Die Digitalisierung der Bahn-Gutscheine, Tabea genannt, die in den Fahrzeugen per QR-Code eingelesen werden, steht bundesweit in den Startlöchern. Mehr oder weniger alle Vermittlungsanbieter haben QR-Code-Leser in ihre Systeme integriert – was so die Akzeptanz der Gutscheine auch zentralenunabhängig ermöglichen soll.
2020 konnte der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM) die Ausschreibung der Bahnersatzfahrten erneut für die Branche gewinnen. Das Argument, bundesweit über mehr als 50.000 geeignete Fahrzeuge für diese Dienstleistung zu verfügen, schlug alle Mitbewerber erneut aus dem Feld.
Dieses Mal beinhaltete die Ausschreibungsvergabe allerdings die zusätzliche Vorgabe, zeitnah eine komplett digitalisierte Abrechnungsabwicklung der Leistung zu realisieren. Die Auftragserteilung soll bahnseitig digital erfolgen und berechtigten Kunden mittels Coupon, der mit einem QR-Code versehen ist, die eigenständige Auswahl ihres Taxis überlassen. Erst durch das Einlesen des QR-Codes im Taxi sollte der Voucher aktiviert werden. Ergänzt um die Unternehmensdaten sollen die Daten dann nach Fahrtabschluss direkt an ein Abrechnungsportal übermittelt werden. Dieses Abrechnungsportal wird dann postwendend die Auszahlung an das durchführende Unternehmen veranlassen.
Ziel der Initiatoren ist es, eine zentrale digitale Abrechnung der Gutscheine zu ermöglichen, mittelfristig eventuell auch für andere Großkunden, etwa Fluggesellschaften wie die Deutsche Lufthansa. Zusätzlich sollen Fehlnutzungen ausgeschlossen und Sammeloptionen optimiert werden. Dazu soll regelmäßig auch geprüft werden, ob das vorgegebene Fahrziel auch tatsächlich angesteuert wurde.
Der BVTM erarbeitete mit den Systemanbietern FMS, Seibt & Straub und Gefos sowie Taxi Deutschland ein Kooperationsmodell, Tabea getauft, und konnte im März des Jahres das Projekt zunächst in einigen ausgewählten Hotspots der Bahn wie Hannover, Hamburg oder Dortmund schon erfolgreich starten. Die daraus folgende Aufgabe, dieses Kooperationsprojekt nun auch in die Fläche zu bringen, gestaltete sich dann aber nicht ganz so einfach.
Zum einen galt es das Einlesen des QR-Codes auch systemübergreifend zu ermöglichen. Auch wenn Anbieter wie FMS und gefos zumindest in einigen Metropolen mit großen Zentralen eine marktbeherrschende Position einnehmen, gibt es viele Alternativen. Zudem versorgt die Deutsche Bahn auch Mittelstädte und ländliche Regionen, und auch dort fallen entsprechende Beförderungsaufträge mit teilweise nicht unerheblichem Umfang an. Aber auch in Metropolen gibt es neben den zentralenangeschlossenen Unternehmen kleinere Alternativen und auch funklose Taxis. Will das Projekt sein Angebot der über 50.000 Fahrzeuge umsetzen, so muss es auch für diese Unternehmen eine Teilnahmeoption anbieten.
Diese Aufgabe konnte jetzt mehr oder weniger umfassend gelöst werden, nachdem der BVTM eine Öffnung der Technik für weitere interessierte Vermittlungsanbieter vermittelt hatte. Tabea ist damit offen für alle interessierten Taxler, die einen Zugang zu einem integrierten Vermittlungssystem auf ihrem Handy installiert haben, unabhängig davon, ob sie einer Großzentrale angeschlossen sind und auch unabhängig davon, ob es eine solche in ihrem Arbeitsumfeld überhaupt gibt oder auch, ob ihre Region BVTM- oder eher TMV-organisiert ist.
