Die Bild-Zeitung hat ihre Leser in dieser Woche mit einem Bericht über Deutschlands fleißigsten Uber-Fahrer beglückt. Doch sind die Zahlen wirklich so grandios? Taxi Times hat nachgerechnet.
Aktualiserung am 24.10.19: Weitere Recherchen haben mittlerweile ergeben, dass es sich bei dem Fahrer tatsächlich um einen Angestellten des Mietwagenunternehmens Temkovitz handelt. Das Unternehmen hat auf seiner Facebook-Seite gepostet, wie stolz man sei, dass man den fleißigsten Fahrer in seinen Reihen habe. Vielleicht interessieren sich ja die Finanz- und Genehmigungsbehörden jetzt auch für diesen Fahrer – im Hinblick darauf, ob auch wirklich 3.000 Euro auf dem Gehaltszettel stehen oder ob auch tatsächlich alle Arbeitszeitgesetze eingehalten wurden…
20.500 Fahrten für Uber. 60 Arbeitsstunden pro Woche. Und dazu ein Verdienst von 3.000 Euro pro Monat. Für die Bild-Zeitung ist Daniel-George Geanta ein wahrer „Uber-Flieger“. Laut Bild ist er vierzig Jahre alt, sieht aber auf dem Foto aus wie 70. Für Uber fährt er seit dreieinhalb Jahren.
Rechnen wir mal: Herr G. fährt seit dreieinhalb Jahren. Das sind dann 182 Wochen. Pro Woche fährt er bis zu 60 Stunden. Insgesamt hat er also schon 10.920 Arbeitsstunden hinter dem Lenkrad verbracht, in denen er 20.500 Fahrten ausgeführt hat. Das ergibt pro Stunde 1,88 Fahrten in München. Diese Rechnung basiert auf der Annahme, dass Herr G. in den dreieinhalb Jahren keinen Urlaub genommen hat. Ob hier ein arbeitsrechtlicher Verstoß vorliegt, lässt sich nicht beurteilen, denn im Beitrag findet sich kein Hinweis, ob Herr G. selbstständig ist oder angestellt.
Immerhin scheint sich der Einsatz zu lohnen, denn mit rund 3.000 Euro verdient Herr G. „mehr als ein Taxifahrer“, wie er in der Bild-Zeitung prahlt. Auch hier fällt eine Einordnung des Verdienstes schwer, denn es fehlt jegliche genauere Angabe. Ist es der Brutto- oder Nettolohn eines Angestellten? Oder vielleicht sogar nur der monatliche Umsatz?
Rechnen wir ein weiteres Mal: Herr G. fährt bis zu 60 Stunden pro Woche. Ein Monat ist im Durchschnitt 4,3 Wochen lang. Herr G. fährt also pro Monat 258 Stunden und bekommt dafür insgesamt 3.000 Euro. Das ergibt einen Stundenlohn von 11,83 Euro und liegt immerhin fast drei Euro über dem Mindestlohn.
Als Angestellter müsste Herr G. auf der Basis einer seriösen Wirtschaftlichkeitsberechnung (wir orientieren uns hier an einer Taxikalkulation) pro Monat mindestens 8.500 Euro Umsatz einfahren.
Wir erinnern uns: Herr G. fährt 258 Stunden pro Monat und hat dabei im Schnitt 1,88 Fahrten. Er kommt so pro Monat auf 485 Fahrten, mit denen er 8.500 Euro verdienen muss. Also muss jede Fahrt einen Umsatz von 17,50 Euro erwirtschaften, pro Stunde 35 Euro. Wer die Verkehrssituation in München kennt, weiß, wie unrealistisch das ist. Und wie gesagt, hier ist keinerlei Urlaub berücksichtigt. Wenn Herr G. seine ihm gesetzlich zustenden 20 Tage nimmt, erhöht sich hier errechnete Umsatz nochmals. Hat Herr G etwa die Bild-Zeitung angelogen? Oder lügst die Bild-Zeitung etwa ihre Leser an?
Übrigens: All diese grandiosen Zahlen fährt Herr G. auch noch mit einem Elektrotaxi ein, von dem ja bekannt ist, dass die Ladezeiten deutlich länger sind als ein Tankvorgang an der Zapfsäule.
Fazit: Der „fleißigste Uber-Fahrer Deutschlands“ ist ein echtes Arbeitstier, das bis zur Selbstausbeutung schuftet. Vielleicht sieht er mit seinen 40 Jahren deshalb schon aus wie 70. jh
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Guter Faktencheck – man kann bei UBER rechnen wie man – es ergeben sich immer große Lücken und Fragezeichen … !!!
Und diese Lücken und Fragezeichen beruhen ohne Zweifel – auf Gesetzesverletzung und Illegalität … !!!
JZ
in Wien sind die Uber Fahrer wie Volltrottel unterwegs. Keine Ortskenntnis, kein Blinker, plötzlicher Stoppuhr etc. Wenn man ihnen das Handy wegkommt, finden Sie nicht mal mit einem Kamel nach Hause.
Vollkoffer
Das grenzt schon an Diskriminierung und gehört hier nicht hin mit dem Aussehen und dessen Alter. Außerdem kann sich der ein oder andere Taxler davon selber ein Lied reimen von 15 std schichten etc… Ball flach halten leute
Er war schon in Zermatt und in Prag. Da kann er aber froh sein das er seinen Leaf gerade voll aufgeladen hatte. Und selbst dann würde er es nach Zermatt wohl kaum schaffen.
Ich kann Herrn JH nur beipflichten,
und es ist keine Diskriminierung, es ist legitim, das Alter anderer zu schätzen.
Haben Sie das nie getan, Hayden ?
Viele teilen die Auffassung , daß Herr G. tatsächlich nicht wie 40 aussieht .
Die Bedenken des Verfassers sind berechtigt und erscheinen plausibel.
Das Taxigewerbe ist im Übrigen so transparent, daß kein Angestellter Fahrer mehr 15-Stunden-Schichten arbeiten darf und kann . ( Fiskaltaxameter, Aufzeichnungspflicht
etc. )
Also hier bitte nicht die Meinungsfreiheit durch solche Äußerungen beschneiden wollen .
„Das Taxigewerbe ist im Übrigen so transparent, daß kein Angestellter Fahrer mehr 15-Stunden-Schichten arbeiten darf und kann . ( Fiskaltaxameter, Aufzeichnungspflicht
etc. )“
Also diese Aussage ist ja wohl etwas naiv, blauäugig oder weltfremd. In wie vielen Kommunen gibt es den Fiskaltaxameter? Und die Aufzeichnungspflichten z.B. nach dem Mindestlohngesetz sind ja wohl ein Witz da sie kaum überprüft werden bzw- werden können. Da kann ja jeder dass reinschreiben was passt.
Der Beitrag ist klasse. Ich habe mich köstlich amüsiert. Die BILD-Story ist scheinjournalistische Personalanwerbung.
Da hast du absolut recht! Jeder Taxifahrer in Muc fahrt ganz vorbildlich 10 std am tag zur oktoberfest zeit und dokumentiert jede minute genauer als jeder buchhalter an der wallstreet!
Hallo Herr Hayden, wr fürchten, da haben Sie die eigentliche Intention dieses Beitrags nicht so ganz verstanden.
Liebe Redaktion,
der Herr Hayden hat da wohl auf den Kommentar von Nordlicht reagiert. Und seine Reaktion ist auch nicht falsch.
Da hat wohl die Redaktion die Intention des Kommentators nicht so ganz verstanden.