Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther und die Berliner Verkehrsbetriebe BVG, ein Landesbetrieb, wollen das Angebot des Pseudo-Taxi-Anbieters „Berlkönig“ ausweiten. In der rot-rot-grünen Landesregierung sind bei weitem nicht mehr alle davon überzeugt.
Obwohl der Berliner Ridesharing-Anbieter „Berlkönig“ weder die Straßen leerer macht noch seinen eigentlichen Zweck erfüllt, Außenbezirke besser verkehrlich zu erschließen, hält die Berliner Verkehrsverwaltung unter Senatorin Regine Günther (Bündnis 90/Grüne) weiterhin an dem Projekt fest und will es voranbringen – im Unterschied zu den Koalitionspartnern SPD und Linke. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Abgeordnetenhausfraktion, Tino Schopf, hat sich bereits mehrfach explizit gegen eine Ausweitung ausgesprochen. Sein „Amtskollege“ Oliver Friederici von der CDU hingegen ist zumindest dafür, es mal in Außenbezirken zu versuchen, wie die Berliner Morgenpost ihn zitiert: „Den Autoverkehr zu verringern, ist nur möglich, wenn man solche Angebote auch am Stadtrand ausbaut.“
Der von den Berliner Verkehrsbetrieben BVG in Zusammenarbeit mit Daimler und dem amerikanischen Transportunternehmen ViaVan betriebene Dienst steht, ermöglicht durch eine Experimentierklausel, seit September 2018 zur Verfügung, allerdings ausschließlich in der östlichen Innenstadt, die bereits bestens vom Linienverkehr erschlossen ist. Wegen dieses „Mankos“ will die BVG „das Angebot gerne zeitnah auf weitere Stadtteile ausweiten“, wie ein Sprecher kürzlich erklärte. Er halte den „Berlkönig“ für eine gute Ergänzung zu Bus und Bahn und eine Alternative zum privaten Pkw, weshalb es das Ziel des Landesbetriebes sei, daraus ein „reguläres BVG-Angebot“ im gesamten Stadtgebiet zu machen.
Selbst die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sieht im „Berlkönig“ bisher keinen Beitrag zur Verkehrsvermeidung, da nicht genügend Fahrgäste dafür das eigene Auto stehen lassen und noch zu viele Fahrten ohne Fahrgäste stattfänden.
Auch umweltfreundlicher sollen die Fahrzeuge werden. Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup bezeichnet es als „Mindestanforderung“, dass die Fahrzeuge künftig emissionsfrei sein sollten, was heute bereits bei mehr als der Hälfte der 185 Mercedes-Kleinbusse der Fall ist. Bis Ende 2020 will die BVG die Flotte komplett auf elektrischen Antrieb umgestellt haben.
Ein größeres Einsatzgebiet hält auch Austrup für sinnvoll, da das Angebot in der Innenstadt am wenigsten gebraucht werde.
Der Vorsitzende der Berliner Taxi-„Innung“, Leszek Nadolski, kann die positive Einstellung der Senatsverkehrsverwaltung indes nicht nachvollziehen, wie er gegenüber Taxi Times ausführt: „Wenn Frau Günther es ernst meinen würde mit dem umweltfreundlichen Verkehr, hätte sie nicht zugesehen, wie eine neue Flotte von überflüssigen Kleinbussen aus dem Boden gestampft wird, mit denen taxiähnlicher Verkehr angeboten wird, sondern hätte Geld dafür ausgegeben, eine bestehende und zu wenig ausgelastete Flotte, nämlich die Berliner Taxis, entsprechend zu subventionieren. Wenn man auf diese Art ein ähnliches Angebot geschaffen hätte, wären die Straßen heute weniger überlastet und das Taxigewerbe hätte eine Stärkung erfahren, statt dass man es mit Steuergeldern schädigt.“
Dass das Taxigewerbe zu einer solchen Zusammenarbeit in der Lage ist, beweise das Projekt „Berlkönig BC“, bei dem vom Taxigewerbe betriebene Kleinbusse im „Berlkönig“-Kostüm unter Federführung von Nadolskis Verband einen U-Bahnhof am südlichen Stadtrand mit dünn besiedelten Umlandgemeinden verbinden. Hierfür seien weder eine neue Flotte noch neues Personal erforderlich. Die Kapazitäten stünden im Taxigewerbe sofort zur Verfügung.