In den kommenden Tagen wird auch in nicht großzentralenbasiert organisierten Städten und Regionen das System mit Testfahrten etabliert. Die Aufkleber, die für die Kunden erkennbar machen, wo sie mit ihrem Gutschein einsteigen können sind beim BVTM ([email protected]) bestellbar. Auch zukünftig wird es alternativ Fahrten geben, die – beispielsweise als Sammelfahrt – direkt von den Servicepoints organisiert werden. Wissenswert dazu ist auch, dass die DB zwei unterschiedliche Gutscheine erstellt, zum einen solche, die entfernungsabhängig abrechenbar sind und zum anderen solche, die für Fernfahrten von vornherein einen Festpreis auf Basis der zu erwartenden Kilometer gemäß DB-Tarif vorgeben.
Offen ist noch, zu welchen Konditionen die Gutscheine abgerechnet werden können, wenn Unternehmen zwar den QR-Code einlesen können, aber keiner abrechnungsberechtigten Zentrale angeschlossen sind. Die Initiativ-Partner BVTM, Taxi Deutschland und FMS/gefos hatten dabei eine Umlage ihrer Kosten für das System in Höhe von fünf Prozent auf jede abgerechnete Leistung zugrundegelegt. In Anlehnung an die Abrechnungsmodelle aus der Vergangenheit, wo dieser Wert gegenüber Nichtmitgliedern vielfach ebenfalls erhoben wurde, erschien dies zunächst nicht nur angemessen, sondern auch sinnvoll.
Allerdings berücksichtigt diese Verfahrensweise nicht, dass die Bündelung der Leistung dazu zunächst immer noch von den abrechnungsberechtigten Zentralen geleistet werden muss, die ihre Leistung gegenüber Nichtmitgliedern ebenfalls fakturieren wollen und müssen. Eine daraus entstehende Verdopplung des Verwaltungsabschlages um weitere fünf auf dann vielleicht zehn Prozent erscheint einerseits zwar naheliegend, löst bei den betroffenen Taxlern und Systemanbietern aber auch erheblichen Widerstand aus. „Wir wissen, dass noch ein paar Fragen offen sind. Aber wir kennen schon die Antworten: Digitalisieren und Automatisieren. Tabea ist eine vollautomatische Erfassung und Abrechnung und damit sehr sparsam, wenn es konsequent und flächendeckend eingesetzt wird. Unterm Strich ist das neue System für die angeschlossenen Unternehmen vorteilhaft und weniger aufwendig“, erklärt BVTM-Geschäftsführer und Projektleiter Michael Oppermann hierzu auf Anfrage.
Hier müssen nun zeitnah Lösungen vorgestellt werden, die das Gesamtsystem möglichst nicht infrage stellen. Denn unabhängig von diesen internen Problemen ist die Digitalisierung der Branche eine Aufgabe, die sie lieber gestern als heute umsetzen muss, wenn sie nicht endgültig von der Realität überrollt werden will. Insofern muss hier im Sinne des Gewerbes die übliche Freude an der kleinteiligen Diskussion um Wohl und Wehe von Groß und Klein zugunsten des großen Ganzen hintenan stehen.
Der Kilometerpreis für Fernfahrten im Bahnvertrag sollte ein Auskommen für alle Beteiligten ermöglichen – und vermag dies wohl auch. Beschränken sich nun die Initiatoren und auch die Abrechnungszentralen auf eine Deckelung ihres Disagios pro Auftrag auf einen kleinen einstelligen Eurobetrag zumindest bis zur nächsten Ausschreibung, sollten im Gegenzug auch die Leistungserbringer mit dem Taxi dies akzeptieren und die grundsätzlich ja bestechend gute Gesamtidee, die hinter dem Projekt steht, nicht gefährden. Eine Alternative zu der aktuellen Lösung ist zumindest definitiv nicht in Sicht. rw
Beitragsbild: Muster eines Bahn-Coupons mit QR-Code
Ich hatte diese Woche den ersten DB-QR Gutschein und muss allen Beteiligten ein Kompliment machen. Es funktioniert super und sehr einfach. Einfach toll !!!
Ich habe am 4.6.2024 DB- QR Gutschein bekomme von Nürnberg nach München aber leider bis jetzt den Betrag noch nicht gekommen.
Können Sie uns mitteilen, bei welcher Abrechnungsstelle Sie den Gutschein eingereicht haben? Vieleicht können wir helfen?