In Baden-Baden hat ein Mann einen Taxifahrer überfallen und mit einer Pistole bedroht. Er wurde von der Polizei schnell gefasst, aber auch ebenso schnell wieder freigelassen. Seitdem fährt bei den Taxikollegen im Kurort in jeder Schicht die Angst mit – erst recht, seit der Täter wenige Tage später wieder am Taxistand auftauchte.
Taxi ist wertvoll – unter anderem auch deshalb, weil Taxis einer Tarif-, Betriebs- und einer Beförderungspflicht unterliegen und damit die mobile Daseinsvorsorge sicherstellen. Doch diese Verlässlichkeit lockt bisweilen auch zwielichtige Gestalten ins Taxi. So geschehen am 27. Dezember kurz vor Mitternacht in Baden-Baden, als ein Fahrgast einen Taxifahrer mit einer Pistole bedrohte und zur Herausgabe von Bargeld sowie des Mobiltelefons zwang.
Anschießend war der Täter geflüchtet, konnte aber von der herbeigerufenen Polizei bereits kurz nach der Tat ermittelt und festgenommen werden. Der schnelle Fahndungserfolg der Polizei beruhigte den überfallenen Taxifahrer, der vom Täter glücklicherweise nicht verletzt worden war. Auch dessen Baden-Badener Taxikollegen waren erleichtert.
Doch dieses Aufatmen währte nur kurz, denn der Verdächtige wurde nur wenig später bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. „Die Tatsache, dass der Tatverdächtige auf freiem Fuß ist, sorgt für erhebliche Unsicherheit unter den Taxifahrern der Region“, berichtete Dirk Holl, Taxiunternehmer und Chef des überfallenen Taxifahrers, am 30. Dezember in einer Pressemitteilung. „Es besteht die Sorge, dass der mutmaßliche Täter weiterhin im Besitz einer Schusswaffe sein könnte, was die Angst vor weiteren Übergriffen verstärkt.“
Holl hatte deswegen seine Mitarbeiter vor dem Mann gewarnt und dazu ein Foto gezeigt, das eine Innenraum-Kamera während des Überfalls gemacht hat. Anders als bei der Pressemitteilung war das Foto des Täters bei dieser Info-Mail an seine Mitarbeiter nicht verpixelt. Vorher hatte er sich von seinem Anwalt bestätigen lassen, dass dies erlaubt sei. „Weil der Täter wieder auf freien Fuß war, steht die Notwendigkeit, die Mitarbeiter zu warnen vor einem möglichen Persönlichkeitsrecht des Täters“, versichert Holl.
Wie berechtigt diese Warnung war, zeigte sich dann in der Neujahrsnacht. „Gegen 5.25 Uhr hat sich ein Mann mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze einem unserer am Taxistand wartenden Taxis genähert und unseren Fahrer über das heruntergelassene Fahrerfenster angesprochen“, berichtet Dirk Holl gegenüber Taxi Times. Er habe angegeben, dass er auf der Suche nach einem bestimmten Taxifahrer wäre, weil er dort etwas im Taxi vergessen hätte. „So, wie er den Taxifahrer beschrieben hat, war der Kapuzenmann auf der Suche nach jenem Kollegen, den er wenige Tage zuvor überfallen hatte“, vermutet Holl. „Als mein Taxifahrer den mutmaßlichen Täter erkannt hat, ist er sofort weggefahren“.
Diese Begegnung hat sich dann sehr schnell unter der Belegschaft und den anderen Taxifahrern herumgesprochen. „Seitdem fährt erst Recht die Angst bei den Kollegen mit, auch wenn wir inzwischen wissen, dass es sich bei der Waffe während des Überfalls „nur“ um eine Schreckschusswaffe gehandelt hat“, steckt Holl nun im Dilemma. Einerseits muss er seine Taxis besetzen (Stichwort Betriebspflicht), andererseits kann er seine Mitarbeiter verstehen, wenn diese nun keine Nachtschichten mehr fahren wollen.
In einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft Baden-Baden vom 2. Januar 2025 bittet Dirk Holl um Hilfe, „wie wir am besten mit dieser Situation umgehen können.“ Eine Antwort hat der Unternehmer darauf bis heute (6.1.) nicht erhalten.
Auch Holls Bruder Sebastian, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Taxi-Holl, fordert nun „dringende Maßnahmen, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Wir sind in ständiger Angst. Unsere Fahrer wissen nicht, ob sie sicher zurückkehren werden. Es braucht klare Signale und Schutzmaßnahmen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern“. Die Taxiunternehmen im Raum Baden-Baden appellieren an die Behörden, den Vorfall ernst zu nehmen und umfassende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.
Warum sich der Täter nach dem überfallenen Taxifahrer erkundigt hat, ist unklar. Holl hat jedenfalls allen seinen Fahrerinnen und Fahrern mitgeteilt, dass sie auf keinen Fall Informationen zu dem überfallenen Fahrer preisgeben sollen. Dieser wird mittlerweile von der Berufsgenossenschaft psychologisch betreut. Noch im Dezember hatte Holl online eine „Meldung eines traumatisierenden Ereignisses während der beruflichen Tätigkeit“ gemacht und die Berufsgenossenschaft hat sich dann trotz der Feiertage postwendend gemeldet. jh
Das Beitragsfoto zeigt eine Aufnahme des Täters während des Überfalls. Aus rechtlichen Gründen wurde es unserer Redaktion lediglich verpixelt zur Verfügung gestellt (Foto: Holl AG)
Hinweis der Redaktion: Taxi ist wertvoll, denn Taxi ist Teil des öffentlichen Personennahverkehrs und aufgrund seiner gesetzlichen Vorgaben ein Garant für die mobile Daseinsvorsorge 24/7 an allen 365 Tagen im Jahr. Taxifahren bedeutet weit mehr als nur ein Lenkrad zu bedienen und Menschen von A nach B zu fahren. Taxifahrerinnen und Taxifahrer haben Personen allen Alters und aller Kulturen im Auto, auf die sie sich bei jeder Fahrt neu einlassen, während sie ihr Taxi in einem immer dichter werden Verkehr sicher zum Fahrtziel steuern.
Auch für Unternehmer bedeutet die Führung eines Taxibetriebs weit mehr als nur die Anschaffung und Betankung eines Fahrzeugs. Ausgestattet mit dem notwendigen betriebswirtschaftlichen Knowhow und offen für fundamentale antriebstechnische wie auch digitale Wandlungen lenken Taxiunternehmerinnen und Taxiunternehmer ihren Betrieb rechtssicher und gesetzeskonform.
Taxi ist wertvoll – dieses Motto steht deshalb im Fokus der Berichterstattungen des Taxi-Times-Verlags.