Auch die Elektrifizierung der „Berlkönig“-Flotte mag sich für Nadolski auf den ersten Blick nett anhören, „doch seien wir ehrlich: Die Fahrzeuge emittieren vor Ort keine Abgase, aber sie sind unter hoher Umweltbelastung produziert worden, zur Erzeugung ihres Fahrstroms wird Kohle verbrannt und somit das Klima geschädigt, und wenn sie verschlissen sind, müssen sie wiederum umweltbelastend entsorgt werden. Und die Berlkönig-Fahrzeuge, die heute noch mit Diesel fahren, lösen sich wohl kaum in Luft auf, wenn sie durch Elektroautos ersetzt werden. Und die Taxis, die exakt die gleiche Aufgabe erfüllen könnten, stehen immer mehr herum.“ ar
Fotos: Taxi Times, Axel Rühle, Daimler AG
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Wir als PayCo GmbH habe ab 2017 ca. 500 Taxen mit Fiskallösung in Berlin ausgestattet.
Seit Uber in Berlin rechtswidrig Dienste anbietet und die Uber Prospekte sogar im LABO Warteraum ausliegen, geben viele Taxiunternehmer auf. Es ist nicht nur der Umsatzeinbruch von mindestens -25% der Grund sondern auch der Fahrermangel. Und seit FreeNOW Mietwagenpauschalen von € 5,00 den ehemaligen Taxikunden anbietet ist auch für alleinfahrende Taxiunternehmer der Job ein Zusatzgeschäft.
Die Kotrollen der Berliner Finanzbehörde und LABO konzentrieren sich leidenschaftlich auf das Taxengewerbe und niemals auf das Mietwagengewerbe – schon gar nicht auf UBER. Die Hamburger verlangen für Mietwagen wenigstens einen Wegstreckenzähler (Hamburger Modell) – Belin nicht.
Sehr geehrter Herr Manfred Schröder,
gerade Sie als Geschäftsführer der Payco GmbH mit Sitz in Hamburg müssten doch als Anbieter von Lösungen für das Thema „Fiskaltaxameter“ ein sehr großes Interesse daran haben, dass App-Anbieter wie Uber und Co. dazu gezwungen werden, sich an unsere Gesetze zu halten, denn auch Sie dürften bedingt durch deren Verhalten in diesem Geschäftsbereich ihres Unternehmens mit nicht unerheblichen Umsatzrückgängen zu kämpfen haben.
Es ist ja nicht nur unser Gewerbe direkt betroffen, sondern auch die damit verbundenen Zulieferindustrie für die entsprechenden Ausrüstungsgegenstände.
Das eigenartige an der Sache ist nur, dass Sie der ERSTE aus dieser Branche sind, der dies zu bemerken scheint. Von den Firmen Hale, Taxitronik oder Kinzle war zu dieser Entwicklung auf dem Taximarkt bisher meines Wissens nach nichts oder nur sehr spärlich etwas zu hören.
Stellt sich mir hier die Frage: Warum eigentlich?
Mangelndes Interesse, Fehleinschätzung des Marktes oder laufen da gar Dinge im Hintergrund, von denen wir besser nichts erfahren sollten? Wer weiß.
Es wäre nett von Ihnen, der diese Branche mit Sicherheit besser kennen dürfte als wir auf der Straße, wenn Sie diesbezüglich vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen könnten, warum wir aus diesem Bereich bis Dato keinerlei Unterstützung für unsere Anliegen erfahren durften.