Die Seniorenfahrten zu den Berliner Impfzentren und zurück waren ein außergewöhnlicher Großauftrag. Taxi Berlin hat jetzt allen Beteiligten gedankt und Bilanz gezogen.
2021 war für das Berliner Taxigewerbe das Jahr der Impffahrten. Vom 4. Januar bis zum 15. Dezember hatten Senioren mit Wohnsitz in Berlin Anspruch darauf, mit dem Taxi auf Senatskosten zu den Impfzentren und zurück nach Hause gefahren zu werden. Auch als größte Taxifunkzentrale Deutschlands sah Taxi Berlin sich damit vor eine ziemlich kurzfristige, vor allem aber sehr große Herausforderung gestellt. Geschäftsführer Hermann Waldner hat jetzt allen beteiligten in einem Schreiben gedankt.
Darin heißt es: „Die Taxifahrten zu den Berliner Impfzentren waren ein viel beachtetes und sehr erfolgreiches Projekt, an dem viele Institutionen beteiligt waren, unter anderem
– die damalige Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung,
– der Berliner Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes unter Präsident Mario Czaja und dem operativen Leiter Wolfgang Kast,
– die Taxiverbände Berlin,
– viele weitere Institutionen wie Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, Technisches Hilfswerk, Arbeiter-Samariter Bund, Malteser-Hilfsdienst, Johanniter-Unfallhilfe, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, BVG, Sicherheitsdienste und
– last but not least: Taxi Berlin mit all seinen Mitarbeitern und angeschlossenen Unternehmen und Fahrern.“
Die jahrelange gute Zusammenarbeit zwischen Taxi Berlin und der Senatsverwaltung sowie den Institutionen des Landes Berlin habe dazu geführt, dass Taxi Berlin als der Partner für dieses Projekt empfohlen wurde.
Taxi Berlin gibt in dem Schreiben zudem Einblicke in das Arbeits- und Terminpensum während dieser Zeit: „Seit der Adventszeit 2020 war die intensive Zusammenarbeit mit den Projektpartnern unser ‚täglich Brot’. Über Monate wurden Tag und Nacht und sogar am Wochenende Couponabrechnungen erstellt. Häufig wurde bis in die Abendstunden, teilweise bis in die Nacht beratschlagt und geplant, wenn Lösungen zum nächsten Tag gefunden werden mussten, etwa wenn Verkehrsprobleme am Impfzentrum in der Eichenstraße in Alt-Treptow gelöst werden mussten oder Impfzentren aus verschiedenen Gründen zeitweise geschlossen wurden, sodass von jetzt auf gleich hunderte Termine umzubuchen waren.“
Großer Dank gebühre dem Berliner Senat, der „durch mutige Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt“ mutmaßlich viele schwere Erkrankungen und Todesfälle sowie eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindert habe. „Durch die Einrichtung der Impfzentren konnte Berlin schneller als andere Bundesländer eine hohe Impfquote in der Bevölkerung erzielen. So sind sicherlich auch restriktive Maßnahmen für Wirtschaft und Gesellschaft abgemildert worden.“
Die Vielzahl von Fahraufträgen, die das Berliner Taxigewerbe mit den Impffahrten hatte, habe „den einen oder anderen über die auftragsschwächste Corona-Zeit gerettet“. Die Zahl der von Anfang Januar bis Mitte Dezember bearbeiteten Impfcoupons wird von Taxi Berlin mit „über eine Million“ angegeben.
Auch die Vorsorgemaßnahme „2G-Taxi“, für die sich bis Jahresende bereits 3000 Fahrer mit entsprechendem Merkmal angemeldet hätten, habe eine besonders hohe mediale Reichweite. Der Vorreiterrolle Berlins seien viele andere Zentralen in Deutschland gefolgt.
Für Taxi Berlin hatte die Herausforderung der Impffahrten ungeahnte Ausmaße. Über das extreme Arbeits- und Terminpensum für Geschäftsführer Hermann Waldner, Marketingleiter Jens Schmiljun und weitere Personen aus dem Taxi-Berlin-Team vor und während der Zeit der Messenimpfungen hatte Taxi Times bereits berichtet.
An den Impfzentren selbst war Boto Töpfer, Erster Vorsitzender des Taxiverbandes Berlin, Brandenburg e. V. (TVB), mit der Organisation des Taxieinsatzes befasst. Als am 4. Januar 2021 das erste Impfzentrum in Alt-Treptow öffnete, war er noch alleine als Leitstelle tätig. Nach wenigen Wochen hatte er rund 60 Kollegen für die insgesamt sechs Impfzentren rekrutiert.
Besonders an den Standorten Alt-Treptow und Westend mussten spezielle Regelungen mit Polizei, Verkehrsbehörden, Security und anderen Beteiligten in teils stundenlangen Konferenzen – wegen der Corona-Einschränkungen meist unter freiem Himmel – gefunden werden. Die blitzschnell umgesetzten Maßnahmen reichten von der Umwidmung von Straßenabschnitten in der Puschkinallee bis zur kompletten Neuordnung des Halteplatzes Messe Nord. Mit seiner jahrzehntelangen Leitstellenerfahrung am Messegelände war Töpfer später an der Planung des Taxiverkehrs zum neuen Impfzentrum ICC im beteiligt. Auch konnte er die Behörden überzeugen, das Leitstellenpersonal an den Impfzentren mit Wegfall der Couponfahrten nicht komplett abzuziehen, sondern einige Mitarbeiter vor Ort zu belassen, um weiterhin für einen geregelten Ablauf zu sorgen.
Hayrettin Şimşek, der in den ersten Monaten der Impffahrten selbst viel Arbeitszeit am Alt-Treptower Impfzentrum verbrachte, hatte so manche emotional aufgeladene Situation zu beruhigen. Am 20. September wurde er zum Zweiten Vorsitzenden der „Innung“ des Berliner Taxigewerbes gewählt. „Simi“ sagte gegenüber Taxi Times: „Ohne diese überlebenswichtigen Impffahrten hätten viele Taxibetriebe die Umsatzeinbrüche nicht kompensieren und Taxifahrer*Innen aus der Kurzarbeit herausgeholt werden können. Eine Win-win-Situation für die Berliner*innen.“
Taxi-Berlin-Geschäftsführer Hermann Waldner ergänzte seine Bilanz des „Großauftrags Impffahrten“ mit einem persönlichen Appell: „Als Teil des ÖPNVs müssen wir mehr unsere Vorteile gegenüber Bus und Bahn herausstellen. Taxis mit Trennschutz und Fahrer mit Maske sollten selbstverständlich sein.“ ar
Beitragsfoto: Im Sommer 2021 händigt ein Leitstellen-Mitarbeiter am Impfzentrum in Berlin-Westend einem Taxifahrer einen Fahrpreis-Coupon aus. Foto: Uli Skerhut