Der Vorstand des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM) hat auf seiner Klausurtagung eine ernüchternde Bilanz aus der PBefG-Novelle gezogen: So kann es nicht weitergehen.
Verbandspräsident Herwig Kollar fasste den Ausgangspunkt der zweitägigen Beratungen im Berliner Taxi-Zentrum am 18. und 19. April zusammen: „Die viel zu langsame Umsetzung der PBefG-Novelle kostet in unserem Gewerbe Existenzen. Nach zwei Jahren ist der einzige sichtbare Effekt, dass Mietwagen Nummern in der Heckscheibe haben. So kann es nicht weitergehen“.
Zur Einführung berichteten die Vorstände aus Berlin, Düsseldorf und Köln emotional, wie dramatisch die Lage für die großstädtischen Unternehmer ist. Am dramatischsten ist die Lage wohl in Berlin, wo in den letzten Jahren rund 3.000 Taxis abgemeldet wurden und die Plattformanbieter mittlerweile das Nachtgeschäft dominieren.
Aber auch in Städten wie Düsseldorf sind mittlerweile so viele Plattform-Mietwagen wie Taxis unterwegs. Deutlich wurde: Gerade die Unternehmer, die ehrlich arbeiten, Mindestlohn bezahlen und alle Umsätze versteuern, kommen unter die Räder. „Die Rechnung geht heute einfach nicht mehr auf“, fasst Vorstand Dennis Klusmeier aus Düsseldorf zusammen.
Ebenfalls vor großen Herausforderungen stehen die Unternehmer auf dem „flachen Land“. Das lässt sich etwa an der Vereinbarung eines Plattformanbieters mit der AOK Nordost ablesen, ebenso am Ausgreifen der Linienverkehrsbetreiber in den On-Demand-Verkehr. „Wir sitzen alle in einem Boot. Die Probleme des einen können schon morgen auch die Probleme des anderen sein. Deshalb müssen wir gemeinsam für gute Lösungen für das gesamte Gewerbe eintreten“, stellt Vorstand Uwe Bischof, Mobilitätsunternehmer aus Rheinland-Pfalz, fest.
Die Beratungen drehten sich dann auch um die Frage, wie man Genehmigungsbehörden „zum Jagen tragen“ kann, um zumindest die schon vorhandenen Instrumente zu nutzen. „Von 580 Tarifbezirken hat kein Einziger die Möglichkeit genutzt, Festpreise für das Taxi zu ermöglichen. Kein Einziger hat einen Tarifkorridor eingeführt. Und nur zwei von 580 nutzen Mindesttarife für Mietwagen. Das ist zwei Jahre nach Inkrafttreten der PBefG-Novelle definitiv viel zu wenig“, beklagt Herwig Kollar. Diskutiert wurde auch, wie Hürden aus dem Weg geräumt werden können. Dazu hat der Bundesverband mehrere Gutachten in Auftrag gegeben und auch Gespräche mit Eichbehörden geführt. „Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Eichrecht steht der Einführung von Festpreisen nicht im Weg. Aber das Gerücht, dass das Eichrecht diese verhindern würde, hält sich hartnäckig. Hier werden wir ansetzen und Aufklärungsarbeit leisten“, so Kollar. Einen Beitrag dazu wird auch das PBefG-Symposium leisten, das der Bundesverband gemeinsam mit dem Deutschen Städtetag organisiert hat.
