag von 1,50 Euro bei Kreditkartenzahlung zu. Mit der kürzlichen Änderung des BGB muss dieser Zuschlag in Zukunft entfallen. Der gesetzlichen Mindestlohn ist seit 2015 bereits ein mal erhöht worden und außerdem seien die Betriebskosten gestiegen.
Das möchte man mit einer „sehr maßvollen“ Erhöhung der Taxitarife auffangen. Durchschnittlich um fünf Prozent sollen die Fahrpreise steigen – etwas größer würde der Anstieg bei kurzen Touren ausfallen und geringer bei längeren. Im Gespräch ist, so ist lokalen Zeitungen zu entnehmen, den Kilometerpreis für die ersten sieben Kilometer von 2,00 Euro auf 2,20 anzuheben. Der Kurzstreckenpauschaltarif (bis zwei Kilometer) soll auf 5,10 oder 5,20 steigen und die Grundgebühr würde dann 4,00 statt bisher 3,90 Euro kosten.
Umstritten sind nach Angaben des Tagesspiegels hingegen die „Karenzminuten“. Die Wartezeit wird erst nach einem Stopp von zwei Minuten berechnet, so dass ein typischer Ampelstopp oder stockender Verkehr die Fahrt für den Kunden nicht teurer macht.
Das Thema „Taxi“ ist offensichtlich als Schlagzeilenproduzent für die Lokalpresse noch nicht ausgereizt. Die Berliner Gazetten kommen zu dem Schluss, dass Taxifahrten in ihrer Stadt besonders teuer seien. Laut den Berechnungen eines Online-Portals („Studie“ genannt) müsse nämlich der durchschnittlich verdienende Berliner für eine Taxifahrt von zehn Kilometern drei Minuten länger arbeiten als der durchschnittlich verdienende Münchner. Die Experten berufen sich auf statistische Werte und online Taxi-Tarifrechner. Ihre Berechnungen sind aber ganz offensichtlich falsch. Rechnet man selber nach, kommt man – wie andere Internetseiten auch- auf abweichende Werte. Dabei ist die Vergleichbarkeit der Preise für das flexible Verkehrsmittel in der Praxis ohnehin eingeschränkt.
Einen national einheitlichen Tarif, der von einer Regierungskommission festgesetzt wird, bietet die Republik Irland den Verbrauchern. Vergleiche erübrigen sich da von selbst. prh
Symbolfoto: Taxitronic
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Die Karenzzeit beträgt nur eine Minute. Aktuell finde ich eine Tariferhöhung kontraproduktiv weil man damit noch mehr Fahrgäste zu UBER und Co. treibt. Wenn genug Fahrgäste da sind, kann man mit dem aktuellen Tarif auch genug Geld verdienen. Man hat vor einigen Jahren den Tarif erhöht, weil Diesel 1,50€ gekostet hat. Jetzt kostet Diesel nur ca. 1,13 – 1,20€ und man will schon wieder wegen gestiegener Kosten die Preise erhöhen. Gesenkt wird der Preis nie. Mittlerweile stocken Firmen schon wieder Ihren Fuhrpark auf. So schlimm kann es ja dann auch nicht sein.
Uber und Co sind Betriebe, die ausschließlich Verluste bewusst einfahren. Ein Vergleich ist nicht angebracht. Wie können Preise gesenkt werden, wenn Kosten steigen? Nur durch massive Querfinanzierungen von Konzernen und Behörden.
„Uber und Co sind Betriebe, die ausschließlich Verluste bewusst einfahren. Ein Vergleich ist nicht angebracht“
Selbstverständlich muss man das vergleichen. Wenn die Firma UBER Verluste macht, ist mir das als Taxifahrer in Berlin egal. Wenn die Uber-Fahrer aus dem Umland in Berlin einfallen und glauben, mit den günstigeren Preisen klar zu kommen und damit Fahrgäste vom Taxigewerbe weglocken, dann ist es auch völlig logisch, dass eine Preiserhöhung noch mehr Fahrgäste verprellt, die sich dann eine günstigere Fahrgelegenheit suchen.
Eine Tariferhöhung in Berlin zum jetzigen Zeitpunkt ist angebracht. Zum Einen haben sich die Kosten für die Versicherungen geändert. Ebenso gab es eine Erhöhung nach dem MLG. Hier steht in Kürze eine weitere Erhöhung an. Auch die Kosten in den Werkstätten sind gestiegen.Die zwischenzeitlich etwas gefallenen Preise für Treibstoffe fangen diese Verteuerungen jedoch nicht auf. Wenn nun ein neuer Tarif beantragt wird, sollte dieser neue Tarif nach meiner Einschätzung wie.folgt aussehen:
Grundpreise: 6,50€ inclusive. der ersten 2 Kilometer, ab dem 3.km 2,50€ ohne Degression, Wegfall aller Zuschläge mit Ausnahme Großraum (Pauschal 6€) Grundpreis Nacht 8€. Dann Anbindung an den VBB. Erhöhung VBB = gleiche %ale Anpssung TTO ohne Antrag. Wartezeit von 1 Minute bleibt erhalten. Kurzstrecke ist im Grundpreis enthalten.
@Bernd: Irgendwie hast Du die Infos verpasst, dass demnächst noch mehr Mietwagen von Daimler, AddisonLee und vielleicht auch von Lyft und CleverShuttle auf Berlins Strassen rollen.
Die fahren alle billiger als der aktuelle Taxitarif. Glaubst Du wirklich, dass man gerade jetzt mit Preissteigerungen zu mehr Kunden in der Zukunft kommt, wenn an jeder Ecke ein Mietwagen günstiger fährt ?
Bei mir sind die Kosten bei der Versicherung gesunken. Meine Werkstatt hat auch die Preise nicht erhöht.
Und weil ca. 70% der bei mir mit Karte zahlenden Gäste eine EC-Karte benutzen, könnte ich das Disagio von 0,95% gerade noch ohne Zuschlag verkraften.
Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, stocken Firmen ihre Flotte auf. Es kann nicht so schlimm sein mit dem aktuellen Tarif!
Da hast du recht, Kollege Cabbi , ich finde, der 15Prozent -Schluck von vor anderthalb Jahren war schon recht kräftig. Und die Begründung des Mindestlohns trifft für selbstfahrende Unternehmer ohnehin nicht zu. Stammgäste haben mir die Schmerzgrenze in der privaten Nutzung bestätigt.
Ganz ehrlich! Bei einer Tariferhöhung wie von einem vorherigen Kommentar gefordert, zahlen nur wieder die Fahrgäste drauf, die zum Arzt oder ähnliches müssen! Den dienstlich fahrenden Gästen, kümmert das wenig. Ich denke, wenn Tarifänderung, dann 2 € pro Kilometer und fertig!
Ich möchte daran erinnern, dass bei der Einführung des Mindestlohns wir die Tarife um 10% erhöht haben, anstatt die damals schon notwendige 20%ige Erhöhung, und zwar Monate nach der Einführung des Mindestlohns. Damals wurde versprochen ein Jahr später die Tarife nochmals um 10% zu erhöhen, sodass die notwendigen 20% realisiert wären.
Zum Vergleich: In Dresden wurden die Tarife im Dez. vor der Einführung um 20 % erhöht. Ich habe einfach den Verdacht, dass die Einzelunternehmer sich gegen die Tariferhöhung stemmen damit die Mehrwagenunternehmer ihre Fahrer entlassen müssen. Das Taxigewerbe würde sich zum großen Nachteil der Fahrgäste entwickeln. Wenn es uns Mehrwagenunternehmer nicht geben würde, wären bei allen Stoßzeiten wie Messen und Kongresse die Versorgung der Fahrgäste nicht mehr gewährleistet. Uber und Konsorten würden sich freuen.