„Jetzt haben wir gar keine DAK-Fahrten mehr. Was ist jetzt besser: 1,30 € pro km oder 0,00 Euro pro 0,00 km?“ Diese Frage stellte ein Taxi-Times-Leser aus Bayern, wo der dortige Landesverband die Verträge mit der DAK gekündigt hatte und wo deshalb die DAK nun Exklusiv-Verträge mit einzelnen Taxiunternehmen machen würde. Für uns ein Anlass, um – im wahrsten Sinn des Wortes – einen Blick über den Tellerrand zu werfen.
Es war einmal ein Restaurantbesitzer, der in seinem Lokal Wiener Schnitzel mit Pommes anbot. Dazu musste er das Fleisch und die Kartoffeln einkaufen, er bezahlt Pacht für seine Gaststätte, hatte in Tische und Stühle investiert, in eine Fritteuse, Teller, Messer und Gabel etc. Allein, um diese Kosten zu decken, hätte er für das Schnitzel 9,90 Euro verlangen müssen. Weil er auch noch einen Koch beschäftigte, bot er jedes Schnitzel mit Pommes für 12,90 Euro an.
Da kam eines Tages ein wichtiger Gast und sagte: „Ich komme jeden Tag und bringe immer viele Gäste mit und wir essen jeden Tag bei dir ein Schnitzel mit Pommes. Aber nur, wenn du es für 6,90 Euro anbietest. Du kannst es dir jetzt überlegen, was für dich besser ist: Entweder jeden Tag für 6,90 Euro mehrere Schnitzel mit Pommes verkaufen oder ein Restaurant mit vielen leeren Tischen haben.“ Dem Restaurantbesitzer leuchtete das ein – der Deal war perfekt.
Doch mit jeder Woche mehr merkte er, dass ihm finanziell nichts übrigblieb. Er musste regelmäßig neue Teller kaufen, weil die alten durch die vielen Schnitzel, die auf ihm gelegen hatten, ganz schnell abgenutzt waren. Die Kartoffeln und das Fleisch wurden im Einkauf teurer, das Öl für die Fritteuse erst Recht. Obwohl er jeden Tag viele Schnitzel für 6,90 Euro verkauft hatte, hatte er doch immer weniger Geld für neue Teller und Kartoffeln und Fleisch und Öl übrig.
Er kaufte jetzt Pappteller und Plastikbesteck, die billigsten Kartoffeln und faseriges Fleisch. Die Pommes frittierte er einfach im alten Fett vom Vortag. Den Koch musste er entlassen, weshalb er dann gleichzeitig in der Küche stand und bediente und so die Wartezeiten auf die bestellten Schnitzel sehr lang wurden.
Der wichtige Gast aber hielt brav sein Wort. Er brachte immer noch täglich neue Gäste, die dann aber bald anstelle eines guten Schnitzels nur noch ein faseriges Schnitzel mit in alten Öl frittierten Pommes im Stehen gegessen haben, denn Geld für neue Stühle fehlte auch.
Weil das aber die Gäste vergraulte, die für ihr Schnitzel auch 12,90 Euro bezahlt haben, hatte der Restaurantbesitzer bald ausschließlich nur noch die Billigheimer in seinem Restaurant sitzen. Und so drehte sich die Spirale für den Restaurantbesitzer immer weiter nach unten, bis er irgendwann sein Restaurant schließen musste. Dem wichtigen Gast war das übrigens egal, er hatte längst andere Restaurantbesitzer gefunden, von denen er manche sogar dazu überredete hatte, ihr Wiener Schnitzel mit Pommes sogar für nur 5,80 Euro anzubieten.
Der Restaurantbesitzer sitzt mittlerweile einsam zu Hause und wenn er nicht gestorben ist, so überlegt er noch heute, ob es nicht doch besser gewesen wäre, an den wichtigen Gast gar keine Schnitzel mit Pommes zu verkaufen. jh
Hinweis der Redaktion: Das oben aufgeführte Zitat stammt aus einem Leserkommentar zu unserer Meldung vom 9.12.21 über Taxiunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern, die gegen das Preisdumping der DAK mobil machen.
Beitrags-Symbolfoto: Pixabay
Ihr habt vergessen, dass der Top-Kunde Bargeld verabscheut und nun der Restaurantbeditzer wochenlang auf sein Geld warten muß.
Ach nochwas, in einigen Wochen kommen noch Schutzgelderpresser…
Bei uns wären das dann die „Abrechnungsdienste“ wie DMRZ.
