Mietwagenfahrer in Deutschlands Großstädten, speziell jene, die mit den Apps von Free Now und Uber taxiähnlichen Verkehr betreiben, verstoßen täglich sowohl gegen die Rückkehrpflicht als auch gegen sozialversicherungsrechtliche Vorschriften. Dass dies keine Einzelfälle sind, sondern das Ergebnis eines systematisch angelegten Betrugs, macht ein Interview mit einem Berliner Ex-Mietwagenfahrer deutlich, das diese Woche zeitgleich in den beiden Taxi-Times-Regionalausgaben Berlin und München erschienen ist.
Den Namen des Mietwagenfahrers haben wir auf dessen Wunsch hin geändert.
Taxi Times: Warum bist du von Taxifahren auf Mietwagenfahren umgestiegen?
A.Lias: Aus Neugier und Liebe zur Fahrgastbeförderung und weil ich mir eine Meinung über Uber und Freenow bilden wollte.
Warst du als Festangestellter, geringfügig Beschäftigter oder Aushilfe angemeldet?
Weder noch, ich habe einen Praktikums-Vertrag unterzeichnet. Man bot mir allerdings einen geringfügige Anstellung zwischen 500 bis 800 Euro an, damit ich die Möglichkeit eventueller Bezüge über das Amt nicht verliere. Man hatte mich auch explizit gefragt, ob ich beim Amt Leistungen beziehe.
Wie viele Fahrzeuge und Fahrer*Innen hat der Betrieb?
Mein Chef hat mehrere Mietwagen-Konzessionen. Ob er auch Taxi-Konzessionen hatte, ist mir nicht bekannt, ebenso wenig die genaue Zahl der Angestellten. Knapp unter 50 sind in einer Whatsapp-Gruppe, in der ich auch eingeloggt war.
Wirst Du nach gearbeiteten Stunden oder Prozenten bezahlt?
Prozentual. Ich bekomme 28 Prozent vom Gesamtfahrpreis oder 40 Prozent nach Abzug von Uber. Uber selbst bekommt 29,75 Prozent vom Fahrpreis, allerdings verschweigt Uber gerne die tatsächlich vom Fahrgast eingenommene Summe. So nehmen sie selektiv systematisch weit mehr als der genannte Fahrpreis.
Wenn man sich das ausrechnet, wird klar, dass du sehr auf das Trinkgeld der Kunden angewiesen warst. Was aber, wenn Kunden dir kein oder nur wenig Trinkgeld gegeben haben?
Wenn man mich lange hat warten lassen ohne Trinkgeld zu geben aber freundlich war, gab ich in der Kundenbewertung nur vier von fünf Sternen und bei unfreundlichen Gästen 2-3 Sterne. Einen einzigen Stern gab ich nur in Extremfällen, weil sonst der Fahrgast dauerhaft von mir gesperrt worden wäre.
Gibt es einen Wegstreckenzähler und eine Alarmanlage im Auto?
Nein.
Wo hast du dein Fahrzeug abgeholt – vom Betriebssitz des Unternehmers oder gab es einen fliegenden Wechsel mit der Arbeitskollegin oder dem Arbeitskollegen?
Ich war Alleinfahrer, somit konnte ich von meiner Wohnung aus starten und enden.
Lass uns über deinen Alltag sprechen. Wie viele Stunden warst Du im Einsatz?
So, wie es mir beliebte, bei Uber durfte ich maximal zwölf Stunden online sein, allerdings wird die Standzeit nicht in die Online-Zeit einberechnet. Daher sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Wie viele Touren hast du durchschnittlich gemacht?
8-15 in einer 12 Stunden Schicht.
Gab es viele Folge-Aufträge?
Mit Ausnahme von Silvester kaum.
Was hast du dann gemacht, um schnellstmöglich eine neue Fahrt zu erhalten?
Ich habe mich dort aufgehalten, wo ich mir die meisten Aufträge erhofft habe.
Also hast du beispielsweise in der Nähe vom Hauptbahnhof, von Krankenhäusern und großen Firmen gewartet?
Nein, meistens bin ich herumgefahren.
Uber sagt doch aber, sie setzen die Fahrer offline, wenn diese nicht in Richtung Betriebssitz des Unternehmens fahren.
Deshalb bin ich offline schnell weit weggefahren und habe mich dann wieder bei der Uber-App angemeldet. Anschließend bin ich langsam im Zick-Zack-Kurs zum Betriebssitz gefahren.
War das deine Idee?
Man hat mir diese Infos im Unternehmen bei der Anmeldung offengelegt, mir aber die Entscheidung selbst überlassen, ob ich so vorgehen will.
Wie war das bei der Free-Now-App. Habt ihr die auch so ausgetrickst?
Bei Free Now gibt es keinen technischen Zwang, zum Betriebssitz zurückzukehren, Allerdings erscheint nach dem Ende jeder Fahrt ein Popup mit dem Hinweis „Rückkehrpflicht“.
Mit welchen Konsequenzen im Falle einer Nichtbeachtung?
Keinen. Man klickt das Popup einfach nur weg und macht weiter.
Hat Dich dein Chef ansonsten auf die Einhaltung der Regeln (Rückkehrpflicht) ernsthaft hingewiesen und musstest Du einen solchen Hinweis gesondert unterschreiben?
Mir wurden einige Verträge zur Unterschrift vorgesetzt. Allerdings war alles nur Pro-Forma und eine Aufklärung hat nur auf Nachfrage stattgefunden, mit dem Hinweis das es nicht wichtig ist, die Verträge lediglich zur eigenen Absicherung dienen.
Hast du bei Uber oder bei dessen Generalpartner Ennoo Safe-Driver oder auch bei Free Now noch eine zusätzliche Schulung gemacht?
Nein, ich war bereits als Taxifahrer mit Free Now und Uber vertraut, jedoch müssen laut Aussagen neue Fahrer an einer Schulung teilnehmen. Über die Rückkehrpflicht wurde nie gesprochen, aber es gab einige Tutorials per Mail und in der Uber App im Bezug richtiger Umgang mit Fahrgästen.
Über welche App hast du mehr Touren vermittelt bekommen – Free-Now-Ride oder UberX?
UberX – mit weitem Abstand.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf den Mietwagenbetrieb ausgewirkt?
Finanziell stehen sie nicht gut da. Viele Wagen wurden stillgelegt, jeder Cent wird umgedreht. Wir bekamen sogar die Anweisung, den Wagen nicht zu waschen.
Wieso hast du aufgehört, als Mietwagenfahrer zu arbeiten und was machst Du jetzt?
Es ist Sklavenarbeit, und was die Zukunft mit sich bringt steht aktuell in den Sternen.
Was wünschst Du den Mietwagenfahrer*Innen und Unternehmern für die Zukunft?
Dass sie Aufwachen und kein System unterstützen, das darauf beruht, die Partner und deren Angestellte auszubeuten. Firmen wie Uber verdienen allein durch die Vermittlung mehr als Fahrer und Unternehmer. Sie tun dafür nichts außer Marketing und Vermittlung. Für mich grenzt es an Zuhälterei, da man absolut auf die angewiesen ist.
Das Interview führte Hayrettin Simsek
Das Beitragsfoto zeigt den Interviewten Fahrer, auf eigenen Wunsch hin vermummt. Foto: Taxi Times
Uber fahrer und Free Now Fahrer sind im Berlin wie die Ameisen geworden Auf die Straßen. IN Jede Ecke in jede neben Straße stehen Sie. Eswird niemand diese kontrolliert keine hält auf Rück Pflicht. Und diese Rück Pflicht bei Uber das nur Betrug.
Ok und wer liest das? Das gehört in die Tageszeitung und ganz groß beworben.
Leider sind wir als Taxi-Times-Redakteure im Nebenberuf nicht auch noch bei diversen Tageszeitungen, Spiegel und Co beschäftigt. Wir sind allerdings guter Dinge, dass die Gewerbevertreter des Taxis bei ihrer Korrespondenz mit der Politik und den Medien auf unser Interview hinweisen. Und der ein oder andere Taxifahrer wird sich das Interview ausdrucken und ein paar mal kopieren, um es jenen Fahrgästen in die Hand zu drücken, die entweder journalistisch oder politisch tätig sind oder sich aus anderen Gründen für diese Thematik interessieren. Deshalb lieber Georg: Sorgen Sie selbst auch dafür, dass dieses Interview von vielen Menschen gelesen wird.
Über ist nur auf Lug und Betrug aufgebaut.
Leider kapieren das die meisten Fahrer erst zu spät oder überhaupt nicht. Hoffentlich kommen sie bald drauf und verklagen Uber so wie die Fahrer in England gemacht haben. Ich kann nur an die Fahrer appelieren: wacht endlich auf!!!
Liebes Redationsteam!
Es reicht aber nicht, dass das NUR in Eurer Zeitung lesbar ist, es sollte in allen Medien lesbar sein, denn ein großer Teil der Leserschaft kommt aus den eigenen Reihen und werden dadurch nur aufgestachelt!
Es gehört in große Wirtschaftszeitungen, die auch von Politikern gelesen werden!
Mit freundlichen Grüßen Thomas Schwarz
Leider sind wir als Taxi-Times-Redakteure im Nebenberuf nicht auch noch bei diversen Tageszeitungen, Spiegel und Co tätig. Wir sind allerdings guter Dinge, dass die Gewerbevertreter des Taxis bei ihrer Korresondenz mit der Politik und den Medien auf unser Interview hinweisen. Und der ein oder andere Taxifahrer wird sich das Interview ausdrucken und ein paar mal kopieren, um es jenen Fahrgästen in die Hand zu drücken, die entweder journalistisch oder politisch tätig sind oder sich aus anderen Gründen für diese Thematik interessieren. Deshalb lieber Thomas Schwarz: Sorgen Sie selbst auch dafür, dass dieses Interview von vielen Menschen gelesen wird.