Der Präsident der IRU Taxi Group Hubert Andela im Taxi Times Interview: „Ich sehe eher Chancen als Risiken“
„Im Großen und Ganzen sehe ich eher Chancen als Risiken für die internationale Taxibranche“. Hubert Andela (51), seit 2007 der niederländische Präsident der Taxi Group der International Road Transport Union, beendet sein Interview mit der Taxi Times mit einer herausfordernden, aber positiven Anmerkung.
Dazu hat sicherlich auch die Markteinführung des Global Taxi Service Quality Network (GTN) der IRU beim 6. Taxi Forum der Organisation in Köln beigetragen.
Andela, ausgebildeter Ingenieur, sind Widrigkeiten und Turbulenzen auf dem Markt nicht fremd. In den Jahren, bevor er dem niederländischen Taxiverband Koninklijk Nederlands Vervoer Taxi (KNV Taxi, 2004) als Generalsekretär beitrat, war er Vertriebsdirektor eines Fleischunternehmens und Leiter einer landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft – nicht gerade ein ruhiges Leben, vor allem nicht mit den ständigen Umwälzungen durch die EU-Regulierung. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass Andela die Brüsseler und Europäischen Institutionen durchaus vertraut sind.
Aktuell gibt es jedoch mehr als genug Herausforderungen an Andelas Heimatfront. Der Einbau eines sämtliche Daten registrierenden Bordcomputers, die Aufzeichnung vieler Arbeitsdaten und Zahlungsinformationen der Fahrer im Bereich der Gelegenheitsfahrten war ein schwieriger Prozess. Die Gespräche mit der Landesregierung haben sich über Jahre hingezogen, aber wie auch bei den schwedischen Kollegen lag das Ziel von KNV Taxi darin, ein wirklich transparentes Taxigewerbe mit Chancengleichheit für alle zu schaffen. Auch nachdem bei den meisten im Gelegenheitsverkehr tätigen Taxis diese „Blackboxes“ installiert wurden, gibt es jetzt IT-Probleme seitens der Aufsichtsbehörden. Es wird mehr als ein Jahr dauern, bis die Aufsichtsbehörden in der Lage sein werden, die Daten von diesen Computern herunterzuladen.
Struktur der IRU
Was dem niederländischen Taxigewerbe die größten Kopfschmerzen bereitet, sind die erheblichen und schonungslosen Kosteneinsparungen im Bereich der Auftragsarbeit und große Änderungen in der Organisation der Taxiarbeit. Der Transport von älteren Menschen, Menschen mit Gehbehinderungen und Schulkindern ist die tragende Säule der niederländischen Taxibranche: Fast 70 % der niederländischen Taxiumsätze (€ 1,4 Milliarden 2013) wird durch Auftragsarbeit erwirtschaftet. Dies macht die niederländische Taxibranche einzigartig und sie ähnelt somit mehr ihren skandinavischen Pendants. In den Niederlanden gibt es 35.000 Taxis und in den meisten Fällen handelt es sich dabei nicht um eine Limousine, sondern um einen rollstuhlgerechten Mercedes Sprinter. Taxis, die hauptsächlich Gelegenheitsverkehre durchführen, sind vor allem in Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht zu finden.
Dieses Jahr war Andela auf zwei Fronten fleißig: bei sich zu Hause und auf IRU- und EU-Ebene.
Taxi Times: Natürlich sind Sie als Präsident der IRU Taxi Group in Ihrem eigenen Land bekannt, aber würde es Sie überraschen zu erfahren, dass viele Taxibetreiber in Europa die IRU Taxi Group bzw. deren Präsidenten nicht kennen?
Hubert Andela: „Das hängt mit der Struktur der IRU zusammen. Die IRU Taxi Group ist kein Verband von Taxibetreibern, sondern ein Verband von Taxiverbänden. Das macht den Unterschied aus. Ich bin nicht der Präsident eines Verbandes von Konzessionsinhabern. Die IRU wird über die nationalen Verbände beworben. Wenn diese möchten, dass die IRU bestimmte Themen international mehr fördert, müssen sie dies beschließen.“
Was glauben Sie, woran liegt es, dass die IRU in vielen Ländern nicht als die europäische Vertretung des Taxigewerbes bekannt ist?
„Dies hat zwei Gründe. Zum einen ist die IRU ein weltweiter Verband. In der Taxi Group haben wir lediglich Verbände aus Nord-, Mittel- und Westeuropa sowie den USA. Wir erweitern jedoch unsere Ziele und möchten Mitglieder aus anderen Teilen Europas und anderen Kontinenten gewinnen. Zum anderen spielen wir eine sehr wichtige Rolle in Europa. Wir sind bei den EU Institutionen, der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament sehr bekannt und anerkannt. Und wann immer es um Themen des Sammeltransports oder des öffentlichen Personenverkehrs geht, äußern wir unsere Meinung. Aber vergessen Sie bitte nicht, dass 90 bis 95 Prozent aller Taxigesetze nur national oder lokal gelten.“
Andela erläutert, dass es, wenn in der EU neue Weißbücher über Transport oder bestimmte Themen zum öffentlichen Personenverkehr diskutiert werden, häufig um Züge, Busse und Reisebusse geht. „Hier wird das Taxi oft vergessen. Wenn es um Ansichten zu Weißbüchern oder Themen wie die Verdoppelung der Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs geht, sind wir dabei! Und wir sind den entsprechenden Entscheidungsträgern bestens bekannt.“
Warum setzt sich die IRU angesichts der Tatsache, dass die Taxiregulierung eine Sache der Subsidiarität ist und von den nationalen oder örtlichen Behörden entschieden wird, für mehr Beteiligung von Seiten der EU ein?
„Die IRU setzt sich für eine besser angepasste Form des Zugangs zum Beruf des Taxiunternehmers ein, ähnlich der Richtlinien, die auf die Bus- oder Reisebusbranche bzw. auf den Straßengüterverkehr Anwendung finden, jedoch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Taxibranche eine ganz andere Art von Gewerbe ist.
Das zu erreichen ist nicht einfach. Wir müssen den richtigen Moment dafür abwarten. Wir hatten gehofft, …
Das komplette Interview lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der Taxi Times.
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Foto: Wim Faber