Mahlzeit!
Dabei habt der gute Gast vergessen zu erwähnen, dass er beruflich Schnitzel-Lieferant ist ;-(
Genauso funktioniert es. Oder eben nicht. Einfach pervers.
Genauso ist es.
Sehr guter Vergleich.
Der Vergleich ist super, vielleicht kapieren es unsere Billigheimer – Kollegen mit diesem Vergleich, das Problem ist doch bei jeder Ausschreibung gegeben, es gibt immer wieder Restaurantbesitzer, die mit Ihren Angeboten die Preise freiwillig drücken ohne nachzurechnen Hauptsache der „gute“ Kunde kommt zu mir und geht nicht zur Konkurrenz…..Damit schaden sie nicht nur sich selbst sondern der ganzen Branche. Wenn man dann ein Angebot im Sinne der Tarife abgibt, von denen man eben leben kann, wird man unglaubwürdig, da die Kassen (hier die AOK nicht die DAK) dann sagen: wenn das andere zu diesem Preis hinbekommen dann müssen Sie was falsch machen….! Im übrigen hab ich persönlich auf den Vertragsvorschlag der DAK geantwortet: Danke für das Angebot, aber ich möchte nicht Ihr Premium-Sklave sein. Witzigerweise kann ich jetzt ohne Vertrag einfach nach TTO mit meiner alten angeblich nicht mehr gültigen LE-Nummer abrechnen – Ausnahme: genehmigungspflichtige Fahrten. Geht doch auch (noch) so.
Toller Vergleich und entspricht dem was man auch bei der Geschichte sieht : Ein Bauer produziert die Kartoffeln den Zentner für 25 € und verkauft sie in seinem Laden für 20 €. Fragt ihn der Nachbarbauer eh, da verdienst du doch nix ? Doch antwortet der bei einem Sack sicher nix …..aber die Menge …. die machts…. ……. unsere Kilometermillionäre lassen grüßen……………
Leider traurige Wahrheit………..
Taxibranche ist längst Vergangenheit, dieser Drops ist gelutscht. Taxifahrer ohne Ortskenntnis sind der letzte Coup. Damit hat nun die bei Uber&Co fleischgewordene Ahnungslosigkeit die gesamte Personenbeförderungsbranche überzogen; der Kunde kann die ersten selbstfahrenden Autos kaum erwarten.
Als Sprachrohr für die Taxibranche sehen wir uns mehr als aktuelles denn als historisches Magazin und können deshalb Ihrer Einschätzung, Taxibranche sei längst Vergangenheit nicht anschließen. Einen regulatorischen Wegfall der Ortskunde kann nur derjenige mit dem Untergang der Branche gleichsetzen, dem die Idee und die Power fehlt, um an der von Ihnen angesprochenen fehlenden Qualitätsschraube in Eigenregie zu drehen.
Genau so sieht es aus. Dann Rasen wir nebenbei noch für Uber, free now und sonstwem durch die Stadt. In Berlin gibt es ja mittlerweile Taxiunternehmer-innen, die für 5 verschiedene Funkzentralen fahren und trotzdem am Halteplatz stehen…..
Unser Verband in Niedersachsen verhandelt die Tarife. Wer kein Mitglied im Verband ist kann diesen Tarif nicht mit der Kasse abrechnen sondern muss mit der Kasse verhandeln und „unter Preis „fahren. Meines Erachtens sollten diese Unternehmer aus der Vermittlung ausgeschlossen werden, damit sie genügend Zeit als Preisbrecher haben. Aber das sind dann diejenigen ,die als letzter in der Wartereihe auch Fahrgäste aufnehmen . Hier hilft nur eins: Ignoriern, kein Wort mit denen reden, wie Luft behandeln, und andere Möglichkeiten finden ,legal, zu ärgern.
Vielleicht wären ja auch landeseinheitliche wirtschaftliche Vergütungsverträge mit den Krankenkassen die für JEDEN gleich gelten der die entsprechenden Voraussetzungen, z.B. Nachweis gültiger Konzession, ordentliche Fahrzeuge, angemeldetes Personal usw. erbringt, helfen.
Dann hätte der Patient/ Kunde die bessere Möglichkeit das Unternehmen seines Vertrauens zu beauftragen und würde nicht von den Krankenkassen zu den Billigheimern verschoben werden.
Dann würde Qualität und Service wieder einen Wert bekommen. Gute Leistung ist und sollte ihren Preis – wert sein !! Das fände ich „geiler als Geiz“