In einer „Brandrede“ kündigte VW-Chef Herbert Diess kürzlich ein reduziertes Engagement bei Moia an. Moia-Chef Henrich scheint das anders zu sehen.
Vor den Führungskräften des Konzerns hatte Diess Mitte Januar den Weg für das laufende und kommende Jahr vorgezeichnet und dabei am Rande auch die Strategie für Moia angesprochen. Den Aufwand für Moia werde man deutlich reduzieren, so Diess. Man wolle aber den Fuß im Geschäft behalten. Es sei nötig, das Engagement „zeitlich zu strecken, bis die Voraussetzungen für die Profitabilität besser seien. Das gelte nicht zuletzt für die teuren Fahrzeuge.“
Dagegen wurde Moia-Chef Robert Henrich erst vor drei Tagen in der Hamburger Morgenpost (MOPO) derart zitiert, dass Moia durchaus schwarze Zahlen einfahren könne und dies innerhalb der nächsten drei Jahre auch schaffen wolle. Man sei auf einem guten Weg dahin. Erst dann werde, laut MOPO, Moia wohl auch in anderen Städten an den Start gehen.
Dem Hamburger Abendblatt zufolge sind bis zum Jahresende zwei neue Betriebshöfe geplant, es werden Fahrer gesucht und zu den vorhandenen 300 noch 200 weitere Fahrzeuge zum Einsatz gebracht. Laut Hamburger Abendblatt soll auch das Navigationssystem in den Moia-Fahrzeugen verbessert werden, um künftig von Fahrgästen beklagte Irrfahrten zu vermeiden.
Auch sollte Moia Anfang kommenden Jahres im nördlich bei Hamburg gelegenen Ahrensburg für sechs Monate einen „On-Demand-Verkehr“ nach §2(7) PBefG anbieten – den Zuschlag der Stadt Ahrensburg erhielt allerdings ‚ioki‘, ein in bereits drei Stadtteilen von Hamburg mit 25 Autos arbeitender „On-Demand-Shuttle-Dienst“, der zur Deutschen Bahn AG gehört.
So stellt sich also die Frage worin die Aufwandsreduzierung, wie sie Diess ankündigt, besteht. Denkbar wäre ein Verzicht auf den Plan, die Flotte in der zweiten Hälfte des Erprobungszeitraumes von 500 auf 1000 teure Fahrzeuge zu erhöhen.
Was unter guten Voraussetzungen für Profitabilität verstanden wird, wird auch nicht genauer erläutert. Es lässt sich mutmaßen, dass die erwähnte „zeitliche Streckung“ auch etwas mit dem Fortgang der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes zu tun haben könnte, denn das Projekt Moia ist dem Konzern offenbar wichtig genug, um es nicht im Zuge seiner geplanten Transformation völlig auslaufen zu lassen. Diese sieht der Chef des VW-Konzerns in Zukunft im Wandel von einem Autokonzern zu einem digitalen Tech-Konzern – und nur dort, sagte er.
Er prognostizierte in seiner Rede, dass „im Automobil der Zukunft“, welches „viel komfortabler, wohnlicher und vor allem vernetzter und multifunktionaler“ sein werde, vielleicht zweimal mehr Zeit verbracht werde, als heutzutage in einem Fahrzeug. Künftig werde man in einem Auto „kontinuierlich online sein, weit mehr Daten abliefern als Smartphones, aber auch mehr Informationen, Dienste, Sicherheit und Komfort aus dem Internet bekommen“. Das „vernetzte Auto werde die Internetzeit nahezu verdoppeln“ und das wichtigste „Mobile Device“ werden.
Einer der Schritte, um bei dieser möglichen Entwicklung in der ersten Reihe zu stehen war beispielsweise die kürzlich erfolgte komplette Übernahme der Digitalagentur Diconium, die laut Handelsblatt zu den führenden Experten für vernetzte Fahrzeuge zählt. ys
Anmerkung der Redaktion: Schlussendlich scheint die Ankündigung von VW, den Aufwand für das Projekt Moia reduzieren zu wollen, für das Hamburger Taxigewerbe keine so wirklich gute Nachricht zu sein, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Es lässt sich vielleicht als minimale Schadensbegrenzung bewerten und lädt ein, sich daran zu erinnern, dass im letzten Frühjahr eine gerichtliche Auseinandersetzung beinahe dazu führte, das Projekt Moia einzustellen – bis gerichtlich geklärt wäre, ob es überhaupt im Rahmen des PBefG genehmigungsfähig sei, da es eigentlich die Dienstleistung Taxi erbrächte und gar keine neue Verkehrsart nach §2(7) PBefG sei.
Die von VW und BMW beklagte mangelnde Rentabilität ist uns altgedienten Hasen des Personenbeförderungsgeschäfts nur allzu plausibel.
Keiner der sog. ‚ neuen‘ Verkehrs – Anbieter, die sog. Versuche nach §2(7) PbefG zu etablieren versuchen,
sind nach meinen Überschlagsrechnungen in der Lage, jemals profitabel sein zu können.
Von daher ist es viel sinnvoller, ein (noch) funktionierendes Taxigewerbe in die Projekte einzubinden, die wie ioki, cs und moia als defizitär nicht zukunftsfähig sind.
Ich appeliere daher dringend an meine Kollegen landauf – landab Ihre eventuell vorhandenen Bedenken fallen zu lassen und zusammen mit den Zentralen den Bedarf unserer Kundschaft ernst zu nehmen und sich den neuen Aufgaben viel offensiver als bisher zu stellen!
Der bisher kaum wahrgenommene ‚Versuch‘ von ioki als Bahnzubringer greift frontal unser Kerngeschäft an!
Die Idee der Vernetzung (ioki) ist kein Hirngespinst, sondern eine unausweichliche Konsequenz der neuen und doch nicht mehr so neuen Kommunikationsmöglichkeiten.
Die technischen Voraussetzungen sind kein allzu großes Problem.
Der Schlüssel ist aber, Vereinbarungen mit den Verkehrsträger wie Bahn, Verkehrsverbünden und Kommunen zu treffen, die uns als zuverlässige Partner im Geschäft halten.
Damit erübrigt sich für sie, eigene Projekte starten zu wollen.
Denn sie haben uns als Partner.
Wir sind in unserer Struktur als Kleingewerbe, lokal verwurzelt, mit starken Zentralen als federführende Vermittlungs-und Koordinationstelle bestens aufgestellt für kommende Aufgaben.
Wir müssen es wollen und tun!