In seiner politischen Arbeit will der BVTM-Vorstand zweigleisig fahren: Die Genehmigungsbehörden sollen aktiviert werden, um den vorhandenen Spielraum voll auszuschöpfen. Zum anderen will der Verband perspektivisch dafür sorgen, dass die Regeln so verbessert werden, dass die Anwendung einfacher und zwingender wird, um eine Wildwest-Entwicklung des Gelegenheitsverkehrs zu unterbinden. Vizepräsident Hermann Waldner aus Berlin, zugleich Gastgeber der Klausurtagung, betont: „Der wirtschaftliche Niedergang des Taxigewerbes in Berlin ist das Ergebnis von viel zu wenigen Kontrollen der Behörden, während sich das Expansionsbegehren, insbesondere von Uber und Bolt, voll auf den Taximarkt der Stadt konzentriert. Darüber hinaus fehlen wirksame Instrumente im PBefG für die Abgrenzung zwischen Taxi und Mietwagen.“
Neben der Umsetzung der PBefG-Instrumente ging es in den Gesprächen um wirksame Kontrollen. Dazu könnte auch die Aufnahme von Taxameter und Wegstreckenzähler in die Kassensicherungsverordnung beitragen. Hier hatte sich der Bundesverband kürzlich positioniert und darauf gedrängt, dass es keine Ausnahmen von der Verpflichtung geben darf. Vizepräsident Wolfgang Oertel aus Sachsen: „Im meinem Betrieb wird schon längst fiskalisch aufgezeichnet. Als Bundesverband müssen wir darauf drängen, dass das wirklich jeder macht. Da braucht es auch keine falsche Rücksichtnahme, sondern Konsequenz.“ Das zehnköpfige Vorstandsgremium sieht sich dem ehrlich arbeitenden Taxi- und Mietwagenunternehmer verpflichtet, in der Stadt und auf dem Land. ar
Beitragsfoto: Die BVTM-Führungsriege am Berliner Taxi-Zentrum – Herwig Kollar (Präsident), Michael Oppermann (Geschäftsführer), Hermann Waldner (Vizepräsident), Dennis Klusmeier, Bärbel von Teuffel, Uwe Bischoff, Roland Böhm, Wolfgang Oertel (Vizepräsident), Aleksandar Dragicevic, Murat Öztürk (v.l.n.r.). Foto: BVTM
Was mich bei diesen Berichten und Diskussionen wundert ist, dass man nicht viel mehr darauf eingeht, dass Mietwagen keinen taxiähnlichen Verkehr machen dürfen.
Das was z.B. in Berlin mit den Mietwagen passiert ist absolut Taxiähnlich.
Ich lese immer wieder von Mindesttarif für Mietwagen.
Ich bin sicher, dies wird nix bringen oder nicht viel.
Denn die Kunden die jetzt Mietwagen bestellen werden das dann auch weiter tun.
Warum sollten sie auf Taxi wechseln.
Der Preis ist der Gleiche.
Es gibt sogar Leute die nutzen lieber die Uber oder Free Now oder Bolt App.
Weil sie z.B. Firmenaccounts haben und ihre Chefs praktisch jede Fahrt der Mitarbeiter abrechnen.
Im Taxi gibt es noch im Coupons und Rechnungsfahrten auf Papier Basis.
Ich hatte letztens eine junge Kundin, diese fragte warum wir im Taxi so altmodisch sind und sie für eine Rechnungsfahrt erst die Zentrale anrufen muss, dann eine Nummer durchgeben muss und dann auf das Taxi wartet welches einem Zettel ausfüllt den sie unterschreiben muss.
Eine Kollegin von ihr macht das einfach über die Uber App in Sekunden.
Mindesttarif bringt nicht viel – die Mietwagenfahrer freuen sich schon jetzt darauf wenn man in deren Chatforen liest.
Dann werden es noch mehr Mietwagen werden, weil viele denken jetzt verdienen sie mehr !
Bitte überdenkt das mal – die gierigen Unternehmer werden noch mehr Mietwagen auf die Straße bringen!
Allein der Anfangsverdacht, der Vorteilsannahme ergibt sich schon allein aus der Spieltheorie heraus und aufgrund der Uber Files, die geleakt wurden,wäre es nicht ausgeschlossen, wenn es hier in Berlin genauso laufen würde. Da die Staatsanwaltschaft bei einem Anfangsverdacht schon vor ermitteln muss, was auch wahrscheinlich schon passiert zum Beispiel Kontobewegungen merkwürdige Anschaffungen, die mit dem normalen Gehalt nicht so erklären werden und so weiter. Der Fahrdienstleiter Uber hat hier in Berlin eine Menge zu verlieren bei einer Kapitalisierung von 80 Milliarden $ hat man so einige Möglichkeiten und das hat ja die Vergangenheit gezeigt und ist jetzt auch Gegenstand von Diskussionen im Europaparlament. Aufgrund der veröffentlichten Uber Files, so abwegig wäre es nicht zu behaupten, dass hier etwas im Argen liegt.
Unsere einzige Hoffnung ist, wenn Finanzamt ab 01.01.2024 tätig wird.
https://www.taxpro-gmbh.de/steuerrecht/ebay-amazon-airbnb-uber-melden-ans-finanzamt
Hierfür muss man Finanzamt drängen.
Ich sage nur eins Korruption!!
Danke für Ihren Leserkommentar, aber mit solchen Pauschalvorwürfen werden Sie der Komplexität dieser Sache nicht gerecht.