Gefühlt waren noch nie so viele Fahrzeuge mit Heckausschnitt auf der Europäischen Taximesse (ETM) zu sehen. Ob Trend oder Auswirkungen der PBefG-Novelle lässt sich schwer abschätzen.
Das PBefG lässt zwar bei seiner Auslegung einen gewissen Spielraum zu, dennoch ist eindeutig geklärt, dass Mehrwagenunternehmer ab der 20. Taxikonzession mindestens ein umgerüstetes Taxi für den Rollstuhltransport vorweisen müssen. Viele Kommunen wie Hamburg, München, München Land, oder Stuttgart haben bereits im Vorfeld der Novelle reagiert und Förderprogramme aufgelegt, welche den Umbau von Inklusionstaxis mit einem fünfstelligen Betrag bezuschussen. Gerade hinsichtlich der finanziellen Einbußen bedingt durch den Lockdown, könnte der Rollstuhltransport für viele eine neue, sichere Einnahmequelle sein. Der Bedarf ist vorhanden.
Die Fahrzeuggattung der Vans oder Busse machten dann auch einen besonders großen Anteil unter den bei der ETM Anfang November ausgestellten Fahrzeugen aus. Der Messestand von AMF Bruns zeigten einen zum KMP umgebauten VW Crafter. Er war mit dem sogenannten Smartfloor Systemboden, Smartseat Einzelsitzen, dem Linearlift Solid AL1 sowie mit einer Trittstufe ausgestattet. Zusätzlich waren auf dem Messestand ein umgerüsteter VW Caddy, ein Mercedes-Benz eVito sowie ein Mercedes-Benz Citan ausgestellt. Diese drei Fahrzeuge verfügten alle über einen Heckausschnitt mit Rollstuhlrampe.
Weitere Fahrzeuge mit AMF Bruns Komponenten waren auf den Ständen von Autohaus Bayer, Autohaus S+K, DVI Mobile und Ford Fiegl zu sehen. Direkt nebenan war dann auch das Autohaus Siebrecht mit einem umgerüsteten Ford Tourneo Connect, einem riesigen Ford E-Transit inklusive AMF Bruns Umbau vertreten. Der Wagen verbindet neben dem E-Antrieb auch die Möglichkeit, einen Rollstuhl zu befördern. Der Weg zum Ziel ist dabei recht aufwändig, denn die Basis liefert ein Transporter, der erst mit Fenstern und Dachhimmel wohnlich eingerichtet wird und dann noch auf 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht abgelastet werden muss.
Ein ähnliches Angebot war dann auch bei Ford Fiegl zu sehen. Das Autohaus, welches zur Emil Frey Gruppe gehört, zeigte neben einem Volvo XC60 in Hellelfenbein auch die Ford Produktpalette – von ganz groß bis zum Tourneo Connect. Ganz besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle die Gegenüberstellung von zwei Modellgenerationen des Ford Tourneo Connect: Während die aktuelle Version des Fords, der in Kooperation mit Volkswagen Nutzfahrzeuge entsteht und auf der Basis des Caddys aufbaut, der aktuell mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hat, ist es beim Vorgänger ganz anders gelagert. Zwar ist das Vorgängermodell auch nicht lieferbar, dafür hat das Team um Darius Prudlo vorgesorgt und viele Bestandsfahrzeuge angeschafft, die zum Teil auch bereits mit einem Heckausschnitt versehen sind. Damit kann das Unternehmen auf die häufig sehr kurzfristigen Wünsche der Taxiunternehmer reagieren. Ein weiterer Vorteil der Bestandsfahrzeuge: Sie sind auch finanziell interessant.
Auch bei dem Stand des Opel Autohaus Siebrecht waren Fahrzeuge mit Heckausschnitt zu sehen. Die Modelle Zafira und Vivaro waren jeweils die Basis für den Umbau. Auch bei Siebrecht konnten die interessierten Besucher ein Inklusionstaxi mit E-Antrieb unter die Lupe nehmen. Das Taxizentrum in Uslar organisiert im Kundenauftrag auch die Taxiumrüstung mit einem regionalen Partner.
Am Stand C 22 bei DIE Transform war neben einem VW Caddy Maxi mit Heckausschnitt und klappbarer Rampe ein Mercedes Sprinter mit einem Systemboden und Hublift ausgestellt. Ganz markant war dabei die Absicherung eines Sitzplatzes an der Schiebetür mit einem Geländer aus Edelstahl. Interessant für alle, die kurzfristig einen Caddy für den Rollstuhltransport einsetzen wollen, ist DIE Transform allemal, hat man doch in Nümbrecht mit einigen Lagerfahrzeugen ein kleines Polster angelegt.
Bei dem Spezialbetrieb MobiTec aus dem Allgäu konnte man neben einem elektrischen Fiat Scudo Kombi L3 mit Heckausschnitt auch zwei Caddy Maxi in unterschiedlichen Ausbaustufen anschauen. Neben einem Basic Modell, das, wie der Name schon sagt, einen Basisausstattung mit sich bringt, war ein zweiter umgebauter Caddy vor Ort. Diese Flatfloor genannte Variante zeichnet sich durch eine extrem große Bodenwanne aus, die es sogar ermöglicht, eine Fahrtrage zu befördern. Schon am ersten Tag konnte der Aussteller ein erstes Fazit ziehen und bescherte der Europäischen Taximesse im Vergleich zur IAA Mobility oder der Rehacare ein deutlich positiveres Feedback der Besucher.
Aus den benachbarten Niederlanden waren Vertreter der Tribus Group angereist. Der Umbauspezialist ist vor allem wegen seiner Systemböden und Klappsitze bei den Taxiunternehmern bekannt. Vor Ort konnte unter anderem der Niederflur-Minibus Civitas präsentiert werden, der im Heimatland des Unternehmens einen sehr großen Marktanteil hat. Ein ebenfalls ausgestellter Ford E-Transit war mit einem TriflexAIR 2.0 Bodensystem und einem drahtlosem Passenger Safety Check System zu einem Rollstuhl-Minibus umgerüstet.
In der Halle 2, in der auch das Tagungsprogramm abgehalten wurde, war die Firma Schöttler aus Velen vertreten. Das Unternehmen für Rehatechnik und Fahrzeugzubehör präsentierte auf dem Messestand neben einem VW Caddy mit Heckausschnitt auch ein umgerüstetes Großraumfahrzeug. Neben Klappsitzen war der Wagen auch mit einem Linearlift ausgestattet.
Auf dem Messestand mitten in der Halle 1 waren zwei Mercedes Sprinter Busse bei OV Steinborn zu sehen, die mit einer seitlich angebrachten Rollstuhlrampe ausgestattet waren.
Das Autohaus S+K aus Neu Wulmstorf nahe Hamburg präsentierte die Großraumtaxis Toyota Proace Verso und Toyota Proace City Verso als Rollstuhltaxis mit Heckausschnitt und Auffahrrampe von AMF Bruns. Der ausgestellte Proace Verso war als elektrische Variante zu sehen. Wie S+K im Vorfeld versicherte, können Fahrzeuge zum Teil kurzfristig ausgeliefert werden.
Bei Activa, einem Unternehmen der Bleker-Gruppe, werden die Rollstuhlumbauten in Borken durchgeführt. Auf dem Messestand waren jeweils ein umgebauter VW Caddy Maxi und ein Citroën Berlingo zu sehen. Die Fahrzeuge zeigten unterschiedlich aufwändige und damit teure Umrüstlösungen. Auch die Borkener können bereits umgerüstete Bestandsfahrzeuge anbieten.
Zwar war Mercedes in diesem Jahr nicht mit einem eigenen Stand vertreten und spendete auch nicht wie in den vergangenen Jahren eine E-Klasse als Tombola Hauptgewinn, trotzdem war die Marke mit dem Stern durch das Autohaus Lueg vertreten. Direkt am Eingang zur Messehalle waren die Modelle aus dem Van-Bereich ausgestellt. Neben einem eVito mit Heckausschnitt konnte man bei Lueg auch einen EQV sowie eine T-Klasse unter die Lupe nehmen. sg
Beitragsfoto: Taxi Times