Die nächste Runde ist eingeläutet. Der Stichtag für den Start von Free Now in Frankfurt war gestern. Tageszeitungen und Onlineportale berichten bereits fleißig. Allerdings würde man sich wünschen, dass die Thematik etwas kontroverser behandelt wird. Auch die denkwürdigen Statements eines Free-Now-Mitarbeiters sollten kritischer hinterfragt werden.
Rechtzeitig zur großen Automobilmesse IAA nun also der Start in der Bankenmetropole. Free Now vermittelt ab sofort auch Mietwagen. Einhundert Fahrzeuge sollen für den Anfang in Frankfurt zur Verfügung stehen, sukzessive dann mehr. Bedient werden soll das gesamte Stadtgebiet inklusive des Flughafens. Auch in Frankfurt gilt: Die ersten 5.000 Fahrten beliebiger Länge kosten je fünf Euro. Steht kein Mietwagen zur Verfügung, kommt ein Taxi, ebenfalls zum Rabattpreis. Laut der Webseite von Free Now werden wir für München Mitte September ungefähr dasselbe berichten können. Dort beginnt am 21. das Oktoberfest.
Die Presse berichtet, wie wir es schon zum ersten Geschäftstag der Uber-Kopie „Free Now“ in Hamburg und Berlin gesehen haben, gewohnt werbelastig. Betont werden vorwiegend Service und billige Preise. Die inzwischen zahlreichen Studien, die belegen, dass von solchen Angeboten keine Rettung vor den Verkehrsproblemen der Zukunft zu erwarten ist, sondern im Gegenteil die Verkehrsprobleme der Zukunft eigentlich durch sie erst geschaffen werden, mit der Dreingabe einer wachsenden Zahl an prekären Arbeitsverhältnissen, findet keinerlei Erwähnung.
Genausowenig wie die Tatsache, dass sich hier milliardenschwere Konzerne einfach herausnehmen, was ihnen gerade passt und Politik, Behörden und Bürger im Rausch der Idee der „neuen urbanen Mobilität mit weniger Verkehr“, einfach zusehen, wie das geltende Personenbeförderungsrecht mit Füßen getreten wird und eine ganze Branche (Taxi) geopfert wird, die nicht nur eine 24/7-Daseinsvorsorge garantiert, sondern damit auch inklusive Familie eine halbe Million Menschen ernährt.
Und das obwohl der Paragraph, der das Mietwagengewerbe vom Taxigewerbe abgrenzt, indem es taxiähnlichen Verkehr verbietet, genau dafür sorgt, dass eben nicht mehr und noch mehr Autos auf der Suche nach Verdienstmöglichkeiten die Straßen durch Verkehr und die Menschen durch schlechte Luft und prekäre Arbeitsverhältnisse belasten. Die Liberalisierung des Gesetzes wird vorweggenommen, begründet mit einem Zukunftsversprechen, das uneinlösbar ist.
Gerne zitiert werden in der Presse solche Äußerungen wie die Aktuelle von Herrn Mönch (Free Now) zum Start in Frankfurt: „Bei jedem neuen Service, den wir launchen, stimmen wir uns eng mit den lokalen Behörden ab. Auch in Frankfurt haben wir das Gespräch mit der Stadt gesucht und nehmen deren Anliegen selbstverständlich sehr ernst. Wir achten beispielsweise akribisch darauf, dass nur Fahrer mit einer Frankfurter Mietwagenkonzession unterwegs sind, dass sie sich an die Rückkehrpflicht halten und dass für alle Fahrer stets ein hinreichendes Auskommen gesichert ist.“
Es zeugt schon von einer gewissen Arroganz zu sagen, man würde die „Anliegen“ einer Behörde sehr ernst nehmen. Das sind keine Anliegen, das sind bestehende Gesetze und die hat man nicht „ernst zu nehmen“, an die hat man sich zu halten, erst recht als Teil des Daimler-Konzerns. Punkt.
Und das hinreichende Auskommen der Mietwagenfahrer kann gar nicht anders als durch Subventionen garantiert werden, solange man mit Dumpingpreisen unterhalb des Taxitarifs agiert. Free Now wird mit seinem Seitenwechsel weg vom Taxi und hin zum Low-Budget-Mietwagen dieselben immensen Verluste einfahren wie Uber. Das lässt sich dann immerhin – um Steuern zu sparen – wunderbar mit den Gewinnen aus anderen Geschäftssparten verrechnen, zum Beispiel mit denen aus dem Fahrzeugvertrieb, zu denen auch genau jenes Taxigewerbe seit Jahrzehnten durch seine Treue zu Mercedes-Taxis beiträgt, das nun dank Free Now massive Einkommensverluste hinnehmen muss.
Diese Einbußen werden noch gravierender sein als bei Uber, denn die jetzigen Free-Now-Nutzer sind all jene, die bisher als mytaxi-Kunden (aufgebaut vom Taxigewerbe) Taxis bestellt haben und nun mit dem selben „Knopfdruck“ einen günstigeren Mietwagen bekommen.
Free Now ist also gerade dabei, einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden anzurichten. Der Staat bekommt von einem deutschen Großkonzern noch weniger Steuereinnahmen und muss bei der Taxibranche künftig auch noch den Sozialetat belasten, wenn eine halbe Million Taxifahrer und deren Angehörige Sozialleistungen beantragen müssen. Dazu würden die sowieso schon klammen Kommunen künftig immense Summen ausgeben müssen, um im Bereich der Mobilität jene Daseinsvorsorge wieder herzustellen, die aktuell noch vom Taxigewerbe garantiert wird.
Es wäre daher wünschenswert, wenn die mediale Berichterstattung zum Start von Free Now etwas kontroverser aufgezogen wäre. Dieses Land braucht wieder mehr Journalisten, die ihre „digital ist Geil“-Brille ab- und stattdessen einen Taschenrechner in die Hand nehmen. ys, jh
Hinweis in eigener Sache: Diese Meldung können Sie auch in unserer Taxi Times-App nachlesen. Jetzt kostenlos runterladen.
In Wien wurde das Verrechnungsmodell geändert. 15% wird vom Umsatz eingehoben, ABER auch vom Trinkgeld und das ist eine Sauerei, was mich veranlasst hat – zu kündigen!Alle Appanbieter leben davon, dass sie ihre Unternehmer und Fahrer abhängig machen. Wenn es mehr Leute im Gewerbe gäbe, die auch selber akquirieren können – bräuchten sie nicht diese Vermittlung!
Das Thema des volkswirtschaftlichen Schaden muss man hier von 2 Seiten betrachten. Wenn laut einer Studie 77 % der Berliner Taxiunternehmer irreguläre Umsätze machen, ist hier der Schaden ebenfalls immens.
Vor diesem Hintergrund hat der Staat sicher ein Interesse daran, den Markt besser kontrollierbar zu machen.
https://www.morgenpost.de/berlin/article207940177/Berliner-Taxibetriebe-betruegen-und-hinterziehen-Steuern.html
Auf diese Untersuchung hat das Land Berlin reagiert, in dem es dort den Einsatz manipulationssicherer Taxmaeter verpflichtend vorschrieb. Mietwagen müssen solche Geräte nicht im Fahrzeug haben. Folglich kann hier eben KEINE Kontrolle ausgeübt werden. Kleiner Nebenasket: Mit Einführung des Fiskaltaxameters sind zahlreiche dieser schwarzen Schafe vom Taxi- auf das Mietwagengewerbe umgestiegen und fahren jetzt für Uber. Bald auch für Free Now?
Warum gibt es die „Fiskaltaxameter-Pflicht“ nur in Berlin und Hamburg und nicht in Bremen bzw. nicht in ganz Deutschland ?
Und warum gibt es in Deutschland bzgl. der Aufzeichnungspflichten von Barumsätzen offensichtlich unterschiedliche Rechtsauffassungen in den örtlichen Finanz- und Verkehrs-Behörden, obwohl dort oft die gleichen Parteien (SPD, Grüne und, Linke) in der Regierung sind ?
Wie „manipulationssicher“ sind „Fiskaltaxameter“, wenn Sitzkontakte nicht vorgeschrieben sind und man sie einfach ausgeschaltet lassen kann ?
Taxifahrer weigern sich entgegen örtlicher Tarifordnungen oftmals Kreditkartenzahlungen anzunehmen.
Die Fahrten von FreeNOw werden dagegen überwiegend bargeldlos abgewickelt.
Wie sollte „ein scharzes Schaf“ diese Umsätze verbergen ?
Wie schafft es die Firma MyTaxi bzw. FreeNow innerhalb kürzester Zeit 100 Fahrzeuge von Mietwagen-Unternehmen zu akquirieren ? Sind dies nicht die gleichen Taxiunternehmen, die vorher schon für MyTaxi fuhren und nun für FreeNow ihre Ersatzwagen bzw. Mietwagen rausholen ? Das Taxigewerbe kanibalisiert sich quasi selbst und ein wesentlicher Grund dafür ist das Versagen der großen Taxizentralen und des Rechtsstaates. Die Rückkehrpflicht von Mietwagen zu kontrollieren ist für die Behörden unmöglich und es hat auch früher noch nie jemanden gestört, weil viele Mietwagenunternehmer zugleich auch Taxiunternehmer sind, die ihre „eingeschlachteten Touren“ mit Mietwagen fahren.
Wenn der Daimler-Konzern „die Bösen“ sind, warum kaufen dann die meisten Taxiunternehmer immer noch Mercedes-Fahrzeuge ?
Die Aufsichtsbehörden müssen nur endlich für ALLE – Taxen UND Mietwagen – deutschlandweit Fiskaltaxameter vorschreiben, nicht nur wegen der Kontrolle der Umsätze, sondern weil dadurch die Arbeitszeiten transparent werden. Unternehmen, die dann den MIndestlohn nachweislich nicht gezahlt haben, denen muss die Konzession entzogen werden. Dann gibt es auch keine Überbewirtschaftung und keine Rabattschlachten mehr, es sei denn, der Daimler-Konzern möchte zukünftig jede FreeNow-Fahrt zu 100% subventionieren.
Viele gute Vorschläge, Herr Müller. sind Sie in einem der Taxiverbände engagiert und bekommen dort Gelegenheit, an der Umsetzung dieser Lösungsvorschläge mitzuarbeiten?
Das ist Unsinn. Warum sollte jemand der in erster Linie auf nicht reguläre Umsätze aus ist zu Uber und FreeNow wechseln? Die schwarzen Schafe sind da, wo man sie zulässt. Und dort hat der Staat aber auch die Zentralen jahrelang weggeschaut. Die Zentralen vor allem im Interesse ihrer eigenen Daseinsberechtigung.
Hallo Herr Schneider, Ihre Mail-Adresse verrät, dass Sie für einen Fahrtenvermittler arbeiten. Da ist es natürlich legitim, dass Sie eiene völlig andere Sichtweise vertreten wie jemand aus der Taxibranche. Trotzdem sollten sie die Taxibranche nicht verallgemeinernd verunglimpfen…
Da Daimler klar als Feind des Taxigewerbes zu bezeichnen ist, wäre es doch angebracht, den Verkaufsstand aus dem Kundendienstcenter in der Persiusstraße in Berlin und die davor ausgestellten Daimler Fahrzeuge zu entfernen.
Manipulationssichere Taxameter bringen fast gar nichts. Nach wie vor gibt es keinen Konzessionsstop in Berlin und die 20-Monate GmbH existieren weiterhin. Ist ja auch kein Problem wenn man jederzeit neue Konzessionen bekommen kann. Innerhalb dieser 20Monate wird ja nix kontrolliert. Bis die Behörden tätig werden, sind diese Firmen schon wieder abgewickelt.
Manipulationssichere Taxameter bringen sehr wohl etwas – überall dort, wo die Aufsichtsbehörde dann auch genau hinschaut. es gibt Beipsiele (z.B. Hamburg), wo das gut klappt. Es gibt aber auch leider zahlreiche andere Behörden, die hier zu wenig tun. Und Berlin ist leider nochmal ein ganz schlimer Sonderfall. Was dort behördenmäßig versäumt wird, spottet jeder Beschreibung.
Ja Cabbi das ist alles bekannt nur jetzt lassen die faulen Behörden noch die selben Kriminellen im Mietwagengewerbe weiter unkontrolliert gewähren. Verantwortlich ist der unfähige Verkehrsenat. Wir müssen die endlich wegen Untätigkeit verklagen. Warum kommt unsere unfähige Gewerbevertretung nicht auf die Idee endlich eine Klage gegen die Behörden einzureichen. Alles Unfassbar.
Eine Klage wegen Untätigkeit darf jeder Bürger einreichen, dazu braucht es keinen Verband.
Ich wusste nicht, dass die Entwicklung alternativer Beförderungsmöglichkeiten eine derart große Gefahr für die Taxenbranche ist, dass es zu deren Opferung kommen könnte. Ich bin auch der Meinung, dass für diesen neuen Bereich klare Gesetze geschaffen werden sollten, die den Alternativverkehr nicht gegenüber dem Taxengewerbe privilegieren. Da mein Onkel selbst Taxifahrer ist, fühle ich mich dadurch persönlich betroffen.