Der Umgang des Bundesverkehrsministeriums mit der Dieselkrise ist so offensichtlich und haarsträubend von der Fahrzeugindustrie beeinflusst, dass einem als Autofahrer jegliches Vertrauen sowohl in die Bundespolitik als auch zum Fahrzeughersteller verloren geht. Und als Taxiunternehmer erst recht, denn dieselben Akteure entscheiden demnächst über Änderungen des Personenbeförderungsgesetzes und werden auch dabei wieder von Zetsche, Diess & Co massiv beeinflusst.
Glaubt man einem Bericht des Spiegel von dieser Woche (und warum sollte man einem renommierten unabhängigen Nachrichtenmagazin nicht glauben), dann führt an Hardwarenachrüstungen zur Verbesserung der Stickoxidwerte kein Weg vorbei. Deren Effizienz und technische Machbarkeit wird von Experten in Studien und Untersuchungen bewiesen. Beispielsweise vom ADAC in dessen Landsberger Testzentrum.
Ein 16-Liter fassender Tank (montiert beispielsweise in der Reserveradmulde eines Opel Astra) ist mit einer Harnstofflösung (Markenname AdBlue) gefüllt. Diese Lösung wird über Schläuche in jenen Abgasstrom eingespritzt, durch den die im Diesel-Motor entstandenen Stickoxide zum Auspuff geleitet werden. Der Harnstoff wird erhitzt (220 Grad), wodurch Ammoniak entsteht, das wiederum in einem unter dem Bodenblech montierten SCR-Katalysator auf die Stickoxide reagiert und zu Wasser und harmlosen Stickstoff umgewandelt wird. „Am Ende kommen bis zu 70% weniger Stickoxide aus dem Auspuff“, sagt der ADAC. Mit einem System, das in heutigen Modellen bereits zum Einsatz kommt.
Nicht zuletzt durch solche Untersuchungen hält auch eine Expertengruppe der Bundesregierung den Einbau von Katalysatoren für „eine sehr effiziente Maßnahme zur Emissionsreduzierung“. Der Spiegel zitiert dies aus einem 40-seitigen Abschlussbericht.
Eigentlich, so schreibt der Spiegel, hätte dieser Endbericht schon zu Jahresbeginn veröffentlicht werden sollen, aber er wurde immer wieder verschoben und bis heute nicht vorgelegt. Die dortigen Erkenntnisse würden schlecht zu den offiziellen Stellungnahmen aus dem Bundeskabinett passen, mutmaßt der Spiegel. Bekanntermaßen haben sich sowohl Kanzlerin Merkel als auch der neue Verkehrsminister Scheuer darauf festgelegt, es bei Software-Nachbesserungen zu belassen und den Nahverkehr sauberer werden zu lassen.
Gut verstaut in der Schublade und von „Scheuers Beamten wie ein Staatsgeheimnis gehütet“ soll laut Spiegel auch eine 14-seitige „Studie über das Potenzial einer Realisierung einer Hardware-Nachrüstung“ geheim gehalten werden. Darin werden alle Argumente der Auto-Industrie widerlegt, mit denen die Vorstände von BMW, Daimler und Volkswagen Hardware-Nachrüstungen bisher kategorisch ablehnen.
Krüger, Zetsche und Diess argumentieren, Hardware-Nachrüstungen seien mit einem hohen finanziellem Aufwand und rechtlichen Problemen verbunden, für die Katalysatoren sei kein Bauraum vorhanden und die Umsetzung würde auch mindestens zwei bis drei Jahre dauern. Die Studie, von einem Professor der TU München erstellt, der laut Spiegel sogar als Freund der Auto-Industrie gilt, würde dagegen nachweisen, dass die benötigten Komponenten zu einem Großteil schon entwickelt seien – und auch schon in jenen Ländern zum Einsatz kommen (Beispiel USA), in denen längst höhere Schadstoffgrenzwerte gelten.
Der hier zusammengefasste Spiegel-Beitrag trägt den Titel „Die nächste Lüge“, was den Nagel ziemlich genau auf den Kopf trifft. Die Angelogenen sind die Diesel-Fahrer und damit auch ein Großteil der Taxiunternehmer. Die Lügner sind die ranghohen Politiker (vom Volk gewählt), deren Beamte (unkündbar) und die Manager der Autokonzerne. Den Schaden haben die Autobesitzer, da der Wert aktueller Dieselfahrzeuge um mehr als ein Drittel zurückgegangen ist. Geht man davon aus, dass etwa 45.000 Diesel-Taxis und Mietwagen eingesetzt werden, deren Restwert bei jetzt durchschnittlich 8.000 Euro anstatt 12.000 Euro liegt, beträgt der Gesamtschaden für die Taxi- und Mietwagenbranche 180 Millionen Euro.
Die Hoffnung, dass dieser Schaden von denen beglichen wird, die ihn durch Tricksereien in der Software zu verantworten haben, war bisher sehr gering und wird durch die Spiegel-Enthüllungen weiter gedämpft. Bundespolitik und Fahrzeugmanager sind zu eng miteinander vernetzt. Und wenn man dann noch beobachtet, dass genau jene Konzerne parallel zu ihrem Dieselbetrug nun auch mit scheinbar neuen Mobilitätslösungen massiv und wettbewerbsverzerrend in den Markt der Personenbeförderung einsteigen, kann man erahnen, dass die dafür nötigen Änderungen des Personenbeförderungsgesetzes wohl eher dem Einfluss von Daimler, Volkswagen & Co folgen als den sozial- und gesellschaftspolitisch gewichtigeren Argumenten der Taxibranche. Das frustriert, darf aber die Taxiunternehmer nicht davon abhalten, auf allen politischen Ebenen weiter zu kämpfen. jh
Damit verabschiedet sich die Redaktion für diese Woche und wünscht allen Kolleginnen und Kollegen wie immer gute Umsätze. Mögen die Diesel-Taxis und Mietwagen, in denen Sie ihre Fahrgäste befördern, auch weniger wert sein – Die Leistung jedes einzelnen Taxifahrers ist nach wie vor absolut hochwertig, egal, welches Markenlogo auf dem Lenkrad eingraviert ist.
Symbol-Foto: Taxi Times
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Die Schuldigen werden wenigstens keinen Urlaub mehr ohne Personenschutz und Heli mit laufendem Motor im Ausland machen können. Der lange Arm der US-Justiz wird dafür sorgen. Haftbefehl gg die alte und neue Riege des vw-Vorstands!
Wenn einer am Anfang eines Artikels schreibt „und warum sollte man einem renommierten unabhängigen (! ,d.V.) Nachrichtenmagazin nicht glauben“, dann kann man den Rest des Artikels getrost nin die Tonne treten. Nicht weiter gelesen.