Beim Erfa-Gruppen-Treffen vor der ETM stellte Rhein-Taxi aus Düsseldorf ein dynamisches und softwarebasiertes Lernprogramm vor, das Taxifahrer nach und nach auf ein höheres Ausbildungslevel hebt. Durch diese Schärfung der Taxiqualitäten in der Dienstleistung kann sich die Branche gegenüber dem Konkurrenten Uber profilieren.
Als Pre-Event der Europäischen Taximesse (ETM) trafen sich die drei aktiven ERFA-Gruppen des Taxigewerbes schon einen Tag vorher zum Erfahrungsaustauch. Dabei wurden schwerpunktmäßig viele aktuelle Details zur TSE-Pflicht ausgetauscht (Taxi Times berichtete), doch auch andere Themen hatten ihren Platz. Dazu zählt ein Dauerbrenner, der aktuell höchste Wichtigkeit hat.
Kennen Sie das auch? Ein Kunde berichtet Ihnen von seiner letzten Taxifahrt mit einem Taxi Ihres Unternehmens, und Sie würden am liebsten im Boden versinken vor Scham, denn bei dieser Fahrt wurden sämtliche Grundwerte einer guten Taxi-Dienstleistung mit Füßen getreten. Auch wenn Sie dieses Gefühl vielleicht nicht zum ersten Mal erleben, häufen sich solche Erlebnisse in letzter Zeit bei vielen Taxlern doch erheblich, zumindest gefühlt.
Der wichtigste Grund dafür ist dabei schnell ausgemacht, denn mit dem Wegfall der Ortskundepflicht im Rahmen der Erteilung der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (FzF) auch für Taxifahrer in Kommunen oberhalb von 50.000 Einwohnern im Rahmen der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) im Jahr 2021 strömen nun viele Kollegen an die Taxilenkräder, die sich zuvor kaum mit den Ansprüchen einer qualifizierten Dienstleistung in der gewerblichen Fahrgastbeförderung auseinandergesetzt haben.
Eine gute Ortskenntnis aber sollte doch eigentlich die absolute Kernkompetenz von Taxifahrern sein. Über dieses Mehrwissen gegenüber ihren Mitbürgern definierte sich ursprünglich sogar ein großer Teil der Berufsehre der Kutscher, aber leider ist dies wohl eine antiquierte Sichtweise aus dem Zeitalter vor den Navis. Viele Kunden mussten inzwischen erkennen, dass zu einem adäquaten Ersatz der Ortkenntnis durch die Navis eben auch eine intelligente Navi-Nutzung gehören würde, die aber eben nur bei zumindest vorliegenden Grundkenntnissen der Ortskunde vor Ort überhaupt möglich ist. Es gilt die Weisheit: Wer (unreflektiert) das Navi nutzt, bleibt blöd und fährt Umwege. Dieses Kind wurde jedoch unwiderruflich mit dem Bade ausgeschüttet und die vom Gesetzgeber vorgesehene, nach mehr als drei Jahren aber immer noch nicht umgesetzte „Kleine Fachkunde“ kann dieses Dilemma nicht heilen, da sie Fragen zur Ortskunde wie auch solche zur Dienstleistung ausdrücklich ausschließt.
Es gibt noch einige weitere wichtige Faktoren, die eine gute Dienstleistung in der gewerblichen Fahrgastbeförderung ausmachen. Den meisten alten Hasen sind diese Faktoren bekannt, aber wer neu in dem Gewerbe ist, dem oder der sollten sie zunächst erstmal nahegebracht werden, denn es ist ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Und hier setzt die Idee der Rheintaxler aus Düsseldorf an und schafft eine Ergänzung zur behördlichen Fachkundeprüfung (so soe denn irgendwann kommt…). Uber & Co. mögen die Nase beim Verkaufen ihrer Angebote vorn haben, beim Thema Kompetenzvermittlung aber sind sie schon systembedingt im Hintertreffen, zumal sie ja gar nicht wissen, wer überhaupt für sie arbeitet.
Rhein-Taxi hat sich daher Gedanken gemacht, wie man das Wissen um eine gute Dienstleistung in heutigen Zeiten an die Kollegen vermitteln kann. Gerade für solch weiche Faktoren aber sind „Schulen“ und „Prüfungen“ offensichtlich eher ungeeignet und schrecken Neueinsteiger oftmals ab. Daher hat man bei Rhein-Taxi digitale Online-Learning-Tools erarbeitet, die dieses Wissen zunächst einfach nur gut präsentieren und so vor allem auf die Eigenmotivation der Neulinge setzen, sich diese Inhalte zu Hause oder auch am Taxistand einfach mal „reinzuziehen“.
Technisch gibt es inzwischen einige Anbieter, die solche Tools fertig programmiert, aber inhaltsleer als Basis für verschiedene Branchen relativ günstig offerieren. Die Arbeit steckte dann darin, die Inhalte so zu gestalten, dass die „Konsumenten“ sie mit schnellem Mehrwert für ihren täglichen Einsatz gut nutzen können. Um dem Lernenden die Option zu geben, die Lernerfolge auch wahrzunehmen, enden viel Tools mit einer Miniabfrage der Inhalte.
Wo Verständnisprobleme bei bestimmten Lerninhalten auftreten – vielleicht auch, weil schlecht erklärt wurde –, lassen sich Fragen durch die Lernenden hinterlegen, die dann individuell beantwortet werden. Auf diesem Wege lernt auch die Lernplattform selbst ständig dazu. Alle Elemente der Plattform können immer wieder aufs Neue kurzfristig aufgerufen und studiert werden, auch wenn beispielsweise mal vergessen wurde, wie TaBeA funktioniert oder KTSe zu lesen sind. Als besonderes Gimmick lassen sich dabei auch Aktualitätstools integrieren, die beispielsweise Informationen zu aktuellen Events anbieten oder besondere Lerninhalte, bei denen es gehäuft zu Problemen kommt, noch einmal besonders intensiv präsentieren.
Inzwischen erzielt Rheintaxi sehr gute Erfolge mit dieser Online-Schule, vor allem auch deswegen, weil sich durch vorherige Logins durchaus individuell ablesen lässt, wer die Tools nutzt und dort auch qualitativ Fortschritte erzielt. Wer sich beispielsweise einfach nur kurz durch solch eine Lerneinheit durchklickt, wird die Abschlussfragen in der Regel nicht beantworten können, und eben das lässt sich dann auch individuell registrieren.
Gerade dadurch, dass das erwünschte Branchenwissen auf diese Weise nur häppchenweise verabreicht wird, unter- oder überfordert man die Lernenden nicht – sehr wichtig bei der fehlenden Homogenität der Schüler und so ein weiterer klarer Vorteil gegenüber Präsenzschulungen. Alle Studis können die Tools in ihrer eigenen Geschwindigkeit abarbeiten und erzielen gleichzeitig immer wieder aufs Neue Erfolgserlebnisse, auch weil sie das Erlernte dann oft gleich in ihrer Alltagspraxis umsetzen können. Die Plattform schafft so Schritt für Schritt das Hintergrundwissen, welches für eine erfolgreiche Dienstleistung in der gewerblichen Fahrgastbeförderung notwendig ist.
Das aber ist noch nicht alles, denn wer einen gewissen Status über die Online-Schule erreicht hat, wird von Rhein-Taxi zu einer persönlichen Schulung eingeladen, welche sich dann auf ein bestimmtes Wissensgrundgerüst stützen kann. In dieser Präsenzschulung können dann Lerninhalte vertieft und weitere Fragen geklärt werden. Im Ergebnis schult Rhein-Taxi so „echte“ Taxifahrerinnen und -fahrer, die einfach besser sind als die der konkurrierenden Plattformanbieter.
Selbstredend, dass die Düsseldorfer auch Ortskenntniselemente vermitteln – wobei es hier eben eher darum geht, eine gewisse Ortskenntniskompetenz zu vermitteln, die sich mit dem lexikalischen Wissen der Navis ergänzen lässt. Wichtig sind Verbindungsstraßen, Hauptverkehrswege, Alternativverbindungen und mögliche Fahrziele wie Sehenswürdigkeiten, Institutionen oder Hotels. Ein geringerer Fokus liegt auf der detaillierten Kenntnis kleinerer Straßen.
Vom Pizzafahrer zum Taxifahrer, vom simplen Kurier zum kompetenten Beförderer von Fahrgästen, die Rheintaxi-Online-Lernplattform zeigt einen guten Weg, wie die Branche sich selbstbewusst profilieren kann – und damit im Qlaitätswettbewerb mit Uber die Nase vorne hat. Denn wenn irgendwann Festpreise für Taxifahrten eingeführt sind UND gleichzeitig Mindesttarife für Mietwagen, werden Kunden weniger auf Basis des Preises entscheiden, sondern danach, wo man für nahezu gleiches Geld die bessere Qualität bekommt. rw
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