Die unterschiedlichen Taxitarife in Berlin und dem Landkreis Dahme-Spreewald sollen eine gemeinsame Tarifstufe für Fahrten ab dem Flughafen bekommen. Diese sieht auch zwei Festpreise für Standardstrecken vor.
Die Aufkleber mit dem jeweils gültigen Taxitarif könnten in Berlin und dem Landkreis Dahme-Spreewald (LDS) künftig einige Zeilen mehr beinhalten. Den Berliner Taxiverbänden wurde Anfang Oktober von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) unter der scheidenden Senatorin Regine Günther ein Schreiben mit dem Entwurf der „Elften Verordnung zur Änderung der Verordnung über Beförderungsentgelte im Taxenverkehr“ zugestellt. Angekündigt hatte Günther es bereits vor über einem Jahr im Zuge der umstrittenen Vereinbarung mit dem Landkreis Dahme Spreewald (LDS) über die Ladeberechtigungen für je 300 Taxen aus Berlin und dem LDS am Flughafen BER: Man wolle sich zeitnah auf einen gemeinsamen Taxitarif verständigen, damit Einsteiger am neuen Hauptstadtflughafen in allen Taxis den gleichen Preis zu bezahlen haben. Dieses Ziel wird mit dem Entwurf allerdings nur fast erreicht.
Die derzeit unterschiedlichen Tarife beider Gebiete, Berlin und dem LDS, in dem der Flughafen liegt, bleiben grundsätzlich unverändert, erhalten aber eine weitere Tarifstufe, die nur für Fahrten ab dem Flughafen anzuwenden ist. Sie enthält einen Zuschlag von 1,50 Euro, der nur Einsteigern und somit nur von den derzeit 520 Taxis mit BER-Ladeberechtigung (300 ausgeloste aus Berlin und 220 mit BER-Genehmigung von den 251 im LDS konzessionierten) zu berechnen ist.
Diese dritte Tarifstufe, die als Entwurf im Raum steht, gilt nur für Fahrten vom Flughafen aus (nicht für Fahrten zum Flughafen) und ist ein Kompromiss aus beiden Tarifen: Die Grundgebühr beträgt wie in beiden Tarifen 3,90 Euro. Der Kilometerpreis, der im Berliner Tarif bei Kilometer 7 und im Landkreis Dahme-Spreewald (LDS)-Tarif bei Kilometer 3 einer Degression unterliegt, ändert sich im BER-Tarif bei Kilometer 5. So kosten die ersten fünf Kilometer einen BER-Einsteiger jeweils 2,20 Euro und jeder weitere Kilometer 1,75 Euro. Der Flughafen-Zuschlag von 1,50 Euro aus dem LDS-Tarif wird übernommen, die Differenzierung nach Tageszeit und die Gepäckzuschläge dagegen nicht. Die Wartezeit ab der zweiten Minute, die in Berlin 55 Cent und im Landkreis Dahme-Spreewald (LDS) 47 Cent beträgt, kostet im BER-Tarif 50 Cent je Minute. Rollstühle, Kinderwagen, Kofferraumgepäck und Tiere sind – wie im Berliner Tarif bereits jetzt – zuschlagfrei.
Wie berichtet, gilt für Fahrten ab dem Flughafen ein eigenes Pflichtfahrgebiet, das neben den Städten Berlin und Potsdam weitere Gemeinden in der Umgebung des Flughafens umfasst.
Der einheitliche Flughafentarif ist für alle Taxis aus Berlin und dem LDS bei Fahrten vom Flughafen aus verpflichtend, sofern das spezielle Pflichtfahrgebiet nicht verlassen wird. Da der Flughafenzuschlag nur für Fahrten ab dem BER und nur bei Nutzung des kostenpflichtigen Nachrückplatzes zu erheben ist, sparen Fahrgäste am Flughafen, die ein Taxi bestellen bzw. vorbestellen und dieses auf dem Kurzzeitparkplatz besteigen, statt an der Ladeleiste einzusteigen, nach dem Entwurf künftig 1,50 Euro bei jeder Fahrt ab dem Flughafen.
Mit der geplanten neuen Tarifstufe werden alle Fahrten von der Ladeleiste des BER für Berliner Taxis geringfügig lukrativer. Vom Kurzzeitparkplatz aus, also ohne Flughafenzuschlag, gilt dies nur für Fahrten ab 23 Kilometer Länge. Kürzere Fahrten werden geringfüg billiger.
Zudem sieht der geplante Tarif zwei Festpreise vor: Eine Fahrt vom Flughafen nach Westend zum Messegelände soll künftig pauschal 56 Euro kosten. Das ist (je nach Messe-Eingang) etwa 3,50 bis 4,50 Euro billiger als im Berliner Tarif (Stufe 2 ohne Flughafen-Zuschlag) und (je nach Messe-Eingang, Tageszeit und Anzahl der Gepäckstücke) etwa 1,80 bis 8,40 billiger als im LDS-Tarif. Eine Fahrt vom Flughafen nach Mitte zum Alexanderplatz soll künftig pauschal 50 Euro kosten. Das ist (je nach Position am großflächigen Alexanderplatz) etwa 2,50 bis 3 Euro teurer als im Berliner Tarif (Stufe 2 ohne Flughafen-Zuschlag) und (je nach Position, Tageszeit und Anzahl der Gepäckstücke) etwa 5,80 Euro billiger bis 0,80 Euro teurer als im LDS-Tarif. Die Preise beziehen sich allerdings auf den absolut kürzesten Weg. Zum Messegelände entspricht dieser in der Regel auch dem schnellsten Weg. Vom Flughafen zum Alexanderplatz dagegen ist eher ein Weg ohne kleinteilige, zeitraubende Abkürzungen üblich, der wesentlich schneller geht und zwei bis drei Euro mehr kostet.
Für Fahrten zum Flughafen gelten weiterhin die bisherigen Tarife für Berlin und den LDS. Hier gibt es folglich keine Pauschalpreise.
Die „Innung“ des Berliner Taxigewerbes, einer der vier hiesigen Landesverbände, wandte in ihrer Stellungnahme ein, angesichts der gestiegenen Betriebskosten seit der letzten Tarifänderung und des erhöhten und demnächst nochmals steigenden Mindestlohns sei weder der derzeit gültige Berliner Tarif noch die geplante BER-Tarifstufe noch zeitgemäß. Vielmehr würden die Berliner Verbände demnächst eine „dringend notwendige Fahrpreisanpassung“ beantragen, „um die wirtschaftliche Lage der steuer- und abgabenehrlich arbeitenden Betriebe auch in Zukunft gewährleisten zu können“. ar
Beitragsfoto: Auf dem Weg zum günstigeren Taxi – die beiden Reisenden rechts sind auf dem Weg zum Kurzzeitparkplatz. Wer dort ein Taxi aus Berlin hinbestellt, zahlt künftig wahrscheinlich 1,50 Euro weniger als einer, der an der Ladeleiste (links im Bild) einsteigt. Foto: Axel Rühle
Warum macht man nicht einfach einen einheitlichen Tarif für beide Fahrgebiete ?
Und warum werden nicht der zukünftige höhere Mindestlohn und die steigenden Kosten berücksichtigt?
Lieber Cabby, danke für Ihre Fragen. Unsere Einschätzung zu 1.: Weil beide weiterhin ihre spezifische, den örtlichen Begebenheiten angepasste Tarifstruktur beibehalten wollen. Der LDS-Tarif ist eher auf ländlichen Verkehr ausgelegt, der Berliner Tarif auf städtischen. Eine dritte Tarifstufe für alle Flughafenfahrten ist da der „goldene Kompromiss“. Punkt 2 ist auch eine Forderung der Berliner Taxi-Innung, von dort soll es in Kürze einen entsprechenden Antrag auf Tariferhöhung